Fahrschülerinnen auf dem Weg zum berüchtigten Doppelspur-Kreisel Schlund, Kunden des Pilatusmarkts oder Autofahrerinnen, die auf die A2 wollen. Sie alle fahren am Areal Hinterschlund vorbei. Die Fläche zwischen Ringstrasse und Kuonimatt ist teils Wiese, teils Kiesfläche und gehört – obwohl auf Krienser Boden – der Stadt Luzern. Fast 44’000 Quadratmeter misst die Fläche, die heute mehrheitlich brach liegt.
Gelegentlich dient das Areal als Parkplatz für Zirkusartistinnen oder Määs-Schausteller, seit September 2021 wird ein Teil von einer Wagenburg illegal besetzt. Doch obwohl sich Justiz und Politikerinnen ob den Besetzern störten, konnten sie sich relativ gemütlich einrichten (zentralplus berichtete). Konkrete Pläne für das Areal lagen lange nicht vor – bis jetzt.
Ökihof zieht wohl temporär dazu
Hinweise auf nächste Schritte beim Hinterschlund finden sich in einem Bericht des Horwer Gemeinderats zu unerledigten Geschäften 2024. Denn: Die Gemeinde liebäugelt damit, ihren Ökihof dorthin zu verlegen. Heute bringen die Horwerinnen ihr Altmetall und Co. an die Technikumstrasse, direkt neben dem «TopCC». Die Entsorger sorgen dort jedoch regelmässig für massiven Stau und versperren die Hauszufahrten der Anwohnerinnen (zentralplus berichtete). Bereits 2014 haben Politiker um Urs Rölli (FDP) deshalb die Suche nach einem neuen Standort angestossen.
In einem Zwischenbericht zum entsprechenden Vorstoss schreibt Horw nun – mehr als zehn Jahre später –, dass die Stadt Luzern dem Abfallentsorgungsverband Real eine Vereinbarung zur Zwischennutzung geschickt habe. Die Verhandlungen dazu würden noch laufen, heisst es im Bericht. Eigentlich will Real aber definitiv aufs Areal Hinterschlund zügeln. «Eine Zwischennutzung ist nur, aber immerhin, ein erster Schritt zu diesem Ziel», schreibt die Gemeinde weiter.
Real schreibt dazu, dass derzeit das Projekt zur Umgestaltung des bestehenden Ökihofs in einer Machbarkeitsstudie geprüft werde. Dieses sieht vor, den vom Recyclingcenter verursachten Stau über einen Teil des «TopCC»-Geländes zu führen. Sollte dieses Projekt umgesetzt werden, dürfte Real auf einem Teil des Hinterschlunds einen provisorischen Ökihof bauen, wie Mediensprecher Fabian Zumbühl ausführt.
Bereits in vier Monaten wäre Umzug möglich
Der Ökihof könnte theoretisch schon Anfang nächstes Jahr zügeln. Die Nutzungsvereinbarung gälte ab dem 1. Januar 2025 für etwa zweieinhalb Jahre, schreibt der städtische Leiter Immobilien, Marko Virant, auf Anfrage. Noch vor Jahresende sollen die Verhandlungen mit dem Güselverband abgeschlossen sein. Ob Real auch längerfristig auf dem Hinterschlund bleiben darf, ist unklar. Dazu laufen noch Gespräche.
Wie bereits Real beteuert Virant, dass die Wagenburg Hinterschlund nicht vom Ökihof-Provisorium tangiert würde. Der Werkhof entstünde auf einem anderen Teil des Areals. Auch die abgebrochene Suche nach einer Zwischennutzung nehme die Stadt nicht wieder auf.
Nächste Schritte: Hinterschlund soll definitiv vergeben werden
Das Wagenburg-Kollektiv kann jedoch nur kurz aufatmen: Ab 2025 will die Stadt das Areal definitiv ausschreiben – nicht nur als Zwischennutzung. Dies im «ready-to-market»-Konzept, wie im Aufgaben- und Finanzplan 2025-28 steht. Die Idee dahinter: Die Stadt bietet ein Grundstück an, das bereits in der Arbeitszone liegt, samt Vertragsentwürfen und Konditionen. Interessierte müssen nur noch die Unterschrift auf den Vertrag setzen und ein ansprechendes Angebot unterbreiten.
Bei der Auswahl achtet die Stadt beispielsweise auf die Bonität des Unternehmens und wie viele Arbeitsplätze die Firma in der Region schafft. Vom Angebot bis zur Vergabe kann es so sehr schnell gehen. Muss aber nicht, wie die Beispiele Ibach und Bodenhof zeigen. Dort wartet die Stadt seit Monaten vergebens auf passende Bewerbungen (zentralplus berichtete).
Vorerst ist die Wagenburg noch sicher
Wie lange es dauert, bis ein Unternehmen der Wagenburg auf die Pelle rückt, kann die Stadt nicht abschätzen. Dies hänge von der Projektierungs- und Bewilligungsdauer und letztlich vom künftigen Baurechtsnehmer ab, so Virant. Aber: Zumindest vorläufig kann das Kollektiv wohl da stehen bleiben. «Gegenwärtig sind keine Interventionen geplant», hält der Leiter Immobilien fest. Und: Es stünde der Wagenburg offen, sich ebenfalls für das Areal zu bewerben.
Ob die Bewohnerinnen der Wagenburg das planen und wie sie zu ihrem künftigen Nachbarn, dem Ökihof, stehen, bleibt offen. Auf Anfrage schreibt das Kollektiv Hinterschlund, es wolle sich nicht dazu äussern.
Schreibt über alles, was Luzern und Zug aktuell beschäftigt. Im ländlichen Luzern aufgewachsen, hat sie beim «Entlebucher Anzeiger» ihre Begeisterung für Lokaljournalismus entdeckt. Nach einem Studium in Medienwissenschaften und Englisch ist sie seit September 2021 bei zentralplus. Nebenbei absolviert sie derzeit die Diplomausbildung Journalismus am MAZ.