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Felix’ lebensrettende Operation in Chamer Tierpraxis

Penisamputation bei Katzen – gibt’s das?

Der Stubenkater Felix ahnt, dass es ihm bald an den Kragen geht. (Bild: Yuri Béosier)

Natürlich gibt es auch bei Katzen Amputationen, als auch des Penisses. Fast alles, was es beim Menschen gibt, wird auch beim Tier angewendet. Felix ist ein fröhlicher Stubenkater von sieben Jahren, der in der Chamer Tierarztpraxis zwei Eingriffe über sich ergehen lassen musste. Der letzte hat schlussendlich sein Leben gerettet.

Der siebenjährige Kater Felix hält sich trotz Zugang zu einem Garten am liebsten in seinem Lieblingsrevier drinnen auf. Man könnte schwören, er sei der graue Bruder von Garfield, und wie Garfield ist auch Felix etwas pummelig. Wir kennen Felix in unserer Praxis, seit er jung ist. Abgesehen von der Gewichtsproblematik, welche sich nach der Kastration leider verschärft hat, war er immer gesund. Bis das Herrchen von Felix bemerkt, dass der Kater seit einigen Tagen Mühe mit dem Harnabsetzen hat.

Oft sitzt er längere Zeit auf dem Katzenkistchen, schreit, und es kommet nur tröpfchenweise wenig Urin. Am Vorabend waren auch einige Bluttropfen im Katzensand zu sehen und plötzlich frisst Felix kaum mehr… Das ist für ihn sehr ungewöhnlich!! Als er notfallmässig zu uns in die Praxis kommt, folgt eine gründliche klinische Untersuchung, um festzustellen, warum Felix Harnabsatz-Schwierigkeiten hat.

Wenn fast kein Tröpfchen mehr kommt

Bei der allgemeinen Untersuchung stellt Tierärztin Silvie Gesell-Tanner fest, dass seine Harnblase sehr gross, hart und schmerzhaft ist. Anschliessend wird eine Röntgenaufnahme gemacht, um die Ursache der Vergrösserung zu ermitteln. Die Röntgenaufnahme zeigt, dass Felix einerseits kleine Harnsteinchen in seiner Blase hat, die die Blasenwand reizen, zum anderen teilweise abgeschwemmt wurden und die Harnröhre blockieren.

Diese sind verantwortlich für die Schwierigkeiten beim Harnlassen. Eine Blutuntersuchung ergab leicht erhöhte Nierenwerte, als Folge dieser partiellen Obstruktion. Die Harnblasenpunktion unter Ultraschallkontrolle ergab sehr trüben Harn mit vielen kleinen Harnsteinchen. Die Tierärztin empfiehlt eine konservative Therapie, bei welcher die Harnblase unter Sedation mittels eines feinen Schlauchs katheterisiert und so lange gespült wird, bis der Harn klar ist. Felix bleibt darauf einen Tag und eine Nacht stationär in der Praxis mit Infusion, Schmerzmitteln und spasmolytischen Medikamenten, welche die Harnwege entspannen.

Eine Operation ist notwendig

Am nächsten Tag kann der Kater wieder ohne Probleme pinkeln. Felix darf mit einem Spezialfutter, welches die Harnsteinneubildung verhindern soll, schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten nach Hause.

Aber einen Monat später kommt Felix erneut in unsere Praxis. Vor drei Tagen hatte er wieder Mühe mit Harnabsetzen. Diesmal scheint er noch mehr Schmerzen zu haben und schreit nonstop. Radiologisch ist wieder eine sehr grosse Harnblase (so gross wie eine Orange) zu sehen und an der Penisspitze eine weisse Verschattung. Erneut versuchen wir in tiefer Sedation die Harnblase durch den Penis zu katheterisieren, leider ohne Erfolg.

Jetzt muss es schnell gehen: DIe Penisspitze muss amputiert werden.
Jetzt muss es schnell gehen: DIe Penisspitze muss amputiert werden. (Bild: Yuri Béosier)

Kleine Harnsteinchen obstruieren die Harnröhre und machen sowohl das Einführen des Blasenkatheters wie auch den Urinabsatz unmöglich. Die Situation ist kritisch und für Felix lebensbedrohend. Es gibt nur eine Möglichkeit, den noch gar nicht so alten Stubenkater zu retten; dies mittels Penisamputation. Hierbei wird die Spitze des Penis entfernt, da in diesem Bereich die Harnröhre sehr eng ist.

Die Blutwerte von Felix sind im Moment im tolerierbaren Bereich. Nach Absprache mit seinen Besitzern wird er sofort für die Operation vorbereitet. Bereits sediert, ist die Narkose kein grosser Schritt mehr. Felix bekommt einen Tubus in die Luftröhre, über welchen er mit Sauerstoff und Narkosegas versorgt wird. Eine Anästhesieassistentin überwacht Felix, bis er wieder aufwacht. Das Operationsgebiet wird rasiert und dann steril gewaschen.

Eine neue Chance aufs Leben

Ein Urethral Plug (zusammengeklebtes Harngriessmaterial in der Penisspitze) mit den Massen 1 x 10 Millimeter verstopft die Harnröhre. Nachdem die Obstruktion gelöst ist, kann Felix wieder normal harnlassen. Ein grosser Harnkatheter wird angebracht und die Schleimhaut der Harnröhre wird ausgestülpt mit der Haut vernäht. Nach der Operation kann Felix wieder normal Harn absetzen. Er wird noch 24 Stunden überwacht und darf einen Tag nach diesem «Albtraum» mit Schmerzmitteln und Antibiotikum nach Hause.

Wir besprechen mit Felix’ Besitzerin die Anweisungen zur Nachsorge und welche Komplikationen auftreten können. Das Tragen eines Halskragens als Leckschutz ist Pflicht für die nächsten 14 Tage. Drei Tage nach dem Eingriff bei der Kontrolle scheint es Felix sehr gut zu gehen. Er geht regelmässig aufs Katzenkistchen und setzt normale Mengen Harn ab. Die ersten paar Tage noch mit ein wenig Blut, was normal ist.

Nach zwei Wochen ist alles gut verheilt und somit braucht Felix auch den Halskragen nicht mehr. Obwohl die Entscheidung zur Penisamputation – was sehr dramatisch klingt – den Besitzern nicht leicht gefallen ist, hat dies Felix’ Leben gerettet und wird ihm zukünftig ein schmerzfreies Pinkeln sowie eine gute Lebensqualität ermöglichen!

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