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Für mehr Biodiversität in der Stadt

Mit diesen Tipps wird dein Balkongarten zum Naturparadies

(Bild: Pascal Scherrer)

Wenn der Frühling anbricht, spriesst es auch auf den Balkonen rund um Zug und Luzern. Wer sein kleines Gartenparadies auch biodivers gestalten will, sollte aber einige Dinge beachten. Denn nicht immer sind die hübschen Balkonpflanzen aus dem Gartencenter ideal für die hiesige Insektenwelt.

Wenn im Frühling die Temperaturen steigen, juckt es auch in den Städten viele Hobbygärtner in den Fingern. «Urban Gardening» erfreut sich in der Zentralschweiz grosser Beliebtheit. Entsprechend quellen viele Balkone in den Sommermonaten vor Grün über. Doch was für den Menschen schön aussieht, ist für die hiesige Insektenwelt nicht immer von Vorteil.

Zwar werden Insekten von der bunten Blütenpracht von Geranie und Co. angelockt, doch als Nahrungsquelle taugen diese nicht immer. Der Grund ist simpel: Oft spezialisieren sich Insekten auf gewisse Arten von Blumen. Das führt dazu, dass ein Insekt nicht jede Blüte als Nahrungsquelle nutzen kann. Kommt eine Pflanze also aus einem völlig anderen Teil der Erde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass einheimische Insekten sie nicht nutzen können.

Lokale Pflanzen als Kinderstube

Ein weiteres Argument für einheimische Pflanzen ist, dass Insekten diese als Nahrung für ihren Nachwuchs nutzen. Vor allem Schmetterlinge sind auf hiesige Wildpflanzen angewiesen. Doch auch Vögel sehen es gerne, wenn man in seinem Garten lokale Sträucher pflanzt. Diese tragen im Herbst und Winter oft Beeren, die für sie überlebenswichtig sein können.

Tagpfauenauge
Brennnesseln dienen den Raupen vieler Schmetterlinge als Nahrungsquelle – etwa denjenigen des Tagpfauenauges. (Bild: Pexels)

Zu beachten ist dabei, dass jede Region eine eigene Tier- und Pflanzenwelt hat. Die Luzerner Insektenwelt ist also nicht unbedingt dieselbe wie diejenige in Chur oder St. Gallen. Entsprechend wirkt sich das auf die Auswahl der Pflanzen aus. Lokale Beratungsstellen, etwa die Umweltberatung Luzern, helfen hier gerne weiter. Mit den folgenden, simplen Tipps machst du deinen Balkongarten für die hiesigen Insekten attraktiver:

Achte auf verschiedene Blütezeiten

Achte beim Kauf darauf, in welchen Monaten die Pflanzen blühen. Dadurch kannst du sie so aufeinander abstimmen, dass im Idealfall immer etwas blüht. Dadurch hast nicht nur du von Frühjahr bis Herbst Freude, sondern auch die Insektenwelt.

Der Lavendel ist zwar nicht einheimisch, blüht aber über Monate und bietet vielen Insekten Nahrung.
Der Lavendel ist zwar nicht einheimisch, blüht aber über Monate und bietet vielen Insekten Nahrung. (Bild: Pascal Scherrer)

Kletterpflanzen für Begrünung

Kletterpflanzen begrünen nicht nur kahle Wände, sondern bieten Insekten ein grossflächiges Blätterdach. Dort können sie sich an heissen Tagen ausruhen. Viele einheimische Kletterpflanzen blühen nonstop und bieten so zusätzlich Nahrung für die Insekten.

Hopfen als Kletterpflanze auf dem Balkon.
Der Hopfen ist eine einheimische Kletterpflanze, die wertvoll für Insekten und Vögel ist. (Bild: Wikimedia Commons)

Vermeide gefüllte Blüten

Zwar sehen diese oft sehr hübsch aus, sind für die Insektenwelt aber nutzlos. Der Grund: Die kleinen Krabbler können nicht in die Blüten gelangen, um an die Pollen zu kommen.

Kombiniere Genuss und Biodiversität

Viele Pflanzen, die wir als Kräuter für unser Essen verwenden können, sind auch bei Insekten beliebt. Etwa die Kapuzinerkresse, die den Raupen der Kleinen und Grossen Kohlweisslinge als Nahrung dient. Die Blüten der schnell wachsenden Pflanzen sind hervorragend, um einen Salat zu garnieren. Auch Thymian und Rosmarin sind wichtige Nektarlieferanten für Insekten – vorausgesetzt, du lässt die Kräuter zur Blüte kommen.

Kapuzinerkresse
Die Blüten der Kapuzinerkresse sind essbar. (Bild: Flickr)

Vermeide Pestizide und Fungizide

Ja, es nervt, wenn man viel Arbeit und Liebe in seinen Balkongarten steckt und dann so ein fieses Insekt dafür sorgt, dass eine Pflanze einzugehen droht. Doch statt dann zur Giftflasche zu greifen, gibt es etliche umweltfreundliche Alternativen. Etwa biologische Spritzmittel, die für die Umwelt ungefährlich sind. Noch besser ist es, wenn man auf Nützlinge setzt. Marienkäferlarven etwa kann man sich für wenige Franken im Internet bestellen. Eine einzige Larve vertilgt bis zu 100 Blattläuse pro Tag. So hat man nicht nur schnell wieder Ruhe, sondern danach auch einen aktiven Schutz, damit sich erst gar keine neuen Blattläuse ansiedeln.

Auch gegen Pilzkrankheiten gibt es mittlerweile etliche natürliche Alternativen. Manchmal sind Pilzerkrankungen auch gar nicht so schlimm. Apfelbäume werden etwa oft von Schorf befallen. Das sorgt zwar dafür, dass der Apfel etwas weniger schön aussieht, essen kann man ihn aber trotzdem.

Marienkäferlarve
Wer solche Tierchen auf seinen Pflanzen hat, darf sich glücklich schätzen. Es sind Marienkäferlarven, Nützlinge, die Blattläuse vertilgen. (Bild: Wikimedia Commons)

Planung ist alles

Bevor du jetzt losgehst und dir Dutzende neuer Pflanzen kaufst, solltest du dir noch einen Moment Zeit für die Planung nehmen. Jeder Balkon hat nur begrenzt Platz und so ist es wichtig, vorauszuplanen. Was du unbedingt beachten solltest:

Raumplanung

Bevor du ins Gartencenter rennst und wild drauflos kaufst, solltest du dir Gedanken über deine Platzverhältnisse machen. Kommen noch Gartenmöbel auf den Balkon? Später vielleicht ein Grill? Ausserdem solltest du dich unbedingt vorher informieren, wie breit und hoch eine Pflanze wird. Ein kleiner Setzling kann plötzlich zu einem buschigen Gewächs werden, das einen Meter Platz beansprucht. Denke auch in die Vertikale. Klettergerüste oder Hängeampeln sind eine gute Möglichkeit, vertikal zu begrünen.

Topfwahl

Wähle immer einen möglichst grossen Topf, denn: Je grösser das Gefäss, desto mehr Wasser kann es speichern. Damit überschüssige Flüssigkeit ablaufen kann, sollte ein Topf immer ein Abzugsloch und darunter einen Unterteller haben. Achte auch darauf, dass der Topf winterhart ist. Viele Terrakottatöpfe sehen zwar hübsch aus, vertragen aber keinen Frost über längere Zeit.

Terracottatopf kaputt.
Terracottatöpfe splittern bei Kälte oft. (Bild: Flickr / Nicole Haase)

Traglast

Vor allem, wenn du grössere Töpfe aufstellst, solltest du vorher unbedingt die maximale Traglast deines Balkons abklären. Grosse Gefässe sollten dabei immer möglichst nahe an der Hauswand stehen.

Sicherheit

Ein wichtiger Punkt, der oft unterschätzt wird: Balkonkästen und -töpfe, die ausserhalb hängen, müssen unbedingt ausreichend gesichert werden. Bereits ein kleiner Topf, der aus wenigen Metern Höhe auf eine Person fällt, kann für schwere Verletzungen sorgen. Auch Töpfe auf Fensterbrettern sollten niemals ohne Sicherung dort stehen.

Einverständnis

Bevor du an Wänden oder deinem Balkon Befestigungen oder Kletterhilfen anbringst, solltest du die Erlaubnis deines Vermieters einholen. Bedenke auch, dass gewisse Kletterpflanzen, etwa Efeu, sich an Wänden festkrallen und sichtbare Spuren hinterlassen, wenn man sie wieder entfernt. Hat der Verputz Risse, dringen gewisse Kletterpflanzen mit ihren Ranken auch gerne darin ein und sprengen so den Verputz weg.

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