Baulandreserven in Zug und Luzern

Unbebaute Schätze: Wo grüne Wiesen auf Häuser warten

Mitten in der Stadt Zug wartet hinter dem Bergliwald eine Wiese darauf, überbaut zu werden. (Bild: kok)

Die Wohnkrise verschärft soziale Spaltung und Unzufriedenheit. Mehr bauen wäre eine Lösung, doch Bauland ist knapp. Wo es in Zug und Luzern noch freie Flächen gibt, hat zentralplus herausgefunden.

Ja, es gibt sie noch: Grüne Wiesen, auf denen man bauen darf. Doch sie sind rar, besonders in dicht besiedelten Städten wie Luzern und Zug. Auch deshalb stecken immer weniger Menschen ihr Geld in Bauprojekte, wie neueste Zahlen zeigen. Weil durch die Regression Bauland günstiger wird, wittert der Bundesrat zwar eine Kehrtwende. Doch der Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi mahnt: «Die Baulandreserven bleiben knapp» (zentralplus berichtete).

Doch wie knapp sind sie eigentlich? Dieser Frage ist zentralplus anhand der Bauzonenstatistik des Bundes nachgegangen. Darin erhebt das Bundesamt für Raumentwicklung, wo es in der Schweiz noch unüberbaute Bauzonen gibt. Die Daten stammen aus dem Jahr 2022, die nächste Erhebung wird 2027 stattfinden.

Diese Gemeinden haben viel freies Bauland

Eine Auswertung zeigt: Es gibt in Zug und Luzern unbebautes Bauland, sowohl im Zentrum als auch in der Agglomeration. Nach Anteil an der Gesamtfläche verfügen die Gemeinden Steinhausen, Dierikon und Buchrain über die grössten Reserven von freien Bauflächen. Diverse Zuger Gemeinden haben dagegen kaum noch freies Bauland:

Zehn Prozent der Gemeinde Steinhausen sind nicht bebaute Bauzone? Damit sollte sich die Wohnkrise in Zug doch lösen lassen. Forscher der Hochschule Luzern sagen allerdings: nein.

Sie haben untersucht, ob mit den Baulandreserven die Wohnungsnot in der Schweiz gelöst werden kann. Ihr Ergebnis: Trotz Baulandreserven von 10 bis 18,5 Prozent sollte die Wohnkrise durch Verdichtung verbessert werden. Viel freies Bauland ist nicht gut erschlossen, andere Flächen sind wegen Fragmentierung schwer zu überbauen.

Acht grosse freie Bauflächen in Zug und Luzern

zentralplus hat daher Wiesen gesucht, auf denen gebaut werden darf – und die ausserdem gut erschlossen sind. Dabei begegnet man verzögerten Plänen, schweigenden Eigentümern und einem Prachtstück in der dicht bebauten Stadt Zug.

Luzerns grüne Wiese 1: Hitzlisbergstrasse bei Dreilinden

Nahe des St.-Anna-Spitals liegt in der Stadt Luzern ein überwuchertes Stück Land, das einer Familie gehört. Zwischen der Hitzlisberg- und der Adligenswilerstrasse darf gebaut werden. Baugespanne zeugen davon, dass die Eigentümerinnen dies auch vorhaben – oder hatten. Auf Anfrage liess sich niemand erreichen.

Selbst auf Google Maps sind die Baugespanne zu sehen. (Bild: Google Maps)

Zugs grüne Wiese 1: Rothusmatt im Loreto

Mitten im Loretoquartier der Stadt Zug könnte gebaut werden – und soll es auch. 72 Wohnungen an exklusiver Lage versprachen die Eigentümer, als sie 2021 das Baugesuch auflegten (zentralplus berichtete). Doch seither ist wenig passiert. Ein Augenschein vor Ort zeugt nur von Bienen und Blumen. Die Architekten teilen auf Anfrage mit, das Projekt sei verzögert.

Rothusmatt
Hinter dem Bergliwald liegt die Wiese, mitten in der Stadt Zug. (Bild: kok)

Luzerns grüne Wiesen 2 und 3: Längweier und Tschuepis in Littau

Grosse Baulandreserven der Stadt Luzern liegen in Littau. Im Gebiet Längweier darf viel grüne Wiese bebaut werden. Die Stadt plant, in den 2030er-Jahren dort, entlang des Zimmereggwalds, 700 gemeinnützige Wohnungen zu bauen (zentralplus berichtete).

Das ist nicht alles. Am westlichen Ortsausgang von Littau gibt es ebenfalls eine grosse unüberbaute Bauzone. Ihr Alleineigentümer wohnt nebenan bei Tschuepis, war telefonisch aber nicht zu erreichen. Ein Bebauungsplan rechnet allerdings mit 360 Wohnungen, die dort entstehen könnten (zentralplus berichtete).

Zugs grüne Wiese 2 und 3: Baarermatt und Neufeld in Baar

Was Littau für Luzern ist, ist in diesem Fall Baar für die Stadt Zug. Hier gibt es noch grosse Flächen zum Bauen. Zum Beispiel in der Baarermatt. Neben dem Huebhof liegt eine grosse Lücke im Siedlungsland. Ob es Pläne dazu gibt, ist unklar. Der Besitzer war für die Anfrage nicht zu erreichen.

Ebenfalls freie Fläche zum Bauen liegt an der Zugerstrasse bei Neufeld. Hinter der Tangente Zug-Baar liegen drei unüberbaute Grundstücke in der Bauzone. Zwei der Besitzer sind nicht öffentlich ersichtlich, ein weiterer ist nicht erreichbar.

Das letzte Luzerner Beispiel: Rodtegg bei Sternmatt

Neben der St.-Michael-Kirche in der Stadt Luzern liegt südlich der Breitenlachenstrasse ein grosses, leeres Grundstück. Mitten im dicht bebauten Sternmattquartier erscheint die Fläche von oben wie ein grüner Park. Doch: Sie gehört einer Privatperson – und könnte bebaut werden. Eine Anfrage verlief ins Leere.

Auf Rotegg wäre sicher Platz für über 100 Wohnungen. (Bild: Google Maps)

Das letzte Zuger Beispiel: Schleifeweg im Herti-Quartier

Den Abschluss macht ein wahres Prachtstück. Am nördlichen Rand der Herti-Überbauungen besitzt die Korporation Zug ein Stück Land von unschätzbarem Wert. Die Bauzone ist die Verlängerung der Siedlung und wird durch den Schleifeweg durchschnitten. Auf Anfrage teilt die Eigentümerschaft mit, was geplant ist.

Das wohl grösste unbebaute Stück Bauzone in der Stadt Zug liegt rechts und links dieses Wegs. (Bild: kok)

Aktuell sei dieses Stück Land keine Priorität, sagt ein Mitarbeiter der Korporation am Telefon. In Zukunft liesse sich dort aber eine weitere Etappe des Herti-Quartiers realisieren. Aktuelle Projekte gäbe es noch nicht.

Damit endet die Liste der unbebauten Bauflächen in und um die Städte Zug und Luzern. Eines ist aber wichtig zu sagen – die Liste ist nicht abschliessend. Ebenfalls darauf gepasst hätte:

Die grüne Wiese neben dem Schönbühl-Center in der Stadt Luzern, wo 108 Wohnungen geplant sind (zentralplus berichtete). Das Areal Göbli auf Baarer Boden (zentralplus berichtete). Oder die Baustelle für die Überbauung Lüssi nebenan (zentralplus berichtete). Diese Projekte sind bekannt, weshalb auf eine Aufnahme verzichtet wurde.

Dazu gibt es viele kleinere Grundstücke in Privateigentum und am Stadtrand, deren Aufzählung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Zum Beispiel eines an der Blasenbergstrasse in der Stadt Zug. Auf Anfrage wollte sich ein Mitglied der Erbengemeinschaft nicht dazu äussern, ob es Baupläne gibt oder nicht.

Hier, am Stadtrand von Zug, könnte man bauen. (Bild: kok)

Gegen die Wohnkrise wäre eine Bebauung all dieser Flächen wünschenswert. Zumal zumindest in der Stadt Zug nach der angenommen 2000-Wohnungs-Initiative auch 40 Prozent preisgünstiger Wohnraum gebaut werden müsste (zentralplus berichtete). Die Bevölkerung würde danken.

Verwendete Quellen
  • Eintrag des Bundesamt für Raumentwicklung zu Bauzonen
  • Bauzonenstatistik 2022
  • Studie der Hochschule Luzern zu Bauzonen und Wohnungsnot
  • Karten des Bundes zu Bauzonen
  • Augenschein vor Ort
  • Diverse Telefonate mit Eigentümerschaften
  • zentralplus Medienarchiv zu Bauen Zug Luzern
  • Entwicklungsstudie Längweier/Udelboden der Stadt Luzern
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