Gemeindepräsident verteidigt Projekt

Unterägeri will günstigen Wohnraum – aber nicht um jeden Preis

Gemeindepräsident Fridolin Bossard verteidigt die Pläne für den Bau preisgünstigen Wohnraums in Unterägeri. (Bild: Andrea Busslinger)

Die Gemeinde Unterägeri will preisgünstigen Wohnraum fördern und innert 15 Jahren 50 Wohnungen bauen lassen. Ist das nicht etwas gar ambitionslos? Gemeindepräsident Fridolin Bossard findet, nicht.

Zwischen Sonnmattliweg und Moosweg erfolgt der Spatenstich für das Projekt zur Förderung preisgünstigen Wohnraums in der Gemeinde Unterägeri. Neun Wohnungen soll die Allgemeine Wohnbaugenossenschaft Zug (AW Zug) dort bauen und bewirtschaften. Weitere 40 Wohnungen sollen bis 2040 folgen.

Das Grundstück gehört der Gemeinde. Mit der AW Zug hat sie darum einen Baurechtsvertrag abgeschlossen, sagt Fridolin Bossard, FDP-Gemeindepräsident Unterägeris, gegenüber zentralplus. Im Vertrag stehe auch, dass Bewohnerinnen der Gemeinde bei der Wohnungsvergabe Vorrang haben.

Dies entspreche der kommunalen Verordnung zum preisgünstigen Wohnungsbau, erklärt Bossard. Dass die Wohnungen nicht innerhalb der Unterägerer Wohnbevölkerung vergeben werden können, hält er für «unwahrscheinlich». An der Nachfrage scheints also nicht zu mangeln.

Baubeginn für erste neun Wohnungen steht fest

Bereits nächstes Jahr sollen die Bagger und Krane zwischen Sonnmattliweg und Moosweg auffahren, verrät Bossard. Bei der Skizzierung des Bebauungsplans werde die Gemeinde noch mitwirken, die detaillierte Planung dann aber der Wohnbaugenossenschaft überlassen.

Was das Projekt kosten wird, scheint derzeit gänzlich unklar zu sein. Die Verantwortung für die Kostenkalkulation trage die AW Zug, sagt Bossard. Klar ist nur, dass sich der Kanton nicht am Projekt beteiligen wird.

Dennoch sind finanzielle Aspekte bei der Planung der neun preisgünstigen Wohnungen nicht ausser Acht gelassen worden. «Die Gemeinde Unterägeri hat vier Baugenossenschaften zur Offertenstellung eingeladen. Ziel war es, jene zu identifizieren, die die preisgünstigsten Mietzinsen offerieren kann», nimmt Bossard zur Vergabe des Auftrags an die AW Zug Stellung.

«Realistisches Ziel» für Gemeinde Unterägeri

Nebst der Überbauung zwischen Sonnmattliweg und Moosweg will die Gemeinde Unterägeri innerhalb der nächsten 15 Jahre weitere 40 preisgünstige Wohnungen realisieren lassen. Ob für die nächsten Bauprojekte wiederum die AW Zug den Zuschlag erhält, sei unklar, sagt Bossard.

zentralplus wollte vom Gemeindepräsidenten wissen, ob denn der Bau von total 50 preisgünstigen Wohnungen innerhalb der nächsten 15 Jahre nicht etwas ambitionslos sei. Die Zahl wurde im Rahmen der Ortsplanung «statistisch als erforderlicher Wert» für Unterägeri ermittelt, erwidert Bossard. «50 preisgünstige Wohnungen sind ein realistisches Ziel», findet er.

Gemeinde möchte Bodenpreise nicht hochtreiben

Einerseits, weil die Gemeinde keine substanziellen Baulandreserven habe und für die Realisation preisgünstiger Wohnungen Bauland zukaufen müsse – was letztes Jahr im Fall einer Parzelle an der Neuschellstrasse gelungen sei. Anderseits wolle die Gemeinde nicht «preistreibend» wirken.

«Wir sind weiterhin bereit, auf dem Markt Bauland zu kaufen. Aber nicht zu preistreibenden Preisen.»

Fridolin Bossard, FDP-Gemeindepräsident Unterägeri

Befürchtet die Gemeinde, die Preise für Bauland würden explodieren, sollte sie eine allzu aktive Bodenpolitik verfolgen? Dies hätte abschreckende Folgen für private Investorinnen, die ihrerseits an Bauland interessiert sind, dieses aber in der Regel nicht mit preisgünstigen Wohnungen bebauen.

Aktive Bodenpolitik – in Luzern solls schneller vorangehen

Fridolin Bossard winkt ab: «Wir sind weiterhin bereit, auf dem Markt Bauland zu kaufen. Aber nicht zu preistreibenden Preisen. Das wäre kontraproduktiv.» Dennoch findet er, man könne die Bodenpolitik der Gemeinde Unterägeri durchaus als «aktiv» bezeichnen.

Eine aktive Bodenpolitik verfolgen derweil auch die Städte Genf, Zürich und Luzern. Die Grünen reichten jüngst eine entsprechende Volksinitiative ein, worin sie die Stadt Luzern auffordern, mehr Liegenschaften und Bauland für die Realisierung preisgünstigen Wohnraums zu erwerben (zentralplus berichtete). Auch die SP und die FDP brachten Ideen ein (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
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