Nach gescheitertem Referendum

Was Arbeitnehmer und Arbeitgeber vom Mindestlohn halten

Für Arbeitnehmer in der Gastronomie oder im Detailhandel könnte sich die Mindestlohn-Initiative positiv auswirken. (Bild: Unsplash/@louishansel)

Wer für ein Stadtluzerner Unternehmen arbeitet, verdient künftig mindestens 22 Franken pro Stunde. So besagt es die Mindestlohn-Initiative der Juso. Doch was halten Arbeitnehmer und Arbeitgeber davon?

Wirtschaftsverbände und die bürgerlichen Parteien der Stadt Luzern haben es versäumt, die 800 Unterschriften für ein Referendum gegen die Mindestlohn-Initiative zu sammeln (zentralplus berichtete).

Dies freut Marcel Budmiger, Geschäftsleiter des Luzerner Gewerkschaftsbundes. «Dass das Referendum gegen einen Mindestlohn von 22 Franken kläglich gescheitert ist, hat Signalwirkung über die Stadt Luzern hinaus und sollte insbesondere den Arbeitgeberverbänden zu denken geben». Man könne nicht lautstark den Fachkräftemangel beklagen und sich gleichzeitig weigern, einen anständigen Lohn zu zahlen.

Der Mindestlohn sei für Menschen, die heute wegen des zu tiefen Lohns auf Sozialhilfe angewiesen seien, ein Schritt zu einem «menschenwürdigeren und selbstbestimmteren Leben», so Budmiger gegenüber der «Luzerner Zeitung».

Mindestlohn wird für einige Stadtluzerner Gastrobetriebe Folgen haben

Bruno Schmid, Direktor des Kaufmännischen Verbands Luzern, befürwortet den Mindestlohn zwar. Insbesondere im Detailhandel setze man mit damit ein «wichtiges Signal». Doch bedauert er, dass die Initiative nur auf kommunaler Ebene, also nur in der Stadt Luzern, eingeführt wird. Je nach Ausgestaltung könnte der Mindestlohn zudem für Kleinstunternehmen zum Problem werden.

Derweil heisst es von den Gastronomie- und Hotelverbänden, dass der Mindestlohn in vielen Stadtluzerner Betrieben der Branche bereits ausbezahlt werde. Dennoch sagt Miriam Böger, Vizepräsidentin der Geschäftsstelle Hotellerie Suisse Region Zentralschweiz: «Einige wenige Betriebe werden wohl ihre Löhne anpassen und die Lohnpolitik überarbeiten müssen.» Unabhängig von der Juso-Initiative sorgt die Thematik in der Branche für Streit (zentralplus berichtete).

Luzerner Stadtrat kann Ausnahmen festlegen

Unklar ist, ob der Mindestlohn inklusive oder exklusive 13. Monatslohn eingeführt wird. Zudem hat der Stadtrat die Möglichkeit, Ausnahmen zu festzulegen. Von diesen profitieren könnten allenfalls Vereine, die oft nur symbolische Entschädigungen oder Spesen auszahlen und möglicherweise auch von der Gesetzesänderung betroffen sind.

Eine Ausnahme wünscht sich auch Patrick Grinschgl, Co-Verbandspräsident von Gastro Luzern. Er plädiert dafür, Gesamtarbeitsverträge (GAV) gegenüber dem Stadtluzerner Mindestlohn vorzuziehen. Sonst schwäche der Stadtrat die Sozialpartnerschaften.

Wann und wie die Mindestlohn-Initiative umgesetzt wird, ist derzeit noch unklar. Ein Zeitplan exisitere noch nicht, heisst es seitens Stadt Luzern.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
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