Nach sechs Krisenjahren

Bauboom in Zug: Neubaugesuche steigen massiv

Baustelle für «Uptown Zug» mit seinen 70 Wohnungen. (Bild: Archivbild: Andreas Busslinger)

Steigende Baukosten, Einsprachen und hohe Zinsen haben die Bautätigkeit zum Erlahmen gebracht. Nun kündigt eine Immobilienfirma eine Trendwende an – auch im Kanton Zug.

Neue Daten bestätigen die Zuversicht des Bundesrats. Der nämlich erwartet einen Bauboom, da Bauland durch die Krisenjahre günstiger wurde – und die Schweizerische Nationalbank den Leitzins dieses Jahr zweimal gesenkt hat. Die seit 2018 erlahmte Wohnbautätigkeit in der Schweiz könnte also bald wieder anlaufen.

Das Sommer-Update zum «Immo-Monitoring» von Wüest Partner präsentiert sich jetzt ähnlich zuversichtlich wie die Landesregierung. «Es gibt erste Anzeichen dafür, dass die Wohnbautätigkeit endlich an Schwung gewinnt», schreibt die Immobilienfirma darin. Denn die Anzahl Neubaugesuche für Mietwohnungen wächst.

Viel mehr Gesuche für Mietwohnungen in Zug

Die grössten Zunahmen an Neubaugesuchen haben Wüest Partner in Genf, Aarau, Winterthur, Lugano, Neuchâtel, Thurtal und im Unteren Baselbiet gemessen – sowie im Kanton Zug. Dafür wurden die Baugesuche für neue Mietwohnungen von Sommer 2022 bis zum Folgesommer mit jenen zwischen Sommer 2023 bis jetzt verglichen.

Im Kanton Zug nahmen Neubaugesuche in dieser Zeit um über 50 Prozent zu, wie die tiefrote Farbe in der Grafik zeigt. In der Stadt Zürich gab es eine Zunahme von unter 25 Prozent. In der Agglomeration Luzern oder in Basel-Stadt nahmen die Baugesuche ab, wie die blaue Farbe signalisiert.

Entwicklung der Neubaugesuche im Vergleich der letzten zwei Jahre. (Bild: Baublatt Info-Dienst; Wüest Partner)

Wichtig: Die Daten beziehen sich nur auf Gebäude für Mietwohnungen. Baugesuche für Eigentumswohnungen gingen dagegen zurück und befinden sich im Allzeittief. Zudem sei der Anstieg an Baugesuchen für Mietwohnungen keine Folge von Verdichtung, so die Immobilienfirma Wüest Partner, sondern vor allem das Resultat von Projekten auf grüner Wiese.

Bauen auf grüner Wiese hat Vorteile – dauert aber

Bauen auf grüner Wiese hat einen grossen Vorteil: Das Risiko von Einsprachen ist geringer. So hält auch SVP-Nationalrat Thomas Aeschi Einsprachen für den grössten Bremsklotz im Wohnungsbau (zentralplus berichtete). Zwei aktuelle Vorstösse drängen daher auf schnellere Baubewilligungsverfahren im Kanton Zug (zentralplus berichtete).

Weil diese Baubewilligungen für die meisten Gesuche noch ausstehen, will Wüest Partner trotz der guten Zahlen noch keinen Bauboom ausrufen. Robert Weinert, Chef des Forschungsteams, sagt gegenüber zentralplus, eine Dynamik im Bauwesen werde wohl erst 2027 spürbar sein. Sprich: Erst dann wird die Wohnkrise abschwächen.

Mietwohnungen in Zug und der Innerschweiz besonders teuer

Bis dahin werden die Mieten wegen des Wohnungsmangels weiterwachsen. Landesweit seien die Angebotsmieten im 2. Quartal 2024 um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, schreibt die Immobilienfirma. Angebotsmieten sind die Mietzinse auf dem freien Markt für Wohnungssuchende.

Ein Blick in die Tabelle zeigt: In der Innerschweiz – also auch in Luzern und Zug – stiegen die Mieten zwischen 2023 und 2024 deutlich stärker als im Landesschnitt. Ebenfalls ein Plus von zehn Prozent gab es nur im Wallis, in der Region Genfersee sowie in Genf selbst.

Warum ist das so? Robert Weinert von Wüest Partner hat für den Preisanstieg in der Innerschweiz auch keine spezifische Erklärung. Er weist lediglich darauf hin, dass nicht nur tiefe Neubautätigkeit, sondern auch «mehr Objekte im gehobenen Segment» zum Mietpreisanstieg führen könnten.  

Zug könnte seine Wohnungskrise überwinden

Der Anstieg von Neubaugesuchen lässt trotzdem Optimismus zu: Vielleicht kann der Kanton Zug seine tiefe Leerwohnungsziffer und die daraus resultierende Wohnkrise in den Griff kriegen. Zumal in der Stadt Zug wegen der 2000-Wohnungs-Initiative 40 Prozent preisgünstiger Wohnraum gebaut werden muss (zentralplus berichtete).

Wo man in Zug auf grüner Wiese bauen darf, hat zentralplus kürzlich zusammengestellt. Konkret laufen die Bauarbeiten für die Überbauung Lüssi, Vorbereitungen für das Areal Göbli und diverse weitere Grossprojekte. Für andere grüne Wiesen gibt es noch keine Pläne, zum Beispiel im Hertiquartier (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Sommer-Update zum «Immo-Monitoring» von Wüest Partner
  • Schriftlicher Austausch mit Robert Weinert, Chef des Forschungsteams Wüest Partner
  • zentralplus-Medienarchiv zu Mietwohnungen in Zug
  • Website von Wüest Partner zum «Immo-Monitoring»
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