Erster Anlauf scheiterte

Kino Bourbaki setzt auf Streamingdienst – schon wieder

Die Premiere des Films über die Luzerner Tiefsteuerstrategie im Bourbaki stiess auf grosses Interesse.

(Bild: jal)

Zwar erholen sich die Schweizer Kinos langsam, die Konkurrenz durch Streamingdienste bleibt jedoch gross. Die Betreiber des Kinos Bourbaki in Luzern setzen deswegen auf ein neues Streamingangebot. Nachdem das erste nicht gut anlief.

Als sich im vergangenen Sommer die Kinofilme «Oppenheimer» und «Barbie» die Leinwände geteilt haben, hat das nicht nur für einen wahren Regen an Auszeichnungen gesorgt, sondern auch für volle Kinosäle. Sehr zur Freude der Kinos – auch in der Zentralschweiz.

Während das Kino in der Regelmässigkeit einer «Fast & Furious»-Fortsetzung für tot – oder zumindest sterbend – erklärt wird, zeichnen die aktuellen Zahlen ein optimistischeres Bild. Im Jahr 2023 verzeichneten die Schweizer Kinos über zehn Millionen Eintritte – so viele, wie seit Beginn der Covid-19-Pandemie nicht mehr. Damit liegen die Zahlen gemäss dem Bundesamt für Statistik «nur» noch 16 Prozent unter der Zeit vor der Pandemie.

Die einen setzen auf Bowling – andere auf Streaming

Trotz allem ist die Konkurrenz durch Streamingplattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ nicht wegzureden. Sie lässt die Kinos kreativ werden, zwingt sie zum Umdenken und zur Anpassung. Die Blue Cinema AG, die in der Stadt Luzern das Kino Capitol und in Emmenbrücke das Kino Maxx betreibt, hat bei letzterem jüngst einen grossflächigen Ausbau abgeschlossen. Nebst den acht Kinosälen sind neu auch eine Bowlinganlage samt Bar, ein Spielplatz und eine grössere «Gamezone» mit Spielautomaten hinzugekommen. «Multitainment» lautet das Zauberwort (zentralplus berichtete).

Bei der Neugass Kino AG mit Sitz in Zürich – sie betreibt in Luzern das Kino Bourbaki – begegnete man der Konkurrenz am heimischen Bildschirm mit einem entsprechenden Gegenangebot. Cinu.ch heisst die Plattform, die gemäss einer Medienmitteilung Streaming und Kino vereint. Auf der Plattform sind sowohl das aktuelle Kinoprogramm als auch rund 1000 Filme gelistet, die direkt gemietet und gestreamt werden können. Ein Abo ist dafür nicht nötig. Unter den verfügbaren Filmen sind auch jene, die erst kürzlich noch über die Leinwand geflimmert sind.

Mehr Attraktivität für junges Publikum

Dass sich damit das Kino selbst kannibalisiert, weil die Leute lieber auf den günstigeren Stream warten, statt den Film im Kino zu schauen, glaubt Res Kessler von der Neugass Kino AG nicht. «Wir gehen davon aus, dass sich die beiden Teile Kino und Streaming gegenseitig fördern werden, da wir eine sehr kinoaffine Kundschaft haben», schreibt er auf Anfrage. «Das Streaming bietet ihnen einen Mehrwert, der nicht in Konkurrenz zum Kinobesuch steht.» Zudem werden die Filme nicht früher auf cinu.ch erscheinen als auf anderen Streamingplattformen. «Das Fenster zwischen Kino- und Streamingstart wird durch uns nicht aktiv verkürzt», so Kessler.

Gleichzeitig geht es bei der neuen Plattform auch darum, eine jüngere Kundschaft anzusprechen – ein Problem, mit dem Arthouse-Kinos immer wieder zu kämpfen haben, wie auch das Stattkino in Luzern feststellen musste (zentralplus berichtete). Über das Streamingangebot sollen jüngere Kinogäste den Zugang zum Kino wiederfinden.

Nicht der erste Versuch

Cinu.ch ist nicht der erste Versuch des Unternehmens, auf den Streamingzug aufzuspringen. Schon 2019 spannte die Kinokette mit Cinefile zusammen, einer Schweizer Filmplattform, die sich auf Arthouse-Filme fokussiert. Das Angebot kam aber nur schleppend in Gang, die Nachfrage blieb gering (zentralplus berichtete). Deswegen hätte sich die Neugass Kino AG dazu entschieden, die Zusammenarbeit aufzulösen, wie Res Keller erklärt. Auf die Filmauswahl habe man nur bedingt Einfluss gehabt, und für Kino und Streaming seien separate Logins nötig gewesen.

«Wir glauben weiterhin an den Fortbestand des Kinos.»

Res Keller, Neugass Kino AG

Die neue Plattform wurde von der Neugass Kino AG als Transformationsprojekt des Kantons Zürich von Grund auf realisiert und unter anderem auch mit Beiträgen der Stadt Luzern, dem Lotteriefonds des Kantons Luzern und der Ernst Göhner Stiftung gefördert.

Weil die neue Plattform mit nur einem Login auskomme und auch Preisvorteile für Leute habe, die bereits eine Kinokarte besitzen, geht Keller davon aus, dass die Nachfrage im zweiten Streaminganlauf «deutlich höher sein wird». Langfristig sollen sich Kino und Streaming gegenseitig ergänzen, und obwohl die Herausforderungen für Kinobetreiber nicht kleiner werden, ist Res Keller überzeugt: «Wir glauben weiterhin an den Fortbestand des Kinos.»

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1 Kommentar
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    PTey, 17.02.2024, 03:07 Uhr

    Kino ist toter als Elvis…glaubt's doch endlich !

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