Wegen SP-Initiative

An der Zuger Baarerstrasse entstehen deutlich mehr günstige Wohnungen

Günstig wohnen in luftiger Höhe? Im geplanten Holzhochhaus Pi könnte das bald möglich sein. (Bild: zvg Tech Cluster Zug)

In einem Geviert mitten in der Stadt Zug soll wortwörtlich Grosses entstehen: ein 80 Meter Hochhaus und gut 10'000 Quadratmeter preisgünstiger Wohnraum. Wegen der angenommenen SP-Initiative muss ein Grundeigentümer jedoch deutlich mehr günstige Wohnungen bauen.

Das Stadtzuger Geviert zwischen Baarer-, Göbli-, Industrie- und Mattenstrasse wandelt sich demnächst stark. Die vier Grundeigentümer, der Kanton Zug, eine Stockwerkeigentümerschaft, die Vaudoise-Versicherung sowie die Urban Assets Zug möchten ihre Grundstücke ausloten. Letztere plant eine 80-Meter-Holzhochhaus, bei dem mindestens 90 Prozent der Fläche fürs Wohnen geplant ist. Weiter sollen die heutige «rote Post» und das Gewerblich-Industrielle Bildungszentrum Zug (GIBZ) durch Neubauten ersetzt werden(zentralplus berichtete). Für das Vorhaben besteht ein ordentlicher Bebauungsplan, den der Grosse Gemeinderat beraten sollte.

Doch dann kam die SP-Initiative «2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand». Nach der haarscharfen Annahme liess Bauvorsteherin Eliane Birchmeier (FDP) alle aktiven Bauverfahren stoppen, um die Konsequenzen der Initiative einschätzen zu lassen (zentralplus berichtete). Im November soll ein Rechtsgutachten vorliegen, das Klarheit schaffen soll.

Während der Wartezeit hat die Stadt Zug mit allen betroffenen Grundeigentümerinnen von Bebauungsplänen Kontakt aufgenommen. Dabei stellte sie sie vor die Wahl: Das Rechtsgutachten abzuwarten oder weiterzumachen und dafür die Vorgaben der Initiative umfassend umzusetzen. Die Grundeigentümer des Gevierts beim GIBZ haben sich für letzteres entschieden, wie die Stadt Zug in einem neuen Bericht und Antrag mitteilt.

2700 Quadratmeter mehr günstigen Wohnraum

Das bedeutet: Nach der Initiative müssen mindestens 40 Prozent der neu erstellten Wohnflächen preisgünstig sein. Bisher mussten die Eigentümer gemäss Bebauungsplan preisgünstigen Wohnraum im Umfang von 20 Prozent der Mehrausnützung bauen, was etwa 10'000 Quadratmetern entsprach. Neu müssen 12'700 Quadratmeter preisgünstiger Wohnraum entstehen. Das hält die Stadt Zug in einer Ergänzung zum bisherigen Bebauungsplan fest.

Was dabei auffällt: Die ganze Verantwortung für preisgünstigen Wohnraum trägt nur die Urban Assets Zug. Obwohl für den geforderten Anteil die geplante Wohnfläche beider Bauprojekte – also «rote Post» und Hochhaus «Pi» – zusammengerechnet werden, sollen nur im Hochhaus der Urban Assets Zug günstige Wohnungen entstehen. Dazu hält Birchmeier auf Nachfrage fest: «Die Baubereiche gehören zum gleichen Bebauungsplan. Wo der preisgünstige Wohnraum realisiert wird, ist nicht erheblich. Wichtig ist nur, dass über den gesamten Bebauungsplan der geforderte Anteil erbracht wird.» Das sei auf Vorschlag der Urban Assets Zug so abgesprochen.

Unternehmen will einen Beitrag leisten

Gemäss der Projektleiterin Bauherrenvertretung der Urban Assets Zug, Katja Hauser, habe das Unternehmen bereits in der ersten Fassung des Bebauungsplans die Hauptverantwortung für preisgünstigen Wohnraum übernommen. Die Änderungen im Rahmen der Initiative ändere nichts an dieser grundsätzlichen Haltung. «Wohnraum und vor allem preisgünstiger Wohnraum in der Stadt Zug ist rar: Mit der Fortführung der Planung unseres Projekts Pi können wir einen Beitrag leisten.»

Das geplante Holzhochhaus «Pi» wird die allermeisten städtischen Gebäude überragen. (Bild: zvg)

Für das Mutterunternehmen Metall Zug sei preisgünstiger Wohnbau immer ein Thema gewesen, so Hauser. Dabei sei das Projekt Pi keine Ausnahme: «Wir wollen zu einer guten Durchmischung von Wohnen und Arbeiten im Quartier beitragen. Dabei ist der Wohnungsmix des Projektes Pi mit seinem hohen Anteil preisgünstiger Wohnungen ganz wichtig.» Die zusätzlich geforderten 2700 Quadratmeter würden darum auch nichts an der Struktur des bisherigen Projekts ändern.

Vor dem Bauen wird noch diskutiert

Bis die Bagger auffahren, müssen die Pläne nochmals durch das Stadtzuger Parlament. Wie Eliane Birchmeier schreibt, befasse sich demnächst die Bau- und Planungskommission mit dem Bebauungsplan. Voraussichtlich Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres komme die Vorlage für die 1. Lesung in den Grossen Gemeinderat. Das Bauprojekt werde dabei parallel weiterentwickelt, schreibt Katja Hauser von Urban Assets Zug.

Hinweis: In einer früheren Version stand als Mutterunternehmen der Urban Assets Zug die V-Zug. Korrekt ist jedoch die Metall Zug.

Verwendete Quellen
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