Erneute Preissteigerung in Luzern

Darum kostet das neue Verwaltungsgebäude Millionen mehr

Soll neu knapp 192 Millionen Franken – statt 177,4 – kosten: das neue Verwaltungsgebäude des Kantons Luzern am Seetalplatz in Emmenbrücke. (Bild: Visualisierung: zvg)

Auf dem Seetalplatz in Emmenbrücke entsteht derzeit das neue Verwaltungsgebäude des Kantons Luzern. Dass es teurer wird als ursprünglich gedacht, war bereits bekannt. Jetzt teilt der Kanton das neue Preisschild mit.

Zuerst waren es 160 Millionen Franken, bei der kantonalen Volksabstimmung 2021 dann 177,4 Millionen. Seit gut einem Monat ist klar, dass auch dieses Preisschild zu tief angesetzt war – nur die definitive Summe war bis dato nicht bekannt. Die Rede ist vom neuen Verwaltungsgebäude des Kantons Luzern, das seit knapp einem Jahr auf dem Seetalplatz in Emmenbrücke gebaut wird.

Neu soll das künftige Herz der Luzerner Verwaltung knapp 192 Millionen Franken kosten. Finanzdirektor Reto Wyss (Mitte) rechnet mit Mehrkosten von 14,25 Millionen Franken gegenüber dem vom Volk bewilligten Kredit, wie die Regierung am Dienstagvormittag bekannt gab. Diese Summe beantragt die Exekutive beim Kantonsrat nun als Zusatzkredit.

Mehr Platz wegen hoher Asylzahlen benötigt

Der Kanton nennt mehrere Gründe für die Preissteigerung:

  • Die prognostizierte Anzahl Mitarbeiter. Ursprünglich hätten knapp 1500 Kantonsangestellte an den Seetalplatz zügeln sollen – diese Schätzung war zu tief. Neu rechnet die Regierung mit 2090 Mitarbeiterinnen im Verwaltungsgebäude. Vor allem die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen würde wegen der steigenden Flüchtlingszahlen deutlich mehr Angestellte und somit Platz benötigen. Darum soll die eingeplante Reservefläche nicht an Dritte vermietet, sondern bereits jetzt für die kantonale Verwaltung ausgebaut werden. Kosten: 8,3 Millionen Franken
  • Gemäss der Regierung seien bauliche Anpassungen nötig. Der Kanton lege grossen Wert auf die Nachhaltigkeit. Daher werde gestützt auf den Planungsbericht Klima- und Energiepolitik 2021 die geplante Solaranlage vom Flachdach auf die Gebäudefassade erweitert. Der Kanton kommt damit einem Kantonsratsbeschluss nach, durch den der Kanton bei eigenen Bauprojekten eine Vorbildfunktion übernehmen und mehr, als der gesetzliche Auftrag vorsieht, machen soll. Kosten: 2,05 Millionen Franken.
  • Weiter könne der Kanton den geplanten Gebäudeteil im Innenhof um eine Etage aufstocken, was zu einer verbesserten Nutzung des Grundstücks führe und wirtschaftlich sinnvoll sei. Kosten: 2,4 Millionen Franken.
  • Zudem würden Auflagen zu einer «beachtlichen» Kostensteigerung führen. Beispielsweise brauche es bei der Aussenfläche zum Busbahnhof witterungsgeschützte und brandgesicherte Wartebereiche. Kosten: 1,5 Millionen Franken.

«All diese zusätzlichen Ausgaben waren zum Zeitpunkt des Sonderkredits nicht vorhersehbar», führt der Kanton aus. Reto Wyss erklärte an der Pressekonferenz am Dienstagvormittag: «Wir realisieren ganz bewusst mehr. Wir sind uns bewusst, dass das mit einer Kostensteigerung verbunden ist.» Zudem würden die Anforderungen und Begehrlichkeiten zunehmen, was nicht ohne zusätzliche Ressourcen bewältigt werden könne.

Kantonsbaumeister René Schmid ergänzte, dass beispielsweise die 2,4 Millionen Franken für die Aufstockung des Gebäudes im Innenhof «zwar definitiv viel Geld» sei. «Aber es ist immer noch die günstigste Variante. Wenn wir das später machen würden, würde das deutlich mehr kosten.»

Bauarbeiten laufen nach Plan

Als Nächstes entscheidet das Luzerner Kantonsparlament voraussichtlich in der Oktober-Session über den beantragten Zusatzkredit. Die Bevölkerung wird über die Preissteigerung nicht mehr abstimmen können. Denn Zusatzkredite von unter 25 Millionen Franken liegen in der Kompetenz des Kantonsrats.

Bereits kritisch zum Kostenwachstum geäussert hat sich die Luzerner SVP. Gemäss einer Medienmitteilung fordert sie eine grundlegende Analyse des Staatswachstums, statt «auf Vorrat Reserven an Arbeitsplätzen» zu schaffen. Auch die zusätzlichen Klimamassnahmen hinterfrage die Partei kritisch. Für sie hätten die ursprünglichen Pläne einer «bezahlbaren Klimapolitik» bereits Rechnung getragen.

Einen Einfluss auf den Fahrplan haben der Zusatzkredit und die höheren Kosten gemäss den Behörden nicht. Die Bauarbeiten würden nach Plan verlaufen. Der Spatenstich erfolgte Mitte September 2023. Im ersten Quartal 2025 wird der Rohbau voraussichtlich fertig sein. Ab Herbst 2026 sollen die Kantonsangestellten in das neue Gebäude einziehen. Derzeit sind sie auf rund 30 verschiedene Standorte verteilt.

Kanton verschätzt sich nicht zum ersten Mal

Der Kanton Luzern hat derzeit mehrere Grossprojekte, die er realisiert oder realisieren will. Und mehrere davon werden teurer als angenommen (zentralplus berichtete). Beispielsweise sollte der Campus Horw der Hochschule Luzern ursprünglich 365 Millionen Franken kosten. Mittlerweile gehen die Behörden von rund 600 Millionen Franken aus. Auch das neue Sicherheitszentrum in Rothenburg kostet deutlich mehr als erwartet. Statt 91 Millionen wird das Zentrum wohl 290 Millionen Franken kosten.

Reto Wyss äusserte sich an der Pressekonferenz ebenfalls zu solchen steigenden Baukosten von kantonalen Infrastrukturprojekten. Man habe zehn Jahre lang praktisch keine Bauteuerung gehabt. Seit dem Ukrainekrieg habe diese jedoch stark angezogen. «Es gibt rund um Bauprojekte immer wieder Faktoren, welche die Kostenentwicklung beeinflussen, auf die wir aber nur bedingt Einfluss nehmen können.» Hinzu komme, dass das Parlament die öffentliche Hand dazu aufgefordert hat, rund um das Thema Nachhaltigkeit eine Vorbildfunktion einzunehmen. Das sei auch mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Verwendete Quellen
  • Medienkonferenz mit Reto Wyss, Finanzvorsteher des Kantons Luzern, und René Schmid, Kantonsbaumeister
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern
  • Medienarchiv zentralplus
  • Informationen zur neuen kantonalen Verwaltung
  • Medienmitteilung SVP Luzern
0 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon