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Zeckenbiss – was nun?

Zeckenalarm – so kannst du deinen Vierbeiner schützen

Nach einem Zeckenbiss sollten Wunde und Tier gut beobachtet werden. (Bild: Silvie Gsell)

Die Tage werden wieder länger, die Temperaturen steigen. Derweil wir uns in der Tierarztpraxis während der Wintermonate nur sporadisch mit Zecken herumschlagen, treffen wir die kleinen achtbeinigen Plagegeister nun wieder fast täglich auf unseren haarigen Patienten an. Oder werden in diesem Zusammenhang um Rat gefragt.

Sobald das Thermometer über 8 bis 10 Grad Celsius steigt, werden Zecken aktiv. Sie klettern an Gräsern und Büschen hoch, um dort auf ein geeignetes «Opfer» zu warten. Ausgewachsene Zecken und junge Zeckenstadien, sogenannte Nymphen, suchen sich hierfür gerne Hunde, Katzen oder Menschen aus. Wohingegen juvenile Zeckenlarven (noch sechsbeinig) meist Kleinsäuger wie Igel oder Nager befallen.

Zecke behilft sich der Lokalanästhesie

Auf dem Wirt angekommen, bahnt sich die Zecke ihren Weg zu einer meist warmen, möglichst wenig behaarten und dünnhäutigen Stelle. Dort macht sie sich für das Blutsaugen bereit. Hierfür sticht die Zecke mit ihrem Mundwerkzeug durch die Haut. Dabei gibt sie gleichzeitig ihren Speichel in die Wunde ab, da dieser eine leicht betäubende Wirkung hat. So kann die Zecke vom Opfer unbemerkt über Tage (3 bis 14 Tage!) ihre Blutmahlzeit zehren.

Diese kleine «Lokalanästhesie» ist auch Teil der Zeckenproblematik. Denn mit dem Speichel werden nebst unempfindlich machenden Substanzen manchmal auch krankmachende Erreger und Keime auf das Tier oder den Menschen übertragen. Oft verursachen diese nur ganz leichte oder unspektakuläre Symptome. Im Falle von Ehrlichiose, Babesiose, FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) und zum Beispiel Tularämie kann es aber zu stark gestörtem Allgemeinbefinden bis zu dramatischen Krankheitsverläufen kommen.

Zecken können mit der Abgabe ihres Speichels auch Krankheitserreger übertragen.
Zecken können mit der Abgabe ihres Speichels auch Krankheitserreger übertragen. (Bild: Silvie Gsell)

Durch einen Zeckenbiss verursachte schwere Erkrankungen bei Hunden und Katzen sehen wir zum Glück nicht so häufig – aber eben doch immer wieder.

Weshalb chemische Schutzprodukte effektiver sind als natürliche

Da die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung stark von der Zeitspanne abhängt, während welcher die Zecke am Opfer Blut saugt – üblicherweise sind für eine Erregerübertragung viele Stunden bis Tage nötig – ist eine gute Zeckenprophylaxe entscheidend. Zeckenschutzprodukte auf natürlicher Basis wirken meist nur als Repellent, das heisst, sie halten die Zecken fern beziehungsweise ab, zum Beispiel durch Duftstoffe. Wohingegen «chemische» Akarizide abtötend oder kombiniert fernhaltend und abtötend wirken.

In Gebieten mit hoher Zeckendichte und bei Tieren, welche auf die kleinen Blutsauger eine hohe Anziehung ausüben – hier ist es wie bei uns Menschen mit den Mücken: die einen werden von den kleinen Biestern regelrecht aufgefressen, während andere von denselben praktisch verschont bleiben – reichen natürliche Präparate häufig nicht aus. Hier empfehlen wir die Anwendung von Spot-On’s, Halsbändern oder Tabletten mit chemisch insektizider und akarizider Wirkung.

Egal, welche Prophylaxe zum Zuge kommt, nach dem Spaziergang empfiehlt sich stets eine kurze Zeckenkontrolle am Hund (und beim täglichen Schmusen bei der Katze). Denn keine Methode wirkt zu 100 Prozent und je weniger Zeit die Zecke auf und an dem Tier verbringt, desto kleiner ist das Risiko für eine spätere Krankheitsentwicklung.

Wie du Zecken entfernst und wann du zum Tierarzt solltest

Hat sich eine Zecke am Tier festgebissen, kann diese mittels Zeckenzange oder Zeckenkarte vorsichtig unter stetigem Zug abgelöst werden. Es sollten keine Hilfsmittel wie Öle oder Ähnliches eingesetzt und die Zecke nach Möglichkeit auch nicht stark gequetscht werden. Nach Entfernen der Zecke die Bissstelle desinfizieren. Falls die Zecke vom Haustier nicht ganz vollständig entfernt werden konnte, gibt es keinen Grund zur Sorge. Meist arbeitet der Körper das verbliebene Fremdmaterial innerhalb der nächsten Tage und Wochen ohne Komplikationen selber raus. Alle paar Tage die Einstichstelle kurz zu kontrollieren genügt. Kleinere Schwellungen und Rötungen sind normal und verschwinden innerhalb von etwa ein bis zwei Wochen wieder.

Wenn die Zecke sich an einer Stelle festgebissen hat, wo sie sich schlecht entfernen lässt, die Bissstelle entzündet scheint oder «säufert», der geliebte Vierbeiner Anzeichen von Apathie, Fieber, (Gelenks-)Schwellungen oder Nervenausfällen zeigen sollte, empfiehlt sich ein zeitnaher Besuch beim Tierarzt.

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