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Ein Anbieter hängt alle anderen ab

Hier gibt’s den besten Kaffee am Luzerner Bahnhof

(Bild: Pascal Scherrer)

Wo gibt es am Bahnhof Luzern den besten Kaffee? Eine simple Frage, die in unserem jüngsten Blindtest nicht immer für Einigkeit gesorgt hat. Doch am Ende muss es unter den acht Testkaffees einen Sieger geben. Und dieser kommt nicht vom Barista, sondern aus dem Automaten.

Kaffee. Der Kraftstoff der modernen Arbeitswelt. Wenn an Werktagen die Luzerner verschlafen aus ihren Wohnungen kriechen und Richtung Bahnhof torkeln, laufen die Kaffeemaschinen der dortigen Geschäfte auf Hochtouren.

Wo es den besten Wachmacher gibt, dürfte Gegenstand vieler Gespräche sein. Wir wollten es aber genau wissen und haben daher acht Take-away-Kaffees vom Luzerner Bahnhof ganz genau unter die Lupe genommen. Unsere unbestechliche Test-Crew bestand dabei wie immer aus Mitgliedern unseres Redaktionsteams (siehe auch «So haben wir getestet»).

Vollautomat genauso gut

So viel vorweg: Wer sich am Bahnhof Luzern einen Kaffee to go kaufen möchte, kann mit lokalen Anbietern eigentlich nichts falsch machen. Während der Sieger sich klar absetzen konnte, ist das Mittelfeld hart umkämpft: Nur 0,3 Notenpunkte trennen den Fünftplatzierten vom zweiten Rang.

Dabei zeigt sich aber auch, dass ein Kaffee aus der Siebträgermaschine nicht zwingend besser sein muss als einer aus einem Vollautomaten. Die grosse Überraschung ist der günstige Kaffee eines Grossverteilers, der sich gegen einige Konkurrenten durchsetzen konnte.

Platz 8: Coop

Coop Kaffee Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Beim Kaffee vom Coop waren sich alle einig: Dieses Gebräu schmeckt nicht. Tatsächlich unterstellten einige dem Ein-Mann-Organisationskomitee, gar keinen echten Kaffee serviert zu haben. War es womöglich eine Kaffee-Alternative aus gerösteten Lupiniensamen? Oder vielleicht sogar bloss der Inhalt aus der Abtropfschale? Ganz schön fies.

Aber natürlich kam der Kaffee frisch aus dem Selbstbedienungsvollautomaten des Coops und wurde mit echten Kaffeebohnen zubereitet. Tatsächlich war es sogar Bio-Fairtrade-Kaffee, da der Detailhändler nur diese Variante im Angebot hatte. Amüsanterweise notieren vier der fünf Tester, dass der Kaffee rieche, als hätte jemand einen Schuss Schnaps hineingegeben. Auch das stimmt natürlich nicht. Insgesamt wird der Kaffee als sehr wässrig und zu wenig stark bewertet. Da nützt es auch nichts mehr, dass er eine ganz passable Crema hatte. Der Coop-Kaffee landet damit abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Inhalt und Preis: ca. 250 Milliliter für 3.30 Franken

Note: 3,0

Platz 7: K-Kiosk

Kaffee k kiosk Starbucks Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Wer sich in Luzern beim K-Kiosk einen Kaffee holt, erhält je nach Standort ein Produkt von Spettacolo oder Starbucks. Wir haben uns für den Kiosk in der Haupthalle, der sich an die Rückseite des Brezelkönigs drängt, entschieden. Dort haben wir einen Vollautomaten der amerikanischen Kaffeehauskette vorgefunden. Bei der Selbstbedienung gibt es diverse Auswahlmöglichkeiten, etwa für die Stärke und die Füllmenge. Wir haben uns für die voreingestellte Stärke und Bechergrösse entschieden.

Auch der Kaffee von Starbucks findet bei unserem Testteam wenig Anklang. Zwar schmeckt er den Testenden nicht so schlecht, dass dem Organisator böse Absichten unterstellt werden, mehr aber auch nicht. Die Optik des Kaffees bewegte sich genauso im unteren Notenbereich wie der Duft. Unsere Redaktion riecht alles heraus – Turnschuhe, Gummireifen, ein Fahrradgeschäft – nur keinen Kaffee. Immerhin schmeckt er etwas besser, als er riecht. Und auch die Stärke wird von einigen als positiv bewertet. Das reicht im Schnitt immerhin für ein «Genügend».

Inhalt und Preis: ca. 270 Milliliter für 4.20 Franken

Note: 4,2

Platz 6: Markthalle

Kaffee aus der Markthalle am Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Bei der Markthalle gibt es alles lokal, und so stammt auch der Kaffee aus der Region. Die Rösterei Tacuba liefert die Bohnen, die vor Ort für jeden Kaffee frisch gemahlen werden, bevor die Siebträgermaschine zum Einsatz kommt. Es dampft und zischt, und nach etlichen gekonnten Handgriffen steht der frisch gebrühte Kaffee vor einem. Und zumindest bei der Crema sieht man die Handarbeit: Goldbraun, cremig-dicht, feinporig und stabil – genau so muss das sein.

Auch beim Duft und bei der Stärke sind die meisten aus der Redaktion zufrieden. Doch spätestens beim Geschmack kann der Markthallen-Kaffee nicht mehr so richtig überzeugen. Vielen ist er zu säuerlich, zwei Personen finden sogar, dass der Kaffee etwas verbrannt schmecke. Das lässt auf falsche Einstellungen bei den Gerätschaften schliessen – etwas, das sich sicher beheben liesse. Dies hat den Markthallen-Kaffee die Bewertung «Gut» gekostet.

Inhalt und Preis: ca. 200 Milliliter für 4.50 Franken

Note: 4,8

Platz 5: Kaffeekranz

Kaffee vom Kaffeekranz am Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Die Mikrorösterei Kaffeekranz hat sich in Luzern zu einem bekannten Namen gemausert. Während ein Ausflug nach Zug erfolglos blieb, ist man in der Leuchtenstadt inzwischen an drei Standorten präsent (zentralplus berichtete). Wir haben uns unser Testmuster bei der Buchhandlung Orell Füssli geholt, wo die Mikrorösterei das Literaturangebot um Kaffee und Gebäck erweitert. Der erste Eindruck: Obwohl auch hier ein professioneller Barista am Werk ist, ist die Crema etwas dunkel geraten und nicht ganz so gleichmässig wie gewünscht.

Bei den restlichen Testkriterien hat dieser Kaffee unser Team gespalten. Während die einen für das von Hand zubereitete Gebräu fast nur lobende Worte haben, kritisieren die anderen es ausgiebig. Auf der positiven Seite haben wir so eine schöne Stärke, ein angenehm nussiges Aroma und eine gute Säure. Dem widersprechen die kritischen Stimmen, die sich vor allem darin einig sind, dass der Kaffee zu wässrig sei. Am Ende überwiegen aber die positiven Stimmen leicht, was für ein gutes Endergebnis reicht.

Inhalt und Preis: ca. 150 Milliliter für 4.50 Franken

Note: 5,0

Platz 4: Brezelkönig

Brezelkönig Kaffee Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Nein, ein Erlebnis ist es nicht, wenn man sich beim Brezelkönig einen Kaffee holt. Zwar wird hier bedient, aber man merkt deutlich, dass dem Personal das Motto «Zeit ist Geld» mit Nachdruck vermittelt worden ist. Da kann eigentlich kein guter Kaffee dabei herauskommen, müsste man meinen, doch unsere Tester werden eines Besseren belehrt.

Bereits bei der Crema kann der Brezelkönig-Kaffee gut mithalten: cremig, dicht und fast ohne Bläschen. Einzig bei der gewünschten goldbraunen Farbe kann der Testkandidat nicht abliefern. Beim Duft und bei der Stärke holt sich der Kaffee vor allem genügende Noten. «Riecht nach Karton» oder «Riecht nach Automatenkaffee», so wird er teilweise kritisiert. Dass der Brezelkönig es schliesslich beinahe aufs Podest schafft, liegt am Geschmack. In der Kategorie, die am meisten Gewicht hat, holt er sich konstant solide Noten und hat sogar einen Fan. Das reicht am Ende ganz knapp, um sich am Kaffeekranz vorbei auf Platz 4 zu schieben.

Inhalt und Preis: ca. 150 Milliliter für 3.40 Franken

Note: 5,1

Platz 3: Migros

Kaffee vom Migros Daily am Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Die grosse Überraschung dieses Tests. Der Detailhändler Migros zeigt seinem grössten Mitbewerber, wie es richtig geht. Der Kaffee stammt dabei wie bei Coop aus einem Vollautomaten in Selbstbedienung. Einzig bei der Crema schneidet der Migros-Kaffee schlecht ab. Diese sieht aus, als hätte jemand ordentlich schäumenden Badezusatz in den Kaffee gegeben.

Doch die Abstriche bei der Optik macht der Kaffee bei den restlichen Kriterien wieder gut. Vor allem den Geschmack heben fast alle aus der Test-Crew positiv hervor. Gelobt wird auch, dass der Kaffee eine angenehme Säure habe und nicht bitter sei. Eine bessere Platzierung verspielt der Migros-Kaffee mit seiner bescheidenen Stärke. Diese wird von allen kritisiert. Wer es weniger intensiv mag, bekommt hier einen aromatischen Kaffee zu einem sehr günstigen Preis.

Inhalt und Preis: ca. 200 Milliliter für 2.90 Franken

Note: 5,2

Platz 2: Bäckerei Hug

Kaffee Bäckerei Hug Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Bei der Bäckerei Hug gibt’s den Kaffee auch aus der Siebträgermaschine. Baristaflair wie beim Kaffeekranz darf man hier zwar nicht erwarten, aber man nimmt sich für die Kundschaft trotzdem Zeit. Die Bäckerei setzt dabei auf ihre Hausmarke Coffea, die bio- und Fairtrade-zertifiziert ist und von der ältesten Kaffeerösterei der Schweiz stammt.

Dass ihre Mitarbeitenden wissen, was sie tun, zeigt sich schon bei der Crema. Hier hält Hug locker mit der Markthalle mit und räumt eine sehr hohe Note ab. Auch Stärke und Geschmack des Kaffees überzeugen mehrheitlich und werden nur von zwei unserer Redaktionsmitglieder kritisiert. Das führt zu einer sehr guten Note, die aber gleich wieder von einer sehr negativen neutralisiert wird. Der grösste Kritikpunkt ist der Duft. Herausgerochen werden vor allem fruchtige Noten, was auf wenig Begeisterung stösst – jemand fühlt sich sogar an einen Fruchtsalat erinnert.

Am Ende war es wohl dieser spezielle Duft, der den Hug-Kaffee den Sieg gekostet hat. Trotzdem kann sich das Endergebnis sehen lassen.

Inhalt und Preis: ca. 270 Milliliter für 5.00 Franken

Note: 5,3

Platz 1: Confiserie Bachmann

Kaffee Confiserie Bachmann Bahnhof Luzern.
(Bild: Pascal Scherrer)

Auch bei der Confiserie Bachmann kommt der Kaffee zügig per Knopfdruck aus dem Vollautomaten. Die Bohnen werden zwar nicht unter einem eigenen Label vermarktet, stammen aber von der bekannten Rösterei Rast. Zumindest bei der Crema zeigt sich das Know-how dieses Partners nicht, denn sie erinnert eher an das Yin-Yang-Symbol. Während die eine Seite schön dicht und gleichmässig ist, ist die andere von Bläschen übersät.

Doch das bleibt auch mehr oder weniger der einzige grosse Kritikpunkt beim Bachmann-Kaffee. Anhand der Notizen zum Test ist nämlich schnell klar: Dieser Kaffee schmeckt allen unseren Redaktionsmitgliedern richtig, richtig gut. Wirklich allen Redaktionsmitgliedern? Nein! Ein unbeugsames Mitglied weigert sich strikt, das Lob der anderen zu teilen. «Riecht so, wie ein alter, staubiger Dachboden riecht», steht da schon fast trotzig in den Notizen. Merklich beeinflusst hat das den Notenschnitt aber nicht, und so schneidet der Bachmann-Kaffee mit einer fast perfekten Note ab.

Inhalt und Preis: ca. 160 Milliliter für 3.40 Franken

Note: 5,7

So haben wir getestet

Die schwarzen Kaffees haben wir alle nacheinander am Bahnhof gekauft. Damit diese auch heiss bei unserer Test-Crew ankamen, wurden sie in Thermoskannen umgefüllt. Die Crema wurde dabei direkt nach dem Bezug des Kaffees und vor dem Umfüllen von jener Person bewertet, die die Kaffees geholt hat. Die Crema wurde also nur von einer Person beurteilt, während die restlichen Kriterien vom gesamten Testteam bewertet wurden. Wie immer handelte es sich um einen Blindtest, es war den Testerinnen also nicht klar, welches Produkt sie bewerten.

Bei der Gewichtung hatte die Crema am wenigsten Einfluss auf die Note, da bei Take-away-Kaffees wohl kaum jemand unter den Deckel schaut. Die anderen Kriterien waren Geschmack (halbe Note), Geruch, Stärke sowie der Gesamteindruck.

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