Das sind die gröbsten Schnitzer

Luzern verschätzt sich bei Projekten um halbe Milliarde

Das Foyer des geplanten Verwaltungsgebäudes am Seetalplatz in Emmenbrücke. (Bild: Visualisierung: zvg)

Luzern investiert historische Summen in neue Bauprojekte. Doch ebenso historisch sind die Kostensteigerungen von rund einer halben Milliarde Franken. Der Kanton erklärt sich.

1,3 Milliarden Franken steckt der Kanton Luzern in seine fünf grössten Bauprojekte. Das Geld fliesst in Schulraum und Bildung, neue Büros für die Verwaltung und einen Standort für die Sicherheitsbehörden. Bei den Baukosten hapert es aber. Ursprünglich sollte das Ganze «nur» 700 Millionen Franken kosten. Doch vier der fünf Bauprojekte werden teurer – teils massiv.

Für die Kostensteigerung von 66 Prozent nennt das kantonale Finanzdepartement auf Anfrage viele Gründe. Unter anderem: eine Bauteuerung von 18 Prozent seit 2022, neue Gesetze, Ukraine-Krieg und Klimaschutz. Hier ein Überblick über die Projekte und deren Kosten.

Campus Horw wird 235 Millionen Franken teurer

Ziel: Am Standort der Hochschule Luzern (HSLU) in Horw entsteht ein Campus für das Departement Technik & Architektur der HSLU, die PH Luzern und forschungsnahe Unternehmen. Luzerns grösstes Bauprojekt realisiert eine kantonseigene AG, deren Finanzierung die Luzerner Stimmbevölkerung 2021 zustimmte (zentralplus berichtete).

Zeitplan: Im Juni wurde das Vorprojekt abgeschlossen, und 2026 sollen die Bauarbeiten starten. Ab 2029 werden die ersten Abteilungen einziehen.

Das wird der Hauptzugang zum Campus Horw. (Bild: Visualisierung: Architekturbüro Penzel Valier AG)

Kostensteigerung: Ursprünglich sollte der Campus Horw 365 Millionen Franken kosten. Nun würden es rund 600 Millionen Franken werden, wie der Kanton vor zwei Wochen bekannt gab (zentralplus berichtete).

Das sagt der Kanton: Die 2021 kommunizierten Projektkosten von 365 Millionen Franken (+/–30 Prozent) hätten sich «im Wesentlichen» bestätigt. Nachhaltigkeit und Projektentwicklung hätten den Preis jedoch erhöht, dazu kämen Bauteuerung und Anpassung an die Mehrwertsteuer. Ausserdem gebe es 90 Millionen Franken Reserve.

Verwaltungsgebäude wird 17 Millionen Franken teurer

Ziel: Auf dem Seetalplatz in Emmenbrücke baut der Kanton seinen 1450 Angestellten einen neuen Hauptsitz. Der Umzug der kantonalen Verwaltung soll jährlich neun Millionen Franken Miet- und Betriebskosten einsparen, die bei den heutigen Büros der Verwaltung in Luzern anfallen. 2021 sagte das Volk Ja zum Projekt (zentralplus berichtete).

Zeitplan: Der Bau des Gebäudes startete im Herbst 2023. Ein Bezug ist ab Sommer 2026 geplant.

So soll das Verwaltungsgebäude dereinst aussehen. (Bild: zvg)

Kostensteigerung: Ursprünglich sprach der Kanton bei diesem Bauprojekt von 160 Millionen Franken Kosten. In der Abstimmungsbotschaft im Jahr 2021 gab er 177 Millionen Franken an.

Das sagt der Kanton: Die Kostensteigerung sei zwischen der ersten groben Schätzung der Kosten und der Abstimmung erfolgt. Grund für die Steigerung sei, dass die ursprüngliche Schätzung mit einer Unsicherheit von +/–30 Prozent versehen gewesen sei.

Sicherheitszentrum Rothenburg wird 200 Millionen Franken teurer

Ziel: Beim Bahnhof Rothenburg plant der Kanton ein Sicherheitszentrum für die Sicherheits- und Verkehrspolizei, die Dienststelle Lebensmittelkontrolle sowie den Verbraucherschutz und Veterinärdienst. Dazu entstehen eine Einsatzleitzentrale der Kantone Luzern, Nidwalden und Obwalden und Zellen für Festgenommene (zentralplus berichtete).

Zeitplan: Derzeit befindet sich das Projekt in der zweijährigen Projektierung. Im Sommer 2031 will der Kanton das Sicherheitszentrum eröffnen.

Sicherheitszentrum Rothenburg
So soll das Sicherheitszentrum von aussen aussehen. (Bild: Visualisierung: Kanton Luzern)

Kostensteigerung: Ursprünglich sprach der Kanton von 91 Millionen Franken Baukosten. Im Dezember 2022 erklärte er, dass das Sicherheitszentrum etwa 290 Millionen Franken kosten werde.

Das sagt der Kanton: Die erste Summe stamme aus einer Machbarkeitsstudie von 2019 (+/–25 Prozent). Später habe die Polizei um grössere Räumlichkeiten gebeten, und das Projekt sei komplett überarbeitet worden. Die Zellen und die Einsatzleitzentrale seien zum Beispiel neu. Dazu kämen Kosten für das Grundstück, die Teuerung, Reserve und weitere Zusatzkosten. Auch die 290 Millionen Franken seien +/–25 Prozent genau.

Kantonsschule Sursee wird 15 Millionen Franken teurer

Ziel: In Sursee befindet sich die zweitgrösste Kantonsschule von Luzern. Wegen der steigenden Anzahl Schüler plant der Kanton eine umfassende Sanierung der Schule und einen Neubau. 2023 stimmte die Luzerner Stimmbevölkerung dem Bauprojekt deutlich zu (zentralplus berichtete).

Zeitplan: Gelingt es dem Kanton im Juni 2024, die Baubewilligung zu erhalten, kann er den Umbau im Jahr 2028 beenden.

Die Kantonsschule Sursee platzt aus allen Nähten. (Bild: Kanton Luzern)

Kostensteigerung: Die Erweiterung der Kantonsschule Sursee soll 73 Millionen Franken kosten. Im Aufgaben- und Finanzplan 2023–2026 waren 58 Millionen geplant.

Das sagt der Kanton: Diese Summe stamme aus einem Vorprojekt. Zusätzliche Massnahmen für Klimaschutz – abgeleitet aus kantonalen Vorgaben – hätten zu rund neun Millionen Franken Zusatzkosten geführt. Dazu kämen die Teuerung und Kosten für Provisorien.

AZ Sempach wird voraussichtlich nicht teurer

Ziel: Defekte Heizungen und unpraktische Raumaufteilung: Der Kanton Luzern wird das Zivilschutz-Ausbildungszentrum Sempach sanieren und einen Neubau errichten. Im März gab das Volk der Erweiterung seinen Segen (zentralplus berichtete).

Zeitplan: Die Sanierung des Instruktionsgebäudes soll 2025 beginnen und im Juni 2027 abgeschlossen sein, der Neubau des Verwaltungsgebäudes im Februar 2028.

Das AZ Sempach aus der Luft: Links steht das Instruktionsgebäude mit Innenhof, rechts das Verwaltungsgebäude. (Bild: zvg)

Kostensteigerung: Das Bauprojekt soll 38 Millionen Franken kosten. Davon hat die Regierung 7,5 Millionen Franken selbst beschlossen, den Rest hat das Volk bewilligt. Kostensteigerungen sind nicht bekannt.

Das sagt der Kanton: Das Projekt stehe am Anfang der Realisierung.

Der Überblick zeigt: Die Kostensteigerungen bei den grössten Bauprojekten des Kantons Luzern haben vielfältige Gründe. Finanzdirektor Reto Wyss (Mitte) sagte in der Vergangenheit bei verschiedenen Projekten, die Mehrkosten seien «erklärbar». Und sicher: Für Lieferkettenprobleme, Teuerung und Gesetzesänderungen kann der Kanton nichts. Nur eines fällt auf: Machbarkeitsstudien scheinen stets deutlich zu tief zu kalkulieren.

Verwendete Quellen
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Schriftlicher Austausch mit der Kommunikationsstelle des Luzerner Finanzdepartements
  • Website der Dienststelle Immobilien
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