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Spaziergänger zunehmend genervt

Biken im Luzerner Wald: So steht es um die offiziellen Trails

Biker fahren mangels offizieller Trails häufig auf Wegen, die Fussgängern vorbehalten sind. (Bild: Danny Bor)

Sich nach getaner Arbeit aufs Mountainbike schwingen und im Wald ein paar Runden drehen ist ein idealer Ausgleich, um den Kopf freizubekommen. Doch illegale Trails gefährden nicht nur Spaziergänger, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt. Offizielle Biketrails müssen her – doch der Weg ist steinig.

Mountainbiken erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Statistik bestätigt den Aufwärtstrend. Besonders während der Coronazeit stieg die Beliebtheit des Bikesports markant an. Laut einer Erhebung des Bundes aus dem Jahr 2022 fahren rund 800’000 Personen in der Schweiz gerne abseits der befestigten Strassen. Das sind etwa 220’000 Menschen mehr als noch 2020. Zu dieser Entwicklung haben auch die E-Bikes wesentlich beigetragen.

Sportart mit Konfliktpotenzial

Mit der Zunahme von Bikerinnen mehren sich aber die Konflikte. Da und dort vernimmt man Geschichten von erzürnten Spaziergängerinnen und Wanderern, die von rücksichtslosen Bikern fast umgefahren wurden. Mountainbiker auf Wanderwegen sind ein rotes Tuch. Das Thema hat auch Eingang in die Politik gefunden, wie einzelne Anfragen an Kantons- und Stadtrat Luzern zeigen (zentralplus berichtete).

Solche Bikerspuren auf Wanderwegen sorgen für Ärger.
Solche Bikerspuren auf Wanderwegen sorgen für Ärger.

Hotspot Wald

Die Rechtslage im Kanton Luzern ist klar: Im Wald dürfen nur befestigte Wege befahren werden. Für etliche Mountainbiker ist das aber zu wenig attraktiv. Fehlen offizielle Trails, wird querbeet gefahren und illegale Bikerwege entstehen. Es ist nicht nur für Menschen unangenehm, wenn ein Biker wie aus dem Nichts geschossen kommt. In Mitleidenschaft gezogen werden auch Wildtiere im Wald, welche auf störungsfreie Lebensräume angewiesen sind. Standorte mit seltenen Pflanzen können ebenfalls unter die Räder geraten.

Die Bikenden bringt man nicht mehr aus dem Wald. Verbote sind kaum durchsetzbar. Ein gangbarer Kompromiss sind spezielle Wege und Trails fürs Mountainbiken.

Was tut sich in der Region Luzern

Der Verein Freeride-Connection konnte bereits 2008 einen kurzen Trail quer durch den Gigeliwald realisieren. Mit dem Stadtforstamt besteht ein Vertrag mit strengen Auflagen. Die Strecke ist so angelegt, dass sich Fussgänger und Biker nicht in die Quere kommen. Heftiger Widerstand gegen dieses Projekt gab es anscheinend nicht.

Anders verhält es sich im Bireggwald. Wildes Biken nahm stark zu und verärgerte die Bewohnerinnen und Bewohner der angrenzenden Quartiere und Erholungsuchende, die zu Fuss unterwegs waren. 2017 wurde die Arbeitsgruppe «Pilotprojekt Bikerlenkung Bireggwald» ins Leben gerufen, in der die Stadt Luzern, die Gemeinde Horw, Korporation Luzern, Korporation Horw (bis Anfang 2022) und der kantonale Verein Mountainbike Luzern seit 2021 vertreten sind.

Illegale Trails im Bireggwald.
Illegale Trails im Bireggwald. (Bild: Christina Imobersteg)

Vier neue Abfahrtstrails

In einem langwierigen Prozess wurden die Anliegen von verschiedenen Interessenvertretern eingeholt. Etliche Informationsveranstaltungen und Gespräche fanden statt. Das im November 2023 aufgelegte Projekt sieht nun vier Abfahrtstrails und eine kleine und eine grosse Runde vor. Downhill-Strecken gibt es keine. Zudem wurde darauf geachtet, dass keine Rodungen nötig sind.

Zehn Einsprachen sind eingegangen, neun in Horw und eine in Luzern. Es wird erwartet, dass im Frühling 2024 für den Bau grünes Licht gegeben werden kann.

In der Anfangsphase befindet sich das Bikerprojekt am Pilatusnordhang. Es gibt bereits offizielle Bikerrouten am Pilatus, doch diese wurden häufig verlassen. Es entstanden illegale Trails, die sensible Gebiete tangieren. Anfang 2023 fanden deshalb erste Workshops für eine Raumanalyse statt. Inzwischen liegt eine Analyse zu den Konfliktstellen vor. Eine Projektgruppe plant jetzt das weitere Vorgehen und diskutiert Finanzierungsmöglichkeiten. Die Erkenntnisse sollen demnächst in einer Medienmitteilung veröffentlicht werden.

Fazit zur aktuellen Situation

Mountainbiken ist eine attraktive Freizeitbeschäftigung, besonders auch für Jugendliche und Kinder. Sorgfältig angelegte, naturverträgliche Trails entschärfen die Konflikte. Dazu gehören eingängige, klare Informationen, sei es mit Tafeln vor Ort oder in den Medien. Man wird aber dennoch nicht darum herumkommen, Kontrollen durchzuführen, ob die Wege verlassen werden.

Verwendete Quellen
  • Studie Sport Schweiz light 2022
  • Eigene Abklärungen
  • Beobachtungen im Wald (Fotos)
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