Durchbruch eher Zufall als Strategie?

Alounga und der zweifelhafte FCL-Plan mit den Talenten

FCL-Stürmer Yvan Alounga nimmt auf Leihbasis bei Schaffhausen einen neuen Anlauf in der Challenge League: «Das ist keine Bestrafung, sondern eine Chance», so FCL-Sportchef Remo Meyer. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

In Yvan Alounga (19) hat der FCL im Sommer 2020 eine schöne Summe investiert. Nach einer ordentlichen Debüt-Saison verschwand er im letzten Halbjahr in der Versenkung und wurde nun nach Schaffhausen ausgeliehen. Der Tabellenletzte musste im Sturm mit Asumah Abubakar nachrüsten. Doch FCL-Sportchef Remo Meyer verteidigt die Talentförderung.

Es fing alles so an, wie man es sich bei den FCL-Verantwortlichen erhofft hatte. Yvan Alounga, die Neuverpflichtung aus Aarau, machte 25 Spiele in der Saison 2020/21 und dabei liess er mit einem Tor und drei Assists bisweilen sein Talent aufblitzen.

Aber mit Beginn dieser Saison fing es an zu harzen. Kein Tor und keinen Assist in den zwölf Einsätzen bis zur Winterpause. Was war da passiert?

«Yvan Alounga hat in seiner Entwicklung stagniert. Er bekam wegen seiner Leistungen nicht mehr genügend Einsatzzeit», sagt FCL-Sportchef Remo Meyer. Für einen jungen Spieler sei Spielpraxis das Wichtigste, bemerkt Meyer. «Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, Yvan Alounga bis zum Saisonende an den FC Schaffhausen auszuleihen.»

FCL: Abubakar für Alounga

Es ist nicht überliefert, wie toll Yvan Alounga seinen Neustart im Norden der Schweiz empfindet. Das sei keine Bestrafung, sondern eine Chance für ihn, stellt Meyer klar.

Zentral aber ist die Kostenfolge für seinen Arbeitgeber. Der FC Luzern musste seinem vor Beginn der Winterpause neuverpflichteten Cheftrainer Mario Frick einen neuen Stürmer posten. Von Lugano kam Asumah Abubakar (24) und wurde mit einem Vertrag bis 2024 ausgestattet.

«Es braucht viel Geduld, bis sich ein Spieler in der höchsten Liga durchsetzen kann.»

FCL-Sportchef Remo Meyer

Allerdings ist der flinke und frühere Kriens-Stürmer in seinen 37 Meisterschaftseinsätzen für Lugano (fünf Tore und zwei Assists) bislang den Nachweis schuldig geblieben, dass er auch eine Mannschaft in der Super League gefährlicher machen kann. Aber genau darauf ist der Tabellenletzte FC Luzern bei seiner Mission Ligaerhalt in diesem Halbjahr angewiesen.

Celestini brachte drei FCL-Talente gross raus

Im FC Luzern entstand zuletzt der Eindruck, dass die Karriere einer Hochbegabung mehr von den persönlichen Präferenzen und der Klasse des jeweiligen Cheftrainers als von einer klaren Planung der Klubführung abhing. Fabio Celestini hat in seinen fast zwei Jahren beim FCL Innenverteidiger Marco Burch und Filip Ugrinic, Luzerns mittlerweile grössten Trumpf im Vorwärtsgang (zentralplus berichtete), zu festen Grössen gemacht. Und darüber hinaus den aktuellen Basel-Stürmer Darian Males gross rausgebracht.

Bei Interimstrainer Sandro Chieffo tauchte unvermittelt Jungstürmer Noah Rupp auf. Planlos und vogelfrei wurde der 18-jährige Offensivspieler gegen Ende der Vorrunde ins kalte Wasser geworfen. Ob man Rupp damit einen Gefallen gemacht hat, bleibt zu bezweifeln.

«Im Kampf um den Ligaerhalt geht es für uns in erster Linie darum, die bestmöglichen Spieler auf den Platz zu bringen.»

FCL-Sportchef Remo Meyer

In der Gunst des aktuellen Cheftrainers Mario Frick scheint wegen seiner Aufgebote in den Testspielen Ardon Jashari (19) ein hohes Standing zu haben. Ist das aber bloss eine weitere Momentaufnahme oder hat der FCL eine klare Vorstellung davon, wie er seine Talente weiterentwickeln will?

Zeit für eine eigenständige Zukunftsstrategie des FCL?

«Wir glauben an jedes unserer Talente aus der eigenen Nachwuchsabteilung als auch an jene, die wir von auswärts zu uns holen», versichert Remo Meyer. «Aber es braucht viel Geduld, bis sich ein Spieler in der höchsten Liga durchsetzen kann. Und wir lassen uns nicht unter Druck setzen. Es gibt verschiedene Wege zu diesem Ziel.»

Um ein Missverständnis auszuschliessen: Es ist nicht so, dass der FCL in der Talentförderung versagt hat. Das belegen die Karrieren von Jonas Omlin, Ruben Vargas, Darian Males und der aufstrebenden Marco Burch sowie Filip Ugrinic.

Aber der FCL könnte, wenn er seine mit gut drei Millionen Franken pro Saison alimentierte Nachwuchsstrategie schärft, noch mehr aus seinem Potenzial und seinen beschränkten finanziellen Mitteln herausholen. An der Schwelle zur Challenge League könnte das Definieren einer eigenständigen Zukunftsstrategie erst recht Sinn ergeben.

Vor dem Hintergrund des aktuellen Tagesgeschäfts sagt FCL-Sportchef Remo Meyer: «Im Kampf um den Ligaerhalt geht es für uns in erster Linie darum, die bestmöglichen Spieler auf den Platz zu bringen.»

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit FCL-Sportchef Remo Meyer
  • Regelmässige FCL-Matchbesuche seit Sommer 2018
  • Diverse Gespräche mit Experten
  • Statistiken von www.transfermarkt.ch
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