Politik will Baustellenchaos beseitigen

Jeden Abend rollen Blechlawinen durch die Stadt Zug

Feierabendstau an der Gubelstrasse. (Bild: kok)

Das Verkehrschaos in Zug erreicht einen neuen Höchststand. Jetzt haken die Liberalen kritisch bei der Stadt nach.

Mittwochabend, 18.10, Freiruum: Du packst deinen Laptop in den Rucksack, wirfst einen Blick in die SBB-App und läufst in Richtung Bahnhof Zug. In acht Minuten kommt die S-Bahn. Vorbei am Stadthaus, dann auf die Dammstrasse, wo du zwischen den stehenden Autos durchschlüpfst.

Du eilst zum Kreisel Gubelstrasse, wo alle Autos ebenfalls wie festgefroren sind. Ein Busfahrer blickt genervt aus seiner Frontscheibe, weil es nicht weitergeht. Wums, ein Porsche bremst abrupt vor dir auf dem Fussgängerstreifen. Du atmest heftig ein. Das war knapp.

Mittwochabend, 18.00, ein Büro an der Dammstrasse: Sieben Telefonate, zwei Meetings und einige Dutzend E-Mails liegen hinter dir. Jetzt zählt nur noch eines: nach Hause. Du wohnst zwar in der Nähe, doch unten in der Tiefgarage parkt dein Honda SUV.

Im Auto rollst du auf die Dammstrasse. Schon während du dich hinten an die Autoschlange hängst, bereust du, nicht S-Bahn zu fahren. Sicher erst in einer Stunde wirst du zu Hause sein, denkst du wie jeden Abend, als jemand mit Rucksack vor dir über die Strasse in Richtung Bahnhof eilt.

Überall in der Stadt Zug wird gebaut

Beide Situationen, die erste wahr, die zweite fiktiv, könnten in Zug jeden Abend vorkommen. Denn seit Kurzem ist das Verkehrschaos zu Stosszeiten auf einem neuen Höchststand. Die Folgen sind gefährliche Situationen für Fussgänger, genervte Autofahrer sowie Busse, die nicht vorwärtskommen.

Der Grund für das Chaos ist eine Reihe von zentralen Baustellen. Sie führen im kleinräumigen Zug zu Folgeeffekten. Waren die Staus früher lang, gibt es jetzt stehende Blechlawinen mit bis zu einem Kilometer Länge. Eine nicht abschliessende Übersicht, was zurzeit los ist:

  • Noch mindestens bis Sommer ist die General-Guisan-Strasse wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Stadt füllt die Grundwasserwanne auf (zentralplus berichtete).
  • Mitte April haben die Sanierungsarbeiten auf der Grabenstrasse begonnen, was bereits zu massiven Staus in der Innenstadt geführt hat. Bauherrin ist der Kanton Zug.
  • Ebenfalls Anfang April haben die Bauarbeiten an der Industriestrasse Süd gestartet, im Abschnitt Metallstrasse bis Göblistrasse. Die Stadt Zug baut lärmmindernden Strassenbelag ein und plant Tempo 30.
  • Die Bauarbeiten an der Gotthardstrasse im Abschnitt Alpenstrasse bis Baarerstrasse sollen bis Mitte Mai fertig sein. Danach wird in der Gotthardstrasse West und der Grafenaustrasse gebaut, etwa bis Juli.

FDP fragt nach Lösungen für das Verkehrschaos in der Stadt Zug

Von einer «chaotischen Verkehrssituation» spricht daher die städtische FDP. In einer Interpellation kritisieren die Gemeinderäte Maria Hügin und Mathias Wetzel, die Baustellen würden den Verkehrsfluss «erheblich» beeinträchtigen. Velofahrer, Fussgänger, Autofahrerinnen und der ÖV seien negativ betroffen und obendrein das lokale Gewerbe.

«Die FDP-Fraktion begrüsst ausdrücklich, dass die Stadt Zug in die Infrastruktur investiert und mit seit Langem geplanten Projekten vorwärtsmacht. Trotzdem stellen sich der FDP-Fraktion einige Fragen», besänftigen die Gemeinderäte, bevor sie fragen:

«Wie plant die Stadt Bauprojekte, und was tut sie gegen Beeinträchtigungen für Gewerbe und Verkehr? Wie koordiniert die Stadt ihre Projekte mit dem Kanton? Auf welche Weise informiert die Stadt über Bauarbeiten? Gibt es Überlegungen, mit ‹temporärem Verkehrsmanagement› die betroffenen Gebiete zu entlasten? Und: Was ist eigentlich alles geplant und wann?»

Umfahrung der General-Guisan-Strasse mit Tempo 30

Dass temporäre Schritte gut klappen können, zeigt das Beispiel General-Guisan-Strasse. Noch bis diesen Sommer müssen Autos die Umleitung via Feld- und Allmendstrasse oder über die Aabach-, Chamer- und Nordstrasse nehmen. Dort herrscht bis Ende der Bauarbeiten Tempo 30 – wegen Sicherheitsüberlegungen. Viele Kinder laufen dort täglich zu ihren Schulen Herti, Letzi und St. Johannes.

Die temporäre Massnahme kommt gut an. Und würde wohl auch anderenorts Sinn machen, um dem Verkehrschaos in Zug Einhalt zu gebieten. Als Nächstes wird die Interpellation der FDP im Grossen Gemeinderat behandelt.

Verwendete Quellen
  • Augenschein vor Ort
  • Interpellation der FDP Fraktion
  • Website der Stadt Zug zu Bauarbeiten an der Gotthardstrasse
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