Neue Ideen und alte Forderung

Baut Zug in Unterägeri doch noch einen Tunnel?

Kaum Platz für Velos. Die Zugerstrasse bei der Spinnerei in Unterägeri. (Bild: Andreas Busslinger)

Der Kanton Zug kann seine Tunnel nicht bauen: ein herber Schlag für Unterägeri. Linke fordern jetzt, den «Blindflug» zu beenden, und kommen mit neuen Ideen um die Ecke. Doch Bürgerliche geben den Bau nicht auf.

Selbst Tunnelkritiker dachten vor dem 3. März, dass Unterägeri einen Tunnel erhält. Denn während der Stadtzuger Bau heftig umstritten war, warben fast alle Politiker der Landgemeinde für ihre Umfahrung. Dann kam es zur Abstimmung, und der Traum platzte.

Wie geht es weiter? Muss etwas gegen den Verkehr im Zentrum getan werden? Und welche Lösungen gibt es? Zu diesen Fragen hat zentralplus eine Umfrage an die Zuger Parteien verschickt. Im ersten Teil dieser Reihe ging es um Visionen für die Stadt Zug. Nun ist die Gemeinde Unterägeri an der Reihe.

1800 Meter lang sollte die Umfahrung sein, von Neuägeri im Westen bis an den Ägerisee. Als es zur Entscheidung kam, stimmten die Unterägerer mit 60 Prozent für ihren Tunnel, der das historische Zentrum vom Autoverkehr entlasten sollte. Doch die Mehrheit der Zuger sagte Nein.

Bürgerliche halten an Tunnelplänen fest

Für die örtliche SVP ist das Ergebnis vor Ort ein klarer Auftrag, eine Lösung für die Verkehrsbelastung von Unterägeri zu suchen. Ein Tunnel sei nach wie vor die beste Option, findet Kantonsrätin Esther Monney. Man müsste aber die Anliegen von Neuägeri und Oberägeri besser berücksichtigen.

Visualisierung Ostportal Umfahrung Unterägeri mit Seepromenade Ägeri und Theresiapark.
Der Tunnel sollte an der Seepromenade aus dem Berg kommen. (Bild: zvg)

Auch andere träumen weiterhin vom Tunnel. «Die Linienführung der Umfahrung muss im Richtplan bleiben. Damit bleibt eine Umfahrung als Alternative immer noch möglich, auch in Zukunft», schreibt Arnold Jost von der FDP Unterägeri. «Wir werden dafür kämpfen, dass die Umfahrung Unterägeri zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite Chance erhält», tönt es vom örtlichen Pro-Komitee.

Auch die kantonalen Bürgerlichen drücken in der zentralplus-Umfrage ihren Wunsch aus, die Umfahrung im Richtplan zu behalten. «Cargovelos und Carsharing lösen keine Probleme. Ausserdem ist es naiv, zu glauben, in 10 Jahren sei die Verkehrssituation völlig anders», mahnt SVP-Fraktionschef Adrian Risi.

Die Gemeinde soll ihren «Blindflug» beenden

Vom Tisch ist ein Tunnel für die Linken in Unterägeri. Sie forderten schon vor der Abstimmung eine langfristige, nachhaltige Gesamtverkehrsplanung für das Ägerital. Dafür wollen die drei Ortsparteien weiter Druck machen.

Die Gemeinde Unterägeri soll mit Oberägeri eine Lösung erarbeiten, auf Basis detaillierter Verkehrsmessungen, fordert Stefan Rothenbühler von der SP Unterägeri. Wie viel motorisierter Verkehr fährt durchs Dorf, wer fährt hinaus oder hinein, und wie sind die Verkehrsteilnehmer im Dorf unterwegs? «Der Abstimmungskampf hat aufgezeigt, dass wir diesbezüglich im Blindflug unterwegs sind», findet auch Raphael Weiss von der GLP.

Weiss will zudem, dass der Kanton der Gemeinde «einen grossen Handlungsspielraum» in der Zentrumsgestaltung gewährt. Doch wo steht Unterägeri in nachhaltiger Verkehrspolitik? Bei dieser Frage sind sich die beiden Linken uneinig.

Unterägeri baute bisher keinen einzigen Velostreifen

Stefan Rothenbühler (SP) erkennt in der Ortsplanungsrevision «Lösungsansätze». Ein Beispiel: Im Schönenbühl-Quartier will die Gemeinde eine neue Tempo-30- und Begegnungs-Zone einführen (zentralplus berichtete).

Bei der Kreuzung Fischmattweg (rechts) und Schönenbühlstrasse soll Tempo 20 gelten. (Bild: Google Street View)

Kritischer ist sein Kollege Raphael Weiss (GLP). «Es gibt noch keinen einzigen Velostreifen auf dem Gemeindegebiet. Das zeigt den Stellenwert des Langsamverkehrs.» Auch den Kanton nimmt er in die Pflicht. «Vor bald 30 Jahren wurde der Regierungsrat mit dem Bau des Velowegs Zug–Unterägeri beauftragt, wir warten immer noch.»

Kantonale Linke trifft Gemeinderat von Unterägeri

Ein Veloweg entlang der gesamten Kantons- und Hauptstrassen im Ägerital hält auch Trix Gubser, Co-Präsidentin der ALG Unterägeri, für «dringend nötig». Wie ihre linken Vorredner setzt sie auf ein «seriöses Verkehrsprojekt auf Stufe Gemeinde». Ausserdem nennt sie erste Ideen.

«Langfristig muss auch der Bau einer Hochbahn ins Ägerital diskutiert werden.»

Trix Gubser

Carsharing, neue Velowege, günstiger und regelmässiger ÖV, Vermietung von Cargovelos und Shuttlebusse, die ausserhalb des Zentrums Anwohnerinnen zu den Bushaltestellen bringen, sind nur einige ihrer Ideen. «Langfristig müssten auch visionäre Lösungen, wie der Bau einer Hochbahn ins Ägerital, diskutiert werden.»

Schützenhilfe erhalten die örtlichen Linken auch von den Kantonalparteien. «Die Parteipräsidenten der ALG, SP und GLP werden sich bald zu einem gemeinsamen Gespräch mit dem Gemeinderat von Unterägeri treffen, um sich über das weitere Vorgehen auszutauschen», kündigt Luzian Franzini, Co-Präsident der ALG, gegenüber zentralplus an.

So wollen die Kantonalparteien das Verkehrsthema angehen

In Unterägeri prallen zwei Grundansichten aufeinander – das hat die zentralplus-Umfrage eindrücklich gezeigt. Das klare Ja der Unterägerer zum Tunnel lässt Bürgerliche vor Ort und im Kanton weiter für die Röhre kämpfen. Linke dagegen folgen dem Gesamt-Nein des Kantons: und fordern alte Versprechungen ein, wie den Veloweg Zug–Unterägeri.

Mit dem Entscheid der Bürger gegen die Tunnel haben sie die Verkehrspolitik des Kantons auf Jahrzehnte geprägt. Es wurden eine Milliarde Franken Baukosten gespart und Baustellen verhindert. Doch wie es weitergeht, ist jetzt erneut offen.

Verwendete Quellen
  • zentralplus-Umfrage
  • Mitteilung des Kantons Zug zur Beauftragung des «gfs.bern»
  • zentralplus-Medienarchiv
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von Martin
    Martin, 25.04.2024, 08:12 Uhr

    In zehn Jahren hat Zug noch mehr Einwohner und noch mehr Autos. Es wird ständig gebaut und man macht sich ständig Gedanken zum Thema Wohnungsnot aber keiner macht sich Gedanken zum Verkehrschaos. Man kann nicht von den Menschen erwarten, dass sie mit dem Velo fahren.

    Es wird in Zukunft noch mehr Stau geben

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Ochsner Bea
    Ochsner Bea, 20.04.2024, 15:28 Uhr

    Neuägeri bliebe ein Flaschenhals und wir hätten immer noch tagtäglich den Verkehr. Wenn der Tunneleingang im bereich Schmittli liegt, wären schon mal viele probleme gelöst.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hans Stebel
    Hans Stebel, 20.04.2024, 14:35 Uhr

    Am besten macht man gar nichts. Die kleinen Staus beim Kreisel am Abend sind doch nicht der Rede wert.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon