Konsumentenschutz spricht von «Greenwashing»

«Grüne» Helikopter-Flüge? Luzerner Firma angezeigt

Philipp Walker und sein Helikopter-Unternehmen Elite Flights haben es sich mit der Stiftung Konsumentenschutz verscherzt. (Bild: zvg)

Das Wauwiler Unternehmen Elite Flights preist seine Helikopterflüge als «umweltfreundlich» an. Darum hat die Stiftung Konsumentenschutz Anzeige wegen «Greenwashing» eingereicht. Philipp Walker, der Inhaber und Geschäftsführer von Elite Flights wehrt sich gegen die Vorwürfe.

«Greenwashing», das ist Kommunikation, die ein Unternehmen umweltfreundlicher dastehen lässt, als es ist – und das Schweizer Finanzwort des Jahres 2021. Es fiel im Zusammenhang mit der Fussball-WM in Katar, mit dem «Züri Zoo» – oder mit Elite Flights. Das Wauwiler Unternehmen bietet Charter-, Business- und Freizeitflüge mit dem Helikopter an. Und hat, genauso wie die Fifa und die Zoobetreiber, damit geworben, «klimaneutral» zu operieren.

Doch damit ist jetzt Schluss. Nachdem sich die Stiftung Konsumentenschutz letzten Sommer dem Thema Greenwashing angenommen hatte, stieg der Druck auf Unternehmen wie Elite Flights. Die Schweizerische Lauterkeitskommission (SLK) hiess eine Beschwerde der Stiftung Konsumentenschutz wegen Greenwashing gut.

Mit den grünen Zertifikaten von Carbon Connect wirbt Elite Flights für «umweltfreundliche» Helikopterflüge. (Bild: Screenshot Webseite Elite Flights)

Besonders störend fand die SLK, dass keine Dokumentationen vorliegen würden, die zeigen, wieviel CO2 das von Elite Flights unterstützte Projekt im brasilianischen Amazonas kompensieren kann. Die Werbung sei daher irreführend, hiess es im Entscheid (zentralplus berichtete).

«Es besteht ein gewisser Interpretationsspielraum, den gewisse Herrschaften beim Konsumentenschutz nun ausnutzen, um uns Vorwürfe zu machen.»

Philipp Walker, Inhaber und Geschäftsführer von Elite Flights

Auf der aktualisierten Webseite werden die Helikopterflüge nun nicht mehr als «klimaneutral», sondern als «CO2-neutral» und «umweltfreundlich» angepriesen.

Ein Fall für die Staatsanwaltschaft Luzern

Doch damit gibt sich die Stiftung Konsumentenschutz nicht zufrieden. «Umweltfreundlich» statt «klimaneutral», das sei gar eine Verschlimmerung, schreibt sie in einer Medienmitteilung. Darin steht auch, dass die Stiftung bei der Staatsanwaltschaft Luzern gegen Elite Flights Anzeige wegen Greenwashing eingereicht hat.

Daniela Mauchle leitet die Rechtsabteilung der Stiftung Konsumentenschutz. Gegenüber zentralplus nimmt sie schriftlich Stellung zum Fall. Und erklärt: «Bei Greenwashing handelt es sich um eine unlautere Geschäftspraktik.» Gemäss Artikel 3 in Verbindung mit Artikel 23 des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) sei Greenwashing strafbar.

Elite Flights weiss nichts von Anzeige

Als zentralplus zum Telefonhörer greift, gibt Philipp Walker, Inhaber und Geschäftsführer des Helikopter-Unternehmers, ausführlich Auskunft. «Von einer Strafanzeige habe ich keine Kenntnis», sagt er, «und auf einen Prozess vor Gericht überhaupt habe ich keine Lust.»

Der Konsumentenschutz habe ganz andere Möglichkeiten als Elite Flights, so Walker. «Darum würden wir wohl oder übel klein beigeben, wenn es so weit käme.»

«Das ist wie beim Gendern, was auch immer man davon halten soll.»

Philipp Walker, Inhaber und Geschäftsführer von Elite Flights

Doch nur weil Walker einen juristischen Schlagabtausch vor dem Strafgericht scheut, ist er noch lange nicht einverstanden mit den Vorwürfen der Stiftung Konsumentenschutz. Dass die Anpassung der Webseite, von «klimaneutral» zu «umweltfreundlich» keine Verbesserung, sondern gar eine Verschlimmerung und somit erst recht Greenwashing sei, sieht Walker «komplett anders». Diese Unterstellung sei «fast schon eine Frechheit», wettert er.

Konsumentenschutz zu spitzfindig?

Auch sei die Anpassung der Webseite kein Schuldeingeständnis. «Bei Begrifflichkeiten wie ‹klimaneutral› oder ‹umweltfreundlich› besteht ein gewisser Interpretationsspielraum, den gewisse Herrschaften beim Konsumentenschutz nun ausnutzen, um uns Vorwürfe zu machen», ist Walker überzeugt.

Doch die Sprache lebe und entwickle sich ständig weiter. «Das ist wie beim Gendern, was auch immer man davon halten soll», sagt er weiter. Darum habe Elite Flights die Änderungen auf der Webseite vorgenommen.

Schuldbewusstsein ist inexistent

«Gewisse Punkte des Konsumentenschutzes haben was, anderen kann ich weniger abgewinnen», sagt er. «Doch sind wir nach wie vor überzeugt, dass wir mit unserem Engagement auf dem richtigen Weg sind», betont er. «Fakt ist: Netto null, das schafft die Schweiz nicht ohne Kompensationen.»

Im Fall von Elite Flights – so bestätigen es zumindest die Zertifikate von Carbon Connect – findet die Kompensation im brasilianischen Amazonas statt.

«Von A bis Z ein super Projekt»

«Einerseits habe ich privat Kontakte zu einem Mitarbeiter von Carbon Connect», erklärt Walker die Wahl des Kompensationsprojekts. Anderseits sei das Projekt «von A bis Z super», findet er, «denn es dient nicht nur der Kompensation von CO₂, sondern kommt auch der Flora und Fauna im Amazonas zugute.»

Ob die Zertifikate von Carbon Connect auch die Justizbehörden derart begeistern, dass sie die Helikopterflüge von Elite Flights für «umweltfreundlich» befinden und das Unternehmen vom Vorwurf des «Greenwashings» freisprechen wird, bleibt offen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Philipp Walker, Inhaber und Geschäftsführer von Elite Flights
  • Medienmitteilung der Stiftung Konsumentenschutz
  • Liste der Reaktionen auf Beschwerden der Stiftung Konsumentenschutz
  • Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)
  • Webseite von Carbon Connect
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Kommentarschreiber
    Kommentarschreiber, 26.04.2024, 10:14 Uhr

    Helikopterflüge sind ein wunderbares Erlebnis, aber sehr sehr weit entfernt von "klimaneutral" und "umweltfreundlich". Daran ändern auch "Zertifikate" von "Carbon Connect" und ähnliches nichts. Der KS handelt absolut richtig und Herr Walker soll einfach dazu stehen, dass sein Geschäftsmodell klima- und umweltschädlich ist.

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  • Profilfoto von Elias Peter
    Elias Peter, 26.04.2024, 07:56 Uhr

    Ist es nicht das polit-mediale und pseudo-wissenschaftliche Getue seit ein paar Jahren, dass das Kompensieren von CO2-Ausstössen fordert? Moment mal, wie kann man den einen Ausstoss "kompensieren", den man nun mal macht? Genau, man kauft sich ein Papier, wie damals den Freibrief der Kirche. Wie glaubwürdig solche Zertifikate sind, weiss hoffentlich jeder.

    Wenn man ein so tolles Unternehmen hat, das Heliflüge anbietet, dann lieber den Unsinn mit dem CO2-Ablasshandel lassen. Sie müssen niemandem Rechenschaft ablegen. Ihre Kunden kommen auch ohne diese Labels. Alles Gute, Herr Walker!

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 26.04.2024, 06:33 Uhr

    Es besteht ein gewisser Interpretationsspielraum, den gewisse Geschäftsführer ausnutzen, um ihr zweifelhaftes Verhalten zu rechtfertigen.

    Heliflüge sind was tolles, da soll man dazu stehen. Wenn man sich dann schon mit so blödsinnigen Kompensationsprojekten besser darstellen möchte, sollte man die Kritik auch aushalten können.

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