Resultat der Kontrollen überrascht

Schwarzarbeit: Kanton Luzern nimmt Coiffeure ins Visier

Kontrolliert der Kanton Luzern die «richtigen» Coiffeursalons? (Bild: (Symbolbild: Unsplash/Delfina Pan))

Nach den politischen Diskussionen um Billigcoiffeure hat der Kanton Luzern die Branche genauer unter die Lupe genommen. Grobe Verstösse wurden bei den Kontrollen nicht festgestellt. Das hat seinen Grund, vermutet CVP-Politiker Daniel Piazza, der mehr Missstände vermutet.

Halten Coiffeursalons, die billige Haarschnitte anbieten, alle gesetzlichen Vorgaben ein? Diese Frage gab kürzlich im Luzerner Kantonsrat zu reden. Eine Mehrheit wollte es genauer wissen und forderte stärkere Kontrollen in der Branche. Auslöser war ein Postulat von CVP-Kantonsrat Daniel Piazza, der besonders unter den Barbershops schwarze Schafe vermutet (zentralplus berichtete).

Aufgrund dessen hat die Industrie- und Gewerbeaufsicht (Kiga) im ersten Halbjahr 2021 ein spezielles Augenmerk auf die Branche gerichtet. Mehr als 11 Prozent aller kontrollierten Betriebe entstammen der Coiffeurbranche. Insgesamt machten die Kontrolleure 26 Salons im Kanton Luzern ihre Aufwartung.

Grobe Verstösse bleiben aus

Davon erfolgten 14 Kontrollen in Zusammenarbeit mit der Luzerner Polizei und der paritätischen Kommission für das schweizerische Coiffeurgewerbe. Die paritätische Kommission prüft die Einhaltung des verbindlichen Gesamtarbeitsvertrags. Bei den Kontrollen seien 45 Personen, darunter sowohl Angestellte als auch Geschäftsinhaber, überprüft worden, wie WAS wira Luzern in einer Mitteilung schreibt.

Dabei fällt auf: Bei keiner Kontrolle sind vor Ort grobe Verstösse festgestellt worden, die den Strafuntersuchungsbehörden hätten gemeldet werden müssen. Ein solcher liegt zum Beispiel vor, wenn ein Angestellter keine entsprechende Bewilligung vorzeigen könnte.

Das heisst indes nicht, dass alle tadellos sauber arbeiten. Denn die Behörden haben verschiedene Unterlagen – etwa Arbeitsverträge oder AHV- und Lohnabrechnungen – eingefordert, die jetzt überprüft werden. Ob in diesen Bereichen Verstösse vorliegen und Sanktionen nötig werden, wird sich erst später zeigen. Laut der Mitteilung könne es bis zu einem Jahr dauern, bis die Entscheide vorliegen.

Alles nur halb so schlimm?

Heisst das also: Alles halb so schlimm wie vermutet? Die Industrie- und Gewerbeaufsicht Kiga will sich nicht politisch dazu äussern. «Die Ergebnisse werten wir nicht, wir stellen nur fest», sagt Andreas Hunkeler, Bereichsleiter Kantonale Industrie- und Gewerbeaufsicht von WAS wira Luzern. Man nehme das Postulat ernst und habe die Kontrollen intensiviert, diese seien aber noch nicht abgeschlossen. «Abweichungen wurden bis jetzt aber nicht festgestellt.»

«Wir reden nicht von Betrieben, die seit 30 Jahren geschäften und einer gewissen sozialen Kontrolle in den Dörfern ausgesetzt sind.»

Daniel Piazza, CVP

Das überrascht auch CVP-Kantonsrat Daniel Piazza nur auf den ersten Blick. «Ich habe von verschiedenen Seiten erfahren, dass vor allem normale Coiffeurgeschäfte und nicht gezielt Billigsalons kontrolliert worden sind», sagt der Politiker aus Malters. Zwar begrüsst er ausdrücklich die verstärkten Kontrollen in der Branche und versichert, dass er keinesfalls alle Barbershops unter Generalverdacht stellen will.

CVP-Kantonsrat Daniel Piazza (Bild: zvg)

«Aber in meinem Vorstoss reden wir klar nicht von denjenigen Betrieben, die seit 30 Jahren geschäften und einer gewissen sozialen Kontrolle in den Quartieren und Dörfern ausgesetzt sind, sondern ausdrücklich von Billigcoiffeuren. Ich habe den Eindruck, dass man aktuell noch die Falschen kontrolliert.»

Stichprobenkontrollen seien gut, aber müssten auf den Kreis der Billigcoiffeure fokussiert werden. «Zum Beispiel Geschäfte, bei denen viele Anwohner ein komisches Gefühl haben, weil sie nie Kunden im Coiffeurladen sehen. Ich vertraue darauf, dass Anwohner ein gutes Sensorium haben und spüren, wenn etwas nicht stimmt.» 

Kanton macht keine Unterschiede innerhalb der Branche

Wie wurden die überprüften Betriebe ausgewählt? Im Unterschied zu den üblichen Schwarzarbeitskontrollen, die auf Meldungen von Privatpersonen oder Behörden basieren, wurden für die intensiveren Kontrollen in der Coiffeurbranche zusätzliche Betriebe nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und von der Paritätischen Kommission vorgeschlagen, sagt Hunkeler vom Kiga.

Die von Daniel Piazza geforderte Trennung zwischen «Traditionellen» und «neuartigen Billigen» wird nicht berücksichtigt. «Wir machen, wie in anderen Branchen auch, innerhalb der Coiffeurbranche keine Unterscheidungen. Es gibt unsererseits keine Kriterien dazu», sagt Martin Bucherer, Leiter WAS wira Luzern.

Daniel Piazza will deshalb selber aktiv werden. Gemeinsam mit SVP-Kantonsrat Markus Schumacher, der die Branche berufshalber gut kennt, will er der Kontrollstelle eine Liste von Billigsalons zukommen lassen. «Es geht nicht darum, jemanden zu denunzieren, sondern aussagekräftige und griffige Kontrollen zu forcieren», so der CVP-Politiker. «Denn nur so lässt sich das Problem effektiv bekämpfen.»

Abgeschlossen ist die Sache ohnehin noch nicht. Wie Andreas Hunkeler von der Kiga bestätigt, werden auch im zweiten Halbjahr weitere Coiffeurgeschäfte kontrolliert. «Den Fokus wird die Kiga aufgrund des Postulats momentan beibehalten, bis ein abschliessendes Fazit aus den verstärken Kontrollen möglich ist.»

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