Betreibung wegen Steuern

Multimillionär Lars Windhorst soll Zug halbe Million schulden

Der Kanton Zug wartet seit 2022 auf das Geld. (Bild: Andreas Busslinger)

Lars Windhorst gilt als einer der reichsten Männer der Schweiz, hat im Kanton Zug aber offenbar Steuerschulden. Denn es steht eine Forderung der Zuger Behörden über eine halbe Million Franken im Raum.

«Die Person, die Sie zu erreichen versuchten, ist nicht verfügbar.» Auf Englisch sagt einem die Klingel, was am Donnerstagnachmittag zu erwarten war: Niemand da. So kehrt man dem Gebäude unverrichteter Dinge den Rücken, das zu den bekanntesten, weil modernsten Häusern des Kantons Zug gehört. Und das einen berühmten Bewohner beherbergt: Lars Windhorst, einst in den Ruf als Wunderkind der deutschen Wirtschaft gekommen und als Investor beim Fussballclub Hertha BSC Berlin in Verruf geraten.

Mittlerweile weiss die Öffentlichkeit, dass Windhorst in Zug Fuss gefasst hat – auch wenn der Umzug in die Schweiz «klammheimlich» abgelaufen sei, wie die «Handelszeitung» 2021 berichtete. Als Einwohner Zugs hinterlässt Windhorst seine Spuren auch bei den lokalen Behörden. Und davon bekommt die Öffentlichkeit mittlerweile etwas mit, nämlich in einer kürzlich erschienenen Ausgabe des Zuger Amtsblatts.

Windhorst bestreitet Forderung

Dieses zeigt: Lars Windhorst, dessen Vermögen die «Bilanz» 2021 auf 375 Millionen Schweizer Franken schätzte, hat mutmasslich Steuerschulden. Auf rund 490’000 Franken samt Zinsen beläuft sich eine offene Forderung der Steuerverwaltung des Kantons Zug vom Oktober 2022. Diese versuchen die Steuerbehörden seit längerem auf dem Betreibungsweg durchzusetzen. Ob es sich dabei tatsächlich um nicht bezahlte Steuern handelt, sagt die Zuger Steuerverwaltung mit Verweis auf das Steuer- und Amtsgeheimnis nicht. Den Betreibungsweg gehen sie jedoch nur, wenn «fällige Steuerrechnungen oder anderweitige fällige Guthaben der Steuerverwaltung trotz Mahnung nicht bezahlt werden».

Am 13. Juni stellte der Kanton Zug ein Gesuch um Rechtsöffnung, das bedeutet, Windhorst hat Rechtsvorschlag erhoben, bestreitet also die Forderung. Nach Publikation im Amtsblatt hatte er eine Woche Zeit, das Gesuch der Steuerbehörden einzusehen und darauf zu antworten. Ob er dies tat, ist unklar, da das Zuger Kantonsgericht über laufende Verfahren keine Auskunft erteilt.

Erst kürzlich Milliarden Schulden abgebaut

Einer der reichsten Männer der Schweiz schuldet dem Staat also mutmasslich Steuern. Was sagt Windhorst dazu? Bei seiner Wohnadresse in Zug war er am vergangenen Donnerstag nicht vorzufinden. Auf eine Anfrage teilt ein Sprecher seiner Firma mit, man nehme keine Stellung zu den aktuellen Geschehnissen. Weiter heisst es, man gebe kein Einverständnis für eine Berichterstattung.

In den Schlagzeilen war sein Name zum Thema Schulden jedoch allemal. Zweimal war Windhorst mit seinen Unternehmen gemäss «Reuters» bereits pleite – einmal nach dem Platzen der Dotcom-Blase und einmal im Nachgang der Finanzkrise. Wie mehrere Medien auch heute noch berichten, wurde er vom Berliner Landgericht 2010 zudem wegen Veruntreuung von rund 930’000 Euro zu einer Geldstrafe in Höhe von 108’000 Euro und einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Trotzdem kam er immer wieder zurück und geschäftete weiter, weshalb ihn die «Luzerner Zeitung» unlängst als «unverwüstliches Stehaufmännchen» bezeichnete.

So überwand er jüngst wohl auch einen milliardenschweren Schuldenberg. Wie mehrere Medien, darunter «Reuters», berichteten, hatte der Vermögensverwalter H20 Asset Management in Schuldenpapiere von Windhorsts Unternehmen investiert. Als dies 2019 bekannt wurde, flohen Anleger aus dem H20-Fonds, mehrere Fonds mussten eingefroren werden. Windhorst einigte sich daraufhin 2021 mit seinen Kreditgebern auf eine Umschuldung. Statt den ursprünglichen 2,5 Milliarden Euro blieben noch rund 1,5 Milliarden Verbindlichkeiten, die er dem Unternehmen zurückzahlen musste.

Gegenüber der Nachrichtenagentur zeigte sich Windhorst jedoch zuversichtlich, seine Schulden bis Mitte 2022 zu tilgen. Denn seine Investitionen – unter anderem in das italienische Lingerie-Unternehmen «La Perla» und in einen New Yorker Apartment-Block – seien zwischen drei und vier Milliarden Franken wert.

Ermittlungen der deutschen Bankenaufsicht

Nur einige Monate zuvor war Windhorst bereits wegen Finanzen in die Schlagzeilen geraten. Damals wegen Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft nach einer Anzeige der deutschen Finanz­dienst­leistungs­aufsicht Bafin, wie die «Financial Times» damals publik machte. Eine von Windhorsts Firmen soll einen 270-Millionen-Euro-Kredit an die Tennor Holding gegeben haben, wie der deutsche Investor gegenüber «Reuters» bestätigte. Die Bafin vermutete daraufhin, Windhorst habe mit seinen Firmen unerlaubte Bankgeschäfte betrieben. In einem Statement auf X/Twitter betonte Windhorst anfänglich, sie seien ob der Ermittlungen nicht besorgt und seine Firmen hätten keine Bankgeschäfte getätigt.

Die Bafin sah dies jedoch anders. Wie Windhorst in einem Statement auf X/Twitter im November schreibt, hätte die Entgegennahme von rund 132,5 Millionen Franken eine Erlaubnis nach dem Kreditwesengesetz bedurft. Er zahlte diese darum mit Zustimmung der Bafin zurück, womit auch die Rechtsstreitigkeiten erledigt seien.

Wunderkind und Hertha-Investor

Im Rampenlicht steht Lars Windhorst aber bereits weit vor seiner Zeit als Investor. Bekannt wurde er Mitte der 90er-Jahre, als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl den 18-jährigen Jungunternehmer als Mitglied von Wirtschaftsdelegationen auf Reisen mitnahm, wie unter anderem die «Handelszeitung» schreibt. Als Schüler handelte er bereits mit Computerteilen, mit 16 brach er die Schule ab, um sich Vollzeit seinem Unternehmen zu widmen.

Erneut ins Visier der Öffentlichkeit geriet Windhorst 2019, als er sich über seine Tennor Holding beim Berliner Fussballclub Hertha BSC beteiligte. In mehreren Tranchen überwies er dem Verein insgesamt rund 374 Millionen Euro. Bis es im Oktober 2022 zum Bruch kam. Der «Financial Times» zufolge hat Windhorst mithilfe einer Kampagne einer israelischen Wirtschaftsdetektei den ehemaligen Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer aus dem Amt drängen wollen. Zwar bestritt Windhorst diesen Vorwurf – doch der Haussegen hing danach schief, so der «Tagesspiegel». Er verkaufte seine Anteile schliesslich an die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft 777 Partners.

Zu diesen internationalen Schlagzeilen reiht sich nun also ein Fall in seiner Wahlheimat Schweiz. Sollte er auch nach dem Gesuch um Rechtsöffnung die mutmasslichen Steuerschulden bestreiten, muss der Kanton Zug sich die halbe Million wohl per Gericht erkämpfen. Er wäre dabei nicht alleine: Laut der «Financial Times» hat der Londoner High Court wegen Forderungen eines norwegischen Reeders Ende Juli Vermögenswerte von Windhorst in der Höhe von 150 Millionen Euro eingefroren. Und gemäss der «Wirtschaftswoche» wartet auch das italienische Dessous-Unternehmen «La Perla» auf eine zweistellige Millionensumme des Investors.

Verwendete Quellen
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