Luzern investierte Millionen in Telefonsystem

Kaum ist Skype eingeführt, muss der Kanton wieder umstellen

Die kantonale Verwaltung braucht schon bald wieder ein neues Telefonsystem. (Bild: Adobe Stock)

Der Kanton Luzern hat mit Skype for Business für knapp 15 Millionen Franken ein neues Telefonsystem eingeführt. Doch schon lange ist klar: Der Anbieter Microsoft stellt das System bald ein.

Die Telefoninfrastruktur ins 21. Jahrhundert holen. Das war das Ziel des neuen Systems, das der Kanton Luzern in den vergangenen Jahren für die Verwaltung installieren liess. Den Auftrag erhielt Sunrise. Seit einem Jahr ist die Umstellung vollendet. Nun telefonieren die Kantonsangestellten an 184 Standorten und 85 Sitzungszimmern mit Skype for Business aus dem Hause Microsoft.

14,8 Millionen Franken kostete die Einführung, wie der Kanton Luzern diese Woche mitteilte (zentralplus berichtete). Damit wurde der Sonderkredit um 3,3 Millionen Franken unterschritten. Sprich: Die Umstellung war deutlich günstiger als geplant.

Skype wohl noch bis zum Sommer 2025

Allerdings gibt es einen Haken: Anbieter Microsoft stellt Skype for Business ein, wie schon seit längerer Zeit bekannt ist. Am 9. Januar 2024 ist offiziell Schluss. Was das genau heisst, ist derweil aber noch unklar. Unterstützung bietet Microsoft noch bis im Oktober 2025 an. Hat der Kanton also Millionen an Steuergeldern in ein System investiert, das schon bald nicht mehr brauchbar ist?

Philipp Breit, Mediensprecher des kantonalen Finanzdepartements, verneint. «Der Kanton Luzern wird, solange Skype betrieben und unterhalten wird, auch mit dieser Software arbeiten.» Er gehe momentan von einer Umstellung ab Sommer 2025 aus.

Die Nachfolgelösung heisst Microsoft Teams, stammt also aus dem gleichen Haus. Die Umstellung auf diese Umgebung sei «auf keinen Fall mit der abgeschlossenen Umstellung zu vergleichen», sagt Breit. Als auf Skype for Business umgestellt worden sei, seien fixe Telefonanlagen demontiert und Skype for Business inklusive Software und Technik grossflächig installiert worden. Zudem habe der Kanton damit die Basis für zukünftiges digitales Arbeiten gelegt.

Einstellung ist bereits seit vier Jahren bekannt

Der Wechsel von Skype for Business auf Microsoft Teams scheint in der Tat einfacher als derjenige von einem analogen Telefonsystem auf ein digitales. Zumal das System vom gleichen Anbieter stammt.

Doch hätte man die erneute Umstellung von Skype for Business auf Microsoft Teams nicht früher und besser antizipieren können? Für den Kanton ist klar: Nein. «Als der Kanton sich damals mit der Einführung einer digitalen Telefonie beschäftigt hat, war Skype for Business die einzige auf dem Markt verfügbare Lösung, die unsere komplexen Anforderungen und Ansprüche erfüllen konnte», sagt Philipp Breit.

Damals sei noch nicht absehbar gewesen, dass Skype dereinst auslaufe, erklärt Breit.

Zur Einordnung: Der Luzerner Kantonsrat gab im Januar 2019 grünes Licht für die Einführung von Skype for Business, woraufhin das Projekt zur Umstellung gestartet wurde. Microsoft gab aber nur ein halbes Jahr später bekannt, das System per Ende Juli 2021 einstellen zu wollen, wobei der US-amerikanische Technologiegigant den Termin zur Abschaltung danach mehrere Male hinausschob. Als Nachfolgelösung ist Microsoft Teams präsentiert worden.

Steuerzahler muss erneut ins Portemonnaie greifen

Nun muss der Kanton also erneut umstellen. Das Projekt M365, mit dem die Skype-Telefonie auf Microsoft Teams umgelegt werden solle, befinde sich bereits in der Vorbereitungsphase, sagt Breit. Das Vorhaben umfasse dabei nicht nur die Telefonie, sondern den gesamten «digitalen Arbeitsplatz» mit den Produkten von Microsoft 365.

Es bleibt die Frage, ob dieses neue Projekt Mehrkosten mit sich bringt. Mediensprecher Breit erklärt: «Die Lizenzierungskosten werden künftig im Mietmodell angeboten. Rein von den Wartungskosten entstehen keine Mehrkosten, hingegen fallen Projektkosten für die Einführung von M365 an.» Der Steuerzahler muss also erneut ins Portemonnaie greifen.

Doch wie teuer die Umstellung wird, sagt der Kanton noch nicht: «Da sich das Projekt zurzeit in der Initialisierungsphase befindet, können zu allfälligen Kosten noch keine Angaben gemacht werden.»

Verwendete Quellen
  • Information zu Skype for Business
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Philipp Breit, Sprecher des Luzerner Finanzdepartements
  • Mitteilung von Microsoft, Skype for Business per Ende Juli 2021 einzustellen
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9 Kommentare
  • Profilfoto von Lea Gruntz
    Lea Gruntz, 10.12.2023, 14:32 Uhr

    Alle zurücktreten die daran beteiligt waren, oder fristlos entlassen.

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    Roli Greter, 08.12.2023, 11:23 Uhr

    «Komplexe Anforderungen und Ansprüche» 🤣

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  • Profilfoto von Rudolf Schweizer
    Rudolf Schweizer, 08.12.2023, 09:09 Uhr

    Das Problem bei der IT Beschaffung liegt darin, das die Hersteller schon lange auf Zwangswirtschaft umgestellt haben. Damit ich mit meinem alten Handy, auch wiederum meine email empfangen kann, bin ich gezwungen ein Neues zu kaufen. Wenn ich aber damit nur Telefonieren muss, weil nur dieses Telefon vorhanden ist, dann geht das immer noch, aus Sparmassnahmen verzichte ich dann halt auf die Emails auf meine alten i Phone 4. Es wird erst eine Neues Gerät angeschafft, wenn das alte den Geist definitiv aufgibt, denn ob wir nun wollen oder nicht, wie können uns die Wegwerfgesellschaft nicht Leisten. «Vielleicht wäre es Ratsam wenn der Kanton Luzern wieder auf ein Analoges System umstellt». Denn Manchmal hat man schon das Gefühl, da wird das Geld zum Fenster hinausgeworfen.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 08.12.2023, 12:57 Uhr

      Eine Software ist nicht Hardware. Eine Software kann wirtschaftlich nur eine gewisse Zeit betrieben werden, da sich neue Funktionen und Updates nicht mehr Lohnen. Beim nächsten Wechsel im 2025 wird der Entscheid für die aktuelle Skype Lösung 8 Jahre her sein. In der Software Branche ist das eine Ewigkeit.

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  • Profilfoto von Fritz Meyer
    Fritz Meyer, 07.12.2023, 20:07 Uhr

    Eigentlich ist Gersau doch im Kanton Schwyz.
    Doch bei uns findet das eidgenössische Schildbürgertum zuerst in der Stadt Luzern und dann im Kanton Luzern statt.
    Verantwortlich ist Niemand, weder fachlich noch politisch. Vermutlich macht man dann irgendwann Bill Gates dafür verantwortlich.
    Spannend zu wissen wäre, wer für die Medienmitteilungen verantwortlich ist, die letzte Woche kommuniziert haben, man habe Millionen gespart weil man das Budget nicht ausgenutzt hat. Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten, den Kauf eines bereits bei der Einführung bereits veraltetes Systems als günstige Gelegenheit zu verkaufen.

    Das kommunikativ so in etwa in der Dimension vom Begriff «Sondervermögen» in unserem nördlichen Nachbarland.

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    Public-Private-Partnership, 07.12.2023, 13:43 Uhr

    Denselben faux-pas hat bereits die Stadtverwaltung produziert.
    Man fragt sich, wer dort für die Beschaffung solcher Systeme verantwortlich ist. Nun, offenbar lässt sich der Staat sehr bereitwillig abziehen.
    In vier Jahren kann man ihm dann das nächste System offerieren, welches sonst längst keine Organisation mehr kaufen würde.

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      Der Denunziant, 07.12.2023, 19:31 Uhr

      Welche Stadt? Die Stadt Luzern hat die Ablösung der bestehenden Uralt-Telefonzentrale 2017 öffentlich submissioniert. Gewinner war die Swisscom mit dem System Skype for Business, da zu diesem Zeitpunkt schlicht keine andere Software mit demselben Funktionsumfang auf dem Markt verfügbar war. Die Einführung erfolgte 2018 in der ganzen Verwaltung. Gemäss meinen Quellen wird ebenfalls 2025 auf Teams-Telefonie umgestellt. Das wäre dann also eine Laufzeit von 7 Jahren oder 8 Jahre seit dem Ausschreibungstermin. Das sind in der ICT-Welt und den immer kürzeren Innovations-Zyklen schon fast Lichtjahre. Wo liegt also das Problem?

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      • Profilfoto von Eine aus der Stadtverwaltung
        Eine aus der Stadtverwaltung, 08.12.2023, 09:09 Uhr

        Danke für die Klarstellung mit genauen Daten! Oh, wie einfach ist doch Beamten-Bashing. Aber merke: Der Staat sind in der Demokratie nicht die bösen Andern, sondern wir alle zusammen.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 08.12.2023, 12:55 Uhr

      Keine Ahnung, aber davon viel – Die Ausschreibung war 2017, damals war dies die einzige taugliche Lösung. In der IT sind die 7-8 Jahre bis zur nächsten Ablösung eine Ewigkeit. Da wurde KEIN Fehler gemacht!

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