Zukunftsplanung in Luzern

Tribschen versinkt im Verkehr – ein böses Omen?

Blechlawinen auf der Werkhofstrasse in Luzern sind keine Seltenheit. (Bild: kok)

Geht es nach Stadt und Kanton, fahren Autos künftig via Tribschen zum Bahnhof Luzern. Doch das Quartier kämpft schon heute mit Megastaus. Der Quartierverein macht eine Ampel verantwortlich.

Hunderte Meter stehen die Autos an einem Montag um 17 Uhr auf der Werkhofstrasse im Tribschenquartier in Luzern. Im Schleichtempo geht es voran, genervte Fahrer stieren durch die Windschutzscheiben. Ein Vorgeschmack auf die neue angedachte Verkehrsführung in der Stadt?

Mit dem «Masterplan Raum Bahnhof 2040» entscheiden Stadt und Kanton bis 2027, wie der Bahnhof in Zukunft mit verschiedenen Verkehrsmitteln erreicht wird (zentralplus berichtete). Grund dafür ist der Durchgangsbahnhof Luzern (DBL), dessen Bau der Bund in den 2030er-Jahren starten könnte. Es ist ein Zentralschweizer Sehnsuchtsprojekt – für eine bessere Anbindung an den ÖV.

Zusätzlich zum vorgesehenen Tiefbahnhof planen die Luzerner Behörden Folgendes: Neue Bushaltestellen und Busstrassen, Velowege und weniger Autoverkehr nahe am Bahnhof sind angedacht. Im August kamen die Ideen an die Öffentlichkeit – direkt folgte der Ärger.

Umweg via Tribschen erhält heftige Kritik

Weil der Kanton Luzern den Bahnhofplatz für Autos sperren will, sollen Autofahrer künftig via Tribschenquartier zum Bahnhofparking fahren. Die Strecke verläuft über die Neustadt und die Langensandbrücke, entlang der Tribschen- in die Werkhofstrasse. Weiter Richtung Werft, am Inseli vorbei zum Bahnhof.

Eine «Diskriminierung von Automobilisten» nannte FDP-Nationalrat Peter Schilliger diesen Plan. Er sei weder ökologisch noch quartierverträglich. Der Touring Club Schweiz – Sektion Waldstätte, den Schilliger präsidiert, fordert mit Nachdruck Änderungen (zentralplus berichtete).

Der Kanton ruderte schnell zurück und stellte eine Teilöffnung des Bahnhofplatzes für Autos in Aussicht. Den TCS als Gegner wollte er augenscheinlich nicht. So betont er: Die Planungen seien provisorisch, Gespräche mit Quartiervereinen sollten folgen (zentralplus berichtete).

Tribschen: Verkehr und Megastau zum Feierabend

Kommt es dazu, wird wohl auch Urs Cattani am Tisch sitzen. Er ist Präsident des Quartiervereins Tribschen-Langensand. zentralplus schreibt er: «Der Quartierverein hat seine Bedenken der Stadt schon bekannt gegeben.» Wie genau sich sein Verein bei der Planung rund um den DBL beteilige, sei aber noch unklar.

Was er zu den massiven Feierabendstaus sagt, die zentralplus beobachtet hat? Die Fahrzeuge stauen sich von der Tribschenstrasse via Werkhofstrasse bis zur Werft. Exakt die Route, die nach den aktuellen Plänen künftig viel mehr Verkehr aufnehmen soll.

Cattani: «Es hat viele Anwohner und natürlich viele Arbeitnehmer, die im Quartier ihrer Arbeit nachgehen. Der Stau ist am stärksten in den Hauptzeiten mittags und vor allem am Abend.»

Zwei Gründe identifiziert der Präsident des Quartiervereins für das Verkehrschaos: einmal den Bundesplatz als Engpass. Wenn der Verkehr dort nicht fliesst, staut es sich auf der Tribschenstrasse. Und dann die Ampelanlage bei der Werkhof-/Tribschenstrasse. Cattani sagt: «Die Situation ist durch die Dosierung der Ampel schlechter geworden.»

Dosierampel an der Tribschenstrasse soll schuld sein

Auf der Tribschenstrasse mit täglich 18’000 Fahrzeugen startete die Stadt 2019 gemeinsam mit der ETH ein Pilotprojekt: die Selbststeuerung einer Ampel. An zwei Kreuzungen wurde sekündlich berechnet, welcher Verkehrsstrom Grün erhalten soll.

Der Test war zumindest teilweise ein Erfolg. Die Wartezeiten für Fussgängerinnen und Autofahrer verkürzten sich. Besonders an der Kreuzung zur Kellerstrasse, bei der Werkhofstrasse weniger. Dies führte die Stadt auf «die stark frequentierte Rechtsabbiegespur» zurück, erklärte die Ampeln aber trotzdem zur Dauerlösung (zentralplus berichtete).

Dass nun der Quartiervereinspräsident sagt, die Ampel habe die Staus verschlimmert, sei keine gute Nachricht für die Stadt und ihre Dosierampeln (zentralplus berichtete). Ob das Verkehrschaos im Tribschenquartier ein schlechtes Omen ist für die Gespräche zum «Masterplan Raum Bahnhof 2040», werden die nächsten Jahre zeigen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Cattani, Präsident des Quartiervereins Tribschen-Langensand
  • Augenschein vor Ort
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Website des Quartiervereins Tribschen-Langensand
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