Sieben Ideen für bessere Velowege

Was die Stadt Zug von Lausanne lernen kann

Eine neue «Coronapiste» in der Stadt Lausanne. (Bild: Pro Velo Schweiz)

Wer effizientere Radwege will, muss nicht neu bauen. Ein Beispiel aus Lausanne zeigt, wie auch die Stadt Zug Velowege verbessern könnte.

Während der Pandemie hat Lausanne in nur fünf Monaten 7,5 Kilometer neue Velowege errichtet. Dafür hat die Stadt Parkplätze und Abbiegespuren aufgehoben, der Kanton hat eine Ausnahmebewilligung erteilt. Nun wurde das Engagement belohnt.

Der nationale Verband Pro Velo Schweiz hat die Stadt für ihre «Coronapisten» mit dem Prix Velo Infrastruktur geehrt. Der Preis wird alle vier Jahre an besonders velofreundliche Städte verliehen. Ob so ein radikales Vorgehen auch in der Stadt Zug denkbar ist?

Stadt Zug: Velowege möglich – ohne neuen Beton

Seit 2023 gilt das neue Veloweggesetz des Bundes. Es verpflichtet die Kantone, bis Ende 2027 Velowegnetze verbindlich zu planen und sie bis Ende 2042 zu realisieren. Zug macht sich in der Planung gut – für Alltag und Freizeit ist ein Netz von über 560 Kilometern vorgesehen (zentralplus berichtete).

Auch der Ortsverband Pro Velo Zug findet, der Kanton Zug habe bereits «einiges in die Wege geleitet». Allerdings fordert Co-Präsident Victor Zoller mehr: «Der Kanton denkt immer noch nicht visionär genug.» Und die Stadt Zug? Sie könne sich gegenüber dem Kanton nicht durchsetzen, findet Zoller, wie auch die anderen Gemeinden.

Visionär wie in Lausanne – was hiesse das für Zug? Der Co-Präsident hat viele Ideen. Alles seien Forderungen, die schon lange zur Diskussion stünden – und schnell realisierbar wären, schreibt er. Mit ein paar Schildern und ein wenig Farben. Hier die Top-7-Ideen:

1. Busspuren auch für Velos erlauben

Auf dem gesamten Stadtgebiet gibt es Busspuren. Dort können Busse – und teils auch Taxis – separat vom Autoverkehr fahren, was für mehr Pünktlichkeit sorgt. Pro Velo Zug schlägt vor, die eh schon markierten Spuren auch für Velos zu nutzen. Zum Beispiel in der Baarerstrasse.

Velos sollen auch die Busspur nutzen.

So könnte der Kanton mit nur mit wenigen Schildern und Markierungen mehrere Kilometer neue Velowege schaffen. Nachteil: Durch mehr Verkehr auf den Busspuren könnte sich der Busverkehr verlangsamen. Schon jetzt kämpfen Busse mit Verspätungen wegen Stau (zentralplus berichtete).

2. Obere Loretostrasse für Autos sperren

Die Loretostrasse wird vom Pendlerverkehr als «Schleichweg» genutzt (graue Gutschrankabfahrt). Damit soll Schluss sein. Die obere Loretostrasse solle für Autos gesperrt werden, schreibt Zoller. Besonders seit die Tangente Zug-Baar eröffnet worden sei, sei dieser Weg in die Stadt nicht mehr nötig.

Die steile Loretostrasse ist bei Pendlern Richtung Ägerital beliebt. (Bild: woz)

Der Co-Präsident von Pro Velo Zug will noch weiter gehen: Wegen der Tangente könnte die ganze Ägeristrasse von Talacher bis zur Gutschrankabfahrt nahe der Loretostrasse für Autos geschlossen werden. Dann wären nur noch Velofahrerinnen und Fussgänger auf dem Abschnitt der Ägeristrasse erlaubt – und Autos müssten die Tangente nutzen.

3. Zeughausgasse für Autos sperren

Autos raus aus der Zeughausgasse: Auch diese Forderung ist gefühlt so alt wie die Zuger Verkehrspolitik – und immer noch nicht umgesetzt. Die Zeughausgasse in der Altstadt verläuft parallel zum berühmten Zuger Nadelöhr – der Neugasse. Dort quetschen sich täglich Tausende Fahrzeuge durch die Stadt.

In der Zeughausgasse drängen sich Velos und Autos. (Bild: ios)

Mit einer Sperrung der Zeughausgasse für den Autoverkehr und einer Aufhebung der Parkplätze entstünde eine neue Veloroute durch die Stadt, argumentiert Pro Velo Zug. Separat von der Hauptachse und ohne Autoverkehr wäre sie sicherer als heute.

4. In der Vorstadt die Parkplätze aufheben

Nächster Vorschlag: Die Parkplätze in der Vorstadt aufheben und an deren Stelle einen Veloweg errichten. Heute teilen sich die Radfahrer den seeseitigen Weg mit Fussgängern. Zugegeben: Bei diesem Vorschlag wäre ein wenig Bauen nötig.

Die Vorstadt hat Parkplätze, eine Autospur, eine Busspur und einen separaten Fussgänger-/Veloweg. (Bild: zvg)

Ähnlich hat auch die Stadt Lausanne die «Coronapisten» gebaut: Wo einst parkiert wurde, kann nun geradelt werden. Ein Pop-up-Veloweg, wie in der Westschweizer Stadt, wäre in der Zuger Vorstadt allerdings nicht möglich, weiss auch Zoller. «Der Strassenraum müsste neu aufgeteilt werden, mit je einer Spur für Velos, Autos, Busse und Fussgänger.»

5. Auf der Fadenstrasse die Parkplätze aufheben

Der nächste Vorschlag geht um ein Quartier am Hang: Dort verbindet die Fadenstrasse die Ägeristrasse mit der Waldheimstrasse. Für Autos gilt Einbahnverkehr in Richtung Norden, Velos dürfen in beide Richtungen fahren. Das hat Victor Zoller erkämpft. Pro Velo Zug findet: Die Situation könnte weiter verbessert werden.

Die schmale Fadenstrasse ist eine beliebte Velostrecke. (Bild: Google Street View)

Würde die Stadt die Parkplätze auf der Fadenstrasse aufheben, könnte man einen richtigen Velostreifen im Einbahnverkehr ermöglichen. Dann würden Autos und Velos gemeinsam auf der Fadenstrasse nach Norden fahren und Velos auf einem sicheren Radstreifen von Loreto kommend nach Süden.

6. An roten Ampeln Rechtsabbiegen für Velos erlauben

Auch Vorschlag 6 ähnelt dem Vorgehen der Stadt Lausanne. Pro Velo Zug schlägt vor, bei allen Ampeln ein Rechtsabbiegen für Velos zu erlauben – auch wenn die Ampel auf Rot steht. Wo nötig, könnten Stadt und Kanton dafür auch die Abbiegespuren auflösen. Ein Beispiel: der Postplatz.

Hier wäre ein ständiges Rechtsabbiegen in die Bahnhofstrasse für Velofahrerinnen sehr hilfreich, argumentiert Zoller. Zwei Querstrassen weiter, an der Gotthardstrasse, sei ein solches Rechtsabbiegen für Velos geplant.

7. In Tempo-30-Zonen Rechtsvortritte aufheben

Die letzte Idee des Verbands: In Tempo-30-Zonen sollen Rechtsvortritte an Kreuzungen verschwinden. So kämen Velofahrer zügig voran, ohne bei jeder Kreuzung abzubremsen. Als Beispiel nennt Pro Velo Zug die Kreuzung Ägerisaumweg und Höhenweg. Wäre dort der Rechtsvortritt für Autos aufgelöst, müssten diese warten – und nicht die Velofahrer, die bergab vom Ägerisaumweg herkommen. Und heute an einem Stoppschild aufgehalten werden.

Hier trifft der Ägerisaumweg auf den Höhenweg: Velofahrerinnen müssen abbremsen.

Damit endet die Top 7 der Ideen für ein effizienteres Velonetz in der Stadt Zug. Wer mehr dazu lesen will, wie die Zuger Politik das Autochaos auf den verstopften Strassen lösen will, findet hier eine Zusammenfassung.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Victor Zoller von Pro Velo Zug
  • Artikel auf Pro Velo Schweiz
  • zentralplus-Medienarchiv zu Stadt Zug Velowege
0 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon