Cham: Geschütztes Trafogebäude wird umgebaut

Die «Kathedrale der Energie» erhält ein zweites Leben

Das Trafogebäude auf dem Papieri-Areal ist zwar deutlich kleiner als seine Nachbarn, dennoch war es während der Industriezeit unverzichtbar. (Bild: wia)

Mit dem Trafogebäude wird auf dem Papieri-Areal nun auch jenes geschützte Gebäude umgebaut, welches dereinst für die Entwicklung der Papierfabrik eine wichtige Rolle spielte. Nun entstehen Büros. Angedacht war dereinst eine ungewöhnlichere Idee.

Die «Kathedrale der Energie» in Cham wird umgebaut. So jedenfalls wird das geschützte Trafogebäude auf dem Papieri-Areal auf der Plattform «Chamapedia» bezeichnet. Und das, obwohl das Haus deutlich kleiner ist als fast alle, die im Zuge der Papieri-Überbauung rundum bereits entstanden oder in Planung sind. Der sakrale Vergleich ergibt dennoch Sinn. Doch zunächst gibts eine kleine Zeitreise.

1913 entstand das Trafohaus, welches wichtig war, um die für den Papieri-Fabrikbetrieb benötigte elektrische Energie aus dem Mittelspannungsnetz auf die Niederspannungsnetze zu transformieren. Das Gebäude wurde insbesondere deshalb notwendig, da die Leiter der Papierfabrik zu jener Zeit auf Expansionskurs waren und den Papierausstoss verdoppeln wollten.

Anfänglich bildete das Trafohaus den nördlichen Abschluss des Papieri-Fabrikareals. Später wuchsen mehr und mehr Gebäude um den Bau herum und stellten diesen gewissermassen ins Zentrum. 1947, nach dem Zweiten Weltkrieg, stieg die Nachfrage nach Papier, weshalb das Trafogebäude erweitert wurde.

Das Trafogebäude steht am Trafoplatz, in der nördlichen Verlängerung der Maschinengasse. (Bild: zvg Zugmap)

Einst essenziell, damit die Fabrik wachsen konnte

Das Amt für Denkmalpflege würdigt den Bau wie folgt: «Die Papierindustrie ist eine der energieintensivsten Produktionen. Sinnbildlich dazu wurde das 1913 errichtete Trafogebäude der Papierfabrik Cham mit klassizistischen Motiven repräsentativ wie eine Kathedrale der Energie gestaltet.»

Mit vergleichbaren Stilmerkmalen wie der Kalanderbau, welcher den repräsentativen Auftakt der Fabrik gegen Süden bildet, habe das Trafogebäude als Gegenstück zu diesem den nördlichen Abschluss des Fabrikareals gemacht. «Dem Trafogebäude kommt darum wirtschafts- und architekturgeschichtliche sowie ortsbildende Bedeutung zu», heisst es im Inventarblatt.

Anstatt ältere Menschen halten Büroangestellte Einzug

Nun soll es dem Trafogebäude an den Kragen gehen. Naja, natürlich nicht so richtig, denn das Haus ist schliesslich denkmalgeschützt. Im ehemaligen Industriebau will die Cham Immobilien AG, der das Gebäude gehört, künftig auf 1500 Quadratmetern Büro- und Gewerberäume realisieren. Die Halle soll durch flexible Leichtbaukonstruktionen sowohl vertikal als auch teils horizontal unterteilbar werden. Dort sei von einem breiteren Nutzungsspektrum auszugehen, möglicherweise mit einem öffentlichen Charakter. Heisst: Auch der Betrieb eines Cafés, Ateliers oder eines Fitnessstudios sei möglich.

Die Zukunft des Hauses hätte auch ganz anders aussehen können, wie Informationen aus dem Baugesuch verraten. Denn eigentlich hätte die Genossenschaft für Wohnen im Alter den ehemaligen Trafobau gern genützt, um dort attraktive Kleinwohnungen und die gewünschten Nebenräume zu schaffen.

Die Cham Group schreibt, dass die Genossenschafter in Zusammenarbeit mit Albi Nussbaumer eine Machbarkeitsstudie erarbeitet hätten für den Umbau des denkmalgeschützten Objekts. «Dabei hätte ein relativ weitgehender Eingriff in die innere Struktur des Gebäudes vorgenommen werden müssen.»

Die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie sei der Suche nach der «besten Nutzungsart» für das Gebäude nachgegangen. Das Resultat habe dazu geführt, dass die Gespräche mit der Genossenschaft für Wohnen im Alter nicht weitergeführt worden seien.

Blick von der Maschinengasse auf das Trafogebäude.

Die Architekten kennen sich mit ehemaligen Industriearealen aus

Der Umbau soll Hand in Hand mit dem Durolux-Gebäude, das zeitgleich realisiert wird, passieren. Beziehungsweise suche man mit dem Planungsteam des nördlich gelegenen Durolux-Gebäudes stets aktiv den Austausch und eine Abstimmung.

Für den Umbau des Trafogebäudes sind Galli Rudolf Architekten aus Zürich verantwortlich. Das Büro erreichte beim Wettbewerb um das Gartenhochhaus im Suurstoffi-Areal Rotkreuz den zweiten Platz. Die Architekten sind erfahren bei der Umsetzung von Bauten auf ehemaligen Industriearealen.

So realisierten sie unter anderem ein Mehrgenerationenhaus auf dem ehemaligen Giesserei-Areal von Sulzer in Oberwinterthur. 2003 entwickelten sie ein städtebauliches Gesamtkonzept für die ehemalige Färberei in Schlieren. Vor über 20 Jahren trug das Büro ausserdem die Verantwortung über das Gesamtkonzept des Victoria-Areals in Baar.

18 bis 20 Parkplätze sind allein fürs Trafogebäude vorgesehen, dies sowohl für die Kundschaft als auch Beschäftigte. Diese werden zu einem geringen Anteil oberirdisch am Papieri-Ring zu finden sein, zum anderen in der Tiefgarage.

Der voraussichtliche Baubeginn ist auf Februar 2025 angesetzt. Im Mai 2026 soll das Projekt fertig sein.

Verwendete Quellen
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