Bundesrat verbreitet Hoffnung

Baukrise in Zug und Luzern: Investitionen stürzen weiter ab

Für Investoren war Bauen zuletzt unattraktiv. (Bild: naf)

2023 haben Investoren in Zug und Luzern das Bauen vernachlässigt, womit sich ein jahrelanger Trend fortsetzt. Der Bundesrat hat angekündigt, dass diese Negativspirale jetzt enden wird. Vor Ort ist man skeptisch.

Obwohl die Wohnungskrise wütet, wurde im Jahr 2023 in Zug und Luzern weniger gebaut – zum wiederholten Mal. Das zeigen die provisorischen Resultate der Baustatistik, die das Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht hat. Die Neuigkeit kommt zu einem schlechten Zeitpunkt: Denn Wohnkosten sind jüngst zu einer Hauptsorge der Schweizer geworden, wie eine Umfrage des Instituts gfs.bern zeigt.

Die Daten des BFS zeigen, dass die Kantone Zug und Luzern nicht im Durchschnitt liegen. Während schweizweit Bauinvestitionen leicht gestiegen sind, sind die Investitionen und Ausgaben in Zug und Luzern im vergangenen Jahr gesunken. In Zürich, St. Gallen oder im Tessin wurde 2023 dagegen mehr Geld ins Bauen gesteckt als 2022.

Bauinvestitionen und Ausgaben im Sturzflug

Konkret heisst das: Im Jahr 2023 sind die Bauausgaben im Kanton Zug um 2,8 Prozent zurückgegangen. Dazu gehören alle Kosten einer Baustelle ausser dem Landerwerb und der Erschliessung. Der Arbeitsvorrat für 2024 – das sind die geplanten Ausgaben für laufende Baustellen im Folgejahr – ging um 9 Prozent zurück.

In Luzern zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Bauausgaben sanken um 3,6 und der Arbeitsvorrat für dieses Jahr um 2,4 Prozent. Ebenfalls gleich: Den Bärenanteil am Rückgang der Ausgaben hat der öffentliche Sektor, wie die BFS-Statistik zeigt.

Im Kanton Zug hat die öffentliche Hand vergangenes Jahr 15 Prozent weniger für Unterhaltsarbeiten ausgegeben als im Vorjahr, in Luzern gab es ein Minus von 24 Prozent. Auch Besserung ist nicht in Sicht: Denn der Arbeitsvorrat 2024 ist in Luzern um 7 und in Zug um ganze 21 Prozent gesunken. Sprich: Der Negativtrend bei den Bauausgaben des Staates geht weiter.

Mehr Neubauten in Zug, mehr Umbauten in Luzern

Bei den Neubauten gibt es dagegen Unterschiede. Dem Kanton Zug ist es gelungen, 2023 ein kleines Plus von 0,2 Prozent bei Investitionen in Neubauten zu erzielen. Leider ist der positive Trend wohl nicht von langer Dauer, denn der Arbeitsvorrat für dieses Jahr ist erneut um 7,6 Prozent gesunken.

Ein Modell eines Neubaus, der an der Industriestrasse in Zug geplant ist. (Bild: wia)

In Luzern verhält es sich gegensätzlich: Sowohl vergangenes als auch dieses Jahr (Arbeitsvorrat) verzeichnete der Kanton bei Neubauten ein Minus von 2 bis 3 Prozent. Im Bereich Umbau, Erweiterung und Abbruch ist der Arbeitsvorrat 2024 auf 0,1 Prozent ins Plus geklettert. Das sind gute Nachrichten.

Zusammengefasst: In Zug und Luzern haben Private und der Staat zuletzt weniger Geld für Bauprojekte ausgegeben. Daran wird sich wohl auch dieses Jahr wenig ändern.

Das sind die Hauptgründe, warum weniger gebaut wird

Die Entwicklung überrascht nicht. Denn obwohl die Wohnungsnot dramatisch ist, bauen Investoren in Zug und Luzern seit Jahren weniger – ebenso wie im ganzen Land. Das zeigen langfristige Daten des BFS. Seit 2018 waren die Wachstumsraten der Bauausgaben fast immer negativ.

Die absoluten Zahlen zeigen Stagnation. Im Kanton Zug liegen die jährlichen Gesamtausgaben fürs Bauen stabil bei rund einer Milliarde Franken. Und das seit zehn Jahren. In Luzern schwanken die Investitionen um die drei Milliarden Franken, nehmen seit 2021 aber leicht zu.

Thomas Aeschi ist Vizepräsident des Hauseigentümerverbands (HEV) Zugerland und SVP-Nationalrat. Er beobachtet den Negativtrend im Bausektor seit Jahren und hat Erklärungen.

Bauen ist teuer, Land ist knapp, Vorschriften beengen

Erstens seien die Baulandreserven sehr knapp – besonders an beliebten Standorten wie im Kanton Zug. Dazu seien die Baukosten allein von Oktober 2023 bis April 2024 um 0,4 Prozent gestiegen – auch wegen neuer gesetzlicher Vorschriften. «Zu viel Bürokratie schreckt Investoren ab», meint Aeschi.

Strenge Bewilligungsauflagen beim Lärmschutz und Heimatschutz würden Bauen in dicht besiedelten Gebieten für Private zur Geduldsprobe machen, sagt der Zuger. Mehrere Vorstösse im Kantonsrat drängen daher auf vereinfachte Baubewilligungsverfahren (zentralplus berichtete). Ausserdem habe die Zinswende den Immobilienmarkt im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten unattraktiver gemacht, erklärt der Politiker weiter.

Bundesrat ist optimistisch, dass Bauen zunimmt

Darauf hat der Bundesrat jetzt reagiert. In einer Studie hat die Landesregierung untersuchen lassen, wie die steigenden Zinsen den Wohnungsbau beeinflussen. Ende April 2024 wurde mitgeteilt, dass es Hoffnung gibt.

Weil Leitzinsen, Renditen auf Bundesobligationen und die Hypothekarzinsen zwischen 2021 und 2023 unerwartet gestiegen seien, hätten Finanzierungskosten zugelegt und Immobilienpreise abgenommen, erklärt der Bundesrat die Ursache des Problems. Deswegen habe die Neubautätigkeit abgenommen.

Jetzt soll sich der Wind allerdings drehen. Wegen des langsamen Wachstums seien die Preise für Bauland gesunken. «Das macht das Bauen mittelfristig wieder wirtschaftlicher.» Ebenfalls attraktiv für Investoren gemäss der Landesregierung: Wegen der Wohnungsnot steigen die Mieten und gleichzeitig sinken die Zinsen.

Thomas Aeschi, Vizepräsident des HEV Zugerland, ist weiter skeptisch: «Die Baulandreserven bleiben knapp. Und es werden zu wenig Objekte frei, die man überbauen kann.» Vor allem in Zug. Er begrüsst daher die politischen Vorstösse, Bürokratie abzubauen und Verfahren zu vereinfachen. Sowohl im Kanton als auch auf Bundesebene.

Verwendete Quellen
  • Anfrage beim HEV Zugerland und Telefonat mit Vizepräsident und SVP-Nationalrat Thomas Aeschi.
  • Medienmitteilung des Bundesrats zur Auswirkung von steigenden Zinsen auf den Wohnungsbau
  • Artikel im «Blick»
  • zentralplus-Medienarchiv zu Bauen in Zug und Luzern
  • Medienmitteilung und Daten des Bundesamts für Statistik
  • Website des gfs.bern
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