Nach Habermacher-Aus: So steht es um Luzerns Bäckereien
In und um Luzern mussten seit Jahresbeginn fünf Bäckereien schliessen. Der Luzerner Bäckerverband erklärt, wieso dennoch kein Grund zur Panik besteht – und auch kleinere Bäckereien Überlebenschancen haben.
Das Ende der Habermacher Bäckerei gab letzte Woche zu reden. Die verbleibenden drei Filialen in Ebikon, Kriens und im Stadtluzerner Ortsteil Littau bleiben auch nach den sommerlichen Betriebsferien geschlossen. Die Habermacher Bäckerei geht in Konkurs (zentralplus berichtete).
Darum drängt sich die Frage auf, wie sehr die Branche in der Krise steckt. Peter Aregger ist Marketingverantwortlicher des Bäcker-Confiseurmeister-Verbands Kanton Luzern. Er nimmt zu den Fragen von zentralplus Stellung.
zentralplus: Peter Aregger, wie gehts den Luzerner Bäckereien?
Peter Aregger: Wie in vielen anderen Regionen sind auch in Luzern die Bäckereien mit starkem Wettbewerb konfrontiert. Die Preise müssen sehr gut kalkuliert werden. Trotz dieser Herausforderungen gibt es aber auch positive Entwicklungen.
zentralplus: Zum Beispiel?
Aregger: Luzerner Bäckereien haben durch Nischenprodukte, lokale Kundentreue und innovative Konzepte wie Café-Bäckereien oder spezielle Dienstleistungen wie Catering erfolgreich ihren Platz behaupten oder gar ausbauen können.
zentralplus: Oft leben Bäckereien nicht mehr nur vom Brotebacken, sondern auch vom Take-away-Geschäft. Haben sie angesichts der Konkurrenz durch Migros, Coop und Co. in diesem Bereich langfristig eine Chance zu überleben?
Aregger: Der Take-away-Bereich ist seit längerer Zeit ein wesentlicher Umsatzträger bei den Bäckereien. Gegenüber der Konkurrenz müssen wir mit Qualität und Frische überzeugen. Viele Bäckereien bieten eine grosse und vielfältige Auswahl an Snacks an, welche in der eigenen Backstube hergestellt werden. Durch gezielte Werbeaktionen, Treueprogramme, oder spezielle Angebote können Bäckereien sich von den Grossisten abheben.
zentralplus: Gibt es in Luzern zu viele Bäckereien, ist die Konkurrenz zu gross?
Aregger: Wir als Verband sind grundsätzlich der Ansicht, dass es nicht zu viele Betriebe gibt. Es gibt genügend Chancen, sodass sich alle behaupten können. Jeder Betrieb ist stark gefordert, sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen, um sich auch in Zukunft erfolgreich behaupten zu können.
zentralplus: Wie schwierig ist es, als kleine Bäckerei zu überleben?
Aregger: Erfolg ist unabhängig von der Betriebsgrösse möglich. Während sich einige grössere Betriebe äusserst erfolgreich positioniert haben, gibt es auch viele gute Beispiele von kleinen Betrieben, die sich behaupten können.
zentralplus: Zuletzt traf es aber vor allem kleinere Bäckereien, wenns um Schliessungen ging. Passiert in Luzern das, was im Kanton Zug bereits passiert, ist: Immer mehr kleine Bäckereien schliessen, sodass nur noch grössere übrigbleiben (zentralplus berichtete)?
Aregger: In beiden Kantonen herrscht ein starker Wettbewerb. Zug gehört zu den wohlhabendsten und teuersten Regionen der Schweiz. Die Luzerner Bevölkerung ist sich hingegen an ein tieferes Preisniveau gewohnt, was viele Betriebe vor die Herausforderung stellt, ihre strukturellen Kosten decken zu können. Insbesondere die steigenden Personalkosten, getrieben von steigenden Mindestlöhnen, machen es vielen Betriebe schwer, auch in Zukunft überleben zu können.
zentralplus: Mit welchen Schwierigkeiten schlagen sich die Luzerner Bäckereien sonst so herum?
Aregger: Bäckereien stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sowohl wirtschaftlicher als auch struktureller Natur sind. Fehlende Nachfolger von abtretenden Bäckern, steigende Rohstoff- und Energiekosten sowie die stark steigenden Personalkosten, sind ein hoher Belastungsfaktor für sämtliche Bäckereien.
zentralplus: Wie verbreitet ist der Fachkräftemangel bei Luzerner Bäckereien? Wenn immer wieder Bäckereien schliessen, sollte sich das Personal doch gut auf die weiterhin bestehenden Bäckereien verteilen, oder?
Aregger: Personal, welches aufgrund einer Schliessung nicht mehr weiterbeschäftigt werden kann, findet oft Anschluss bei anderen Bäckereien. Doch der Fachkräftemangel, vor allem bei den gelernten Backstuben-Mitarbeitern, bleibt eine grosse Herausforderung für sämtliche Betriebe. Da sind alle gefordert, attraktive Arbeitsplätze in einem guten Umfeld anbieten zu können. Der Nachwuchs fehlt oft, Jugendliche wählen andere Berufsbranchen, obwohl unser Beruf äusserst kreativ und vielseitig ist.
zentralplus: Woran liegt das?
Aregger: Die viel zitierte Nachtarbeit gehört nicht nur in unserer Branche noch immer zum Alltag. Viele unserer Betriebe haben diese aber durch grosse Investitionen auf ein Minimum reduziert und arbeiten grossmehrheitlich tagsüber.
Einst Moderator und Redaktor beim Radio 3FACH, schreibt Joel Dittli seit 2023 bei zentralplus. Um auch den künftigen Herausforderungen im Medienalltag gewachsen zu sein, absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern. Als Reggae-Musiker und FCL-Fan verbringt er die freien Wochenenden oft singend.