Vier Gebäude und ein Apartmenthotel

In Menzingen entstehen neue Häuser und vielleicht gar ein Hotel

Sieht aus wie ein historisches Haus, ist jedoch ein Neubau: das geplante Projekt an der Holzhäusernstrasse 4. (Bild: zvg Hegglin Partner AG)

Im Dorfkern von Menzingen sollen vier neue Gebäude gebaut werden. Neben zwölf Wohnungen wird es womöglich auch ein winziges Apartmenthotel geben – und einen schicken Autolift.

Die Gemeinde Menzingen ist herzig. Quer durchs Dorf führt – mit maximal 30 km/h – die Hauptstrasse, vorbei am «Schlüssel», vorbei am «Ochsen». Geschützte Gebäude gibt es hier kaum. Menzingen ist kein Ballenberg. Hier wird gelebt.

Mitten im Dorf, und dennoch etwas abgelegen, befindet sich die ehemalige Bäckerei Schwegler. Dass es sich beim herzigen, doch in die Jahre gekommenen Bau an der Holzhäusernstrasse 4 einst um eine Bäckerei handelte, wird insbesondere dann klar, wenn man sich via Google Street View durch die Strasse klickt. Dort ist der halb zensierte Schriftzug nach wie vor zu sehen.

Der Augenschein zeigt ein etwas anderes Bild. Der Schriftzug ist weg, Bauprofile deuten an, dass es dem vierstöckigen Haus bald an den Kragen geht. Ebenso soll die Baubrache östlich des Satteldach-Hauses bald Geschichte sein. Das zugehörige Baugesuch liegt aktuell und bis am 23. Januar bei der Gemeinde Menzingen auf.

Dort, sowie im ehemaligen Schaufenster erkennen Passanten, was die Liegenschaftsbesitzerin, die Hegimmo AG, hier plant. Nämlich nichts Unerhörtes, selbst wenn das geplante Projekt etwas höher als der Altbau werden dürfte. Auch die künftigen Gebäude werden über ein Satteldach verfügen und sich eher unauffällig in die Strasse und die Umgebung eingliedern. So verlangt es der Ortsbildschutz.

So sieht es an der Holzhäusernstrasse 4 aktuell aus. Im Vordergrund zu sehen: die Brache, die ebenfalls überbaut werden soll. (Bild: wia)

Erste Baupläne stammen von 2002

Überrascht dürfte hier niemand sein über die Baupläne. Bereits 2002 wollte der damalige Hausbesitzer auf der Parzelle einen Neubau realisieren. Die Jahre zogen ins Land, das Haus blieb stehen. Der ehemalige Besitzer verkaufte sein Grundstück 2021 an die heutigen Eigentümer.

Anstatt den vor rund 20 Jahren angedachten Neubau umzusetzen, planen sie nun ein umfangreicheres, den heutigen Ansprüchen angepasstes Projekt. Im architektonischen Bericht zum aktuell aufliegenden Baugesuch heisst es: «Der neuen Grundeigentümerschaft erschien es in ganzheitlicher Betrachtungsweise sinnvoll, auch weitere, angrenzende Grundstücke in den Neubauperimeter aufzunehmen, beziehungsweise Synergien zu nutzen.» Für alle Beteiligten sowie für den Dorfkern Menzingens sei grosses Potential zur Optimierung vorhanden.

Vier Gebäude mit insgesamt zwölf Wohnungen

Konkret plant die Hegimmo AG vier leicht versetzte Gebäude, die durch ein gemeinsames Treppenhaus mit Lift verbunden werden. Auch die Dachterrasse soll von allen vier Häusern gemeinsam genutzt werden. Insgesamt entstehen zwölf Eigentumswohnungen im mittleren Preissegment. Dazu kommt im Erdgeschoss – wie in Dorfzentren üblich – eine gewerbliche Sockelnutzung.

Die Pläne machen sichtbar, dass die vier Gebäude jeweils leicht versetzt zueinander stehen; dies auch in der Höhe. (Bild: zvg Hegglin Partner AG)

Für die architektonische Planung und Umsetzung verantwortlich zeichnet die Hegglin Partner Architektur und Baurealisation AG. René Hegglin, der Geschäftsführer des Unternehmens, sagt dazu: «Da sich das Grundstück mitten im Dorfkern befindet, muss das geplante Projekt gut ins bestehende Ortsbild passen, der historischen Bedeutung der Umgebung müssen wir Rechnung tragen. So die Vorgabe der Behörden.»

Das Ortsbild als Leitplanke

Entsprechend hätten die Grundeigentümer zunächst mit einer umfassenden Studie das Ortsbild von Menzingen analysiert und ebenso geprüft, wie sinnvoll der Erhalt des heutigen Hauses wäre. «Eines der grossen Probleme ist jedoch, dass die Räume, gerade in den oberen Etagen, so tief sind, dass ein durchschnittlich grosser Mann darin nicht aufrecht gehen kann», so Hegglin.

Und weiter: «Das könnte zwar gelöst werden, indem man eine neue Balkenlage einsetzt und das gesamte Haus anhebt. Das wäre in der Umsetzung jedoch so teuer, dass auch die Wohnungen, die darin zu stehen kommen, letztlich sehr viel kosten würden.» Ebenfalls sei der Charakter des Altbaus im Erdgeschoss über die Jahrzehnte stark verändert worden.

Über die Bauherrin

Das Architekturbüro «Hegglin Partner Architektur und Baurealisation AG» besteht seit über 40 Jahren und hat, der Nachname lässt es vermuten, seinen Ursprung in der Berggemeinde Menzingen. Die heutigen Büros befinden sich allerdings in Steinhausen. Der planende Zuger Architekt Georg Krummenacher, respektive seine Familie, ist architekturaffinen Zugern und Menzingern ein Begriff. So stammen die in den 60er-Jahren gebauten und heute denkmalgeschützten Gebäude der Kantonsschule Menzingen (ehemaliges Lehrerinnenseminar Bernarda) aus der Feder seines Grossvaters, Alfons Wiederkehr.

Entsprechend entschlossen sich die Verantwortlichen, neu zu bauen. Dies im stetigen Austausch mit der Gemeinde und der Denkmalpflege, wie Hegglin betont. «Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir mit Georg Krummenacher einen Architekten an Bord haben, der es geschafft hat, den Spagat zwischen den Bedürfnissen der Gemeinde, der Denkmalpflege und der Bauherrschaft zu meistern.»

Vielleicht entsteht vor Ort ein winziges Apartmenthotel

Noch ist nicht ganz klar, wie das Erdgeschoss künftig genutzt wird. «Üblich sind bei gewerblichen Sockelnutzungen Läden oder Büros. Wir planen derzeit, Zimmer im Sinne eines Apartmenthotels zu vermieten», sagt der Geschäftsführer. Damit würde sich die Bauherrin auf ihr vertrautes Terrain begeben. Bereits jetzt verfügt die Firma mit «Anstatthotel» über entsprechende Angebote in der Zentralschweiz und Umgebung.

«Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu bestehenden Hotels, sondern bieten vielmehr eine Ergänzung im Mietermarkt.»

René Hegglin zu Anstatthotel

«Es handelt sich dabei um einen Zwitter zwischen einem Hotel und einer Wohnung. Angesprochen sind vor allem Kurzzeitaufenthalter oder Menschen, die einen mehrwöchigen Aufenthalt planen, sich jedoch zwei Monate in einem Hotel nicht leisten können», sagt Hegglin und ergänzt: «Wir verstehen uns jedoch nicht als Konkurrenz zu bestehenden Hotels, sondern bieten vielmehr eine Ergänzung im Mietermarkt.»

Aktuell plant die Bauherrschaft einen Autolift

Noch ist nicht ganz in Stein gemeisselt, wie es sich mit den Parkplätzen für die künftigen Bewohnerinnen verhält. «Damit die Planung nicht von der Nachbarschaft abhängig ist, hat sich die Bauherrschaft vorerst für eine unabhängige Variante, gelöst auf den eigenen Parzellen, entschieden», schreibt Krummenacher im Architekturbericht.

Heisst: Aktuell plant man einen Autolift, mit dem Mieter ins bereits bestehende Parkhaus im Untergeschoss gelangen. Eine gemeinsame Erschliessung mit der Nachbarschaft sei eine mögliche Alternative dazu.

Stellt sich eine letzte Frage: Was passiert mit den heutigen Mieterinnen des Gebäudes? Hegglin erklärt: «Als wir das Haus an der Holzhäusernstrasse 4 übernahmen, stand es leer. Wir haben daraus kurzerhand zur Zwischennutzung WG-Zimmer gemacht, womit wir sogleich auf grosses Interesse stiessen.» Solange das Haus steht, können auch die WG-Bewohnerinnen bleiben. Die Bauherrschaft plant, im besten Fall im Sommer 2024 mit dem Bau beginnen zu können.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit René Hegglin
  • Unterlagen aus dem Baugesuch
  • Augenschein vor Ort
  • Website des Projekts

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