Vernehmlassung geht weiter

Tempo-30-Forderung: Veloweg Zug–Walchwil sorgt für Furore

In Walchwil kommen sich Autos und Velofahrerinnen in die Quere. (Bild: wia)

Eine Panoramastrecke für Autos kriegt eine neue Radstrecke: So lautet der Plan. Doch bevor der Veloweg Zug–Walchwil Realität wird, gibt es klare Forderungen. Denn einige fürchten um die Sicherheit.

Eigentlich sollte die Vernehmlassung für das «Konzept Radführung Artherstrasse» diesen Montag enden. Doch wie zentralplus erfahren hat, hat der Kanton Zug für mehrere Teilnehmer die Frist um einige Wochen verlängert. Sie wollen sich detailliert zu dem geplanten Veloweg am Ostufer des Zugersees äussern – auch mit kritischen Tönen.

Ein Verband, der keine Verlängerung benötigt, ist Pro Velo Zug. Auf Anfrage erklärt Co-Präsident Victor Zoller, was die Veloverfechter an der Planung des Kantons begrüsst haben – und was sie stört.

Zug will einen 9,5 Kilometer langen Veloweg am See bauen

Die Artherstrasse ist die Hauptroute von Zug nach Arth und wurde zwischen 1930 und 1939 als Panoramastrecke für Autos ausgebaut. Heute verläuft entlang der Strasse eine wichtige Velostrecke des Kantons, teils ohne Markierung und mit vielen Wechseln zwischen Trottoir und Strasse (zentralplus berichtete).

Die Gemeinde Walchwil
Die Strasse führt von der Stadt Zug über die Gemeinde Walchwil (im Bild) bis nach Arth im Kanton Schwyz. (Bild: Andreas Busslinger)

Daher war die Freude bei Pro Velo gross über den geplanten 9,5 Kilometer langen und durchgehenden Veloweg von Zug bis Walchwil. «Auch die vorgesehenen Breiten von 3,5 bis 4 Meter decken sich mit uns bekannten, aktuellen Standards», schreibt der Verband in seiner Vernehmlassungsantwort.

Doch es gibt Engstellen und auf diese weist Pro Velo Zug jetzt hin. Ausserdem warnt der Verband: Autos und Velos könnten sich in die Quere kommen, wenn der Kanton keine Massnahmen ergreift.

Hier liegen die Engstellen des Velowegs Zug–Walchwil

Beim Schulhaus, dem Zunfthaus Kreuz, bei der Schreinerei und bei der Post in Oberwil reicht die Breite der Fahrbahn nicht, damit der Radweg und die Strasse ihre gewünschten Dimensionen erhalten. Diese Engstellen will der Kanton zulasten des Velowegs lösen.

Pro Velo fordert das Gegenteil: Die Strasse soll schmaler werden, nicht der Radweg. Letzter soll mindestens 3,5 Meter breit sein, überall. Auch im Dorf Walchwil sieht der Verband Verbesserungsbedarf.

Kein Velostreifen und kein breites Trottoir in Walchwil. (Bild: wia)

Weil in Walchwil wenig Platz ist, will der Kanton den Veloweg dort nicht weiterführen. Für Pro Velo Zug ein klarer Fehler: Die Gemeinde wachse, der Verkehr nehme zu und der Veloweg Zug–Walchwil werde nach dem Ausbau attraktiver. Die Folge: «Konflikte und gefährliche Situationen im Zentrum von Walchwil werden zunehmen.»

Der Verband fordert daher eine Temporeduktion auf 30 Kilometer pro Stunde im Zentrum von Walchwil. Ausserdem soll der Kanton prüfen, ob es möglich ist, die Mittellinie zu entfernen, regelmässig Radargeräte aufzustellen und Farbbänder am Fahrbahnrand anzubringen. So sollen Velofahrer auch ohne abgetrennten Veloweg sicherer unterwegs sein.

Weitere Personen stehen in den Startlöchern

Der Kanton Zug gibt sich auf Anfrage zurückhaltend. Er bestätigt das Ende der Vernehmlassung diese Woche, gibt aber keine Auskunft über die verlängerten Fristen, die Anzahl Antworten oder weitere Details.

Weitere Organisationen und Personen bestätigen gegenüber zentralplus, an der verlängerten Vernehmlassung teilzunehmen. Darunter der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) Zug und der Landis- und Gyr-Erbe und Gründer von Doku-Zug Daniel Brunner.

Temporeduktion auf der Artherstrasse: Kanton Zug blockt

Der Anwohner fordert seit langem ein strengeres Tempolimit auf der Artherstrasse, wegen des Lärmschutzes und für mehr Sicherheit. Mit einer «Ideenskizze» haben Verkehrsplaner im Auftrag von Brunner vor zwei Jahren gezeigt, wie der Kanton die Kantonsstrasse entschleunigen und einen Veloweg bauen könnte.

Diese Tempolimite schlägt die Studie des Planungsbüros «TEAMverkehr.zug» vor. (Bild: zvg)

Diese Ideen wird Brunner in seiner Vernehmlassungsantwort mit Sicherheit einfliessen lassen. Der Kanton hat jedoch bereits gegenüber zentralplus klargemacht, dass er das Tempolimit nicht antasten wird. Ein Verkehrsgutachten zeige, dass Tempo 60 auf der Artherstrasse zwischen Zug und Oberwil angemessen sei. zentralplus hat das Gutachten per Öffentlichkeitsgesetz herausverlangt – aber noch keine Antwort erhalten (zentralplus berichtete).

VCS sorgt sich wegen Umsetzbarkeit

Ergänzung: Am Mittwoch erhält zentralplus Einsicht in die Vernehmlassungsantwort des VCS. Dieser fordert ebenfalls eine Geschwindigkeitsreduktion in Walchwil und verweist auf die Vorschläge aus der «Ideenskizze» des Planungsbüros «TEAMverkehr.zug». Der Kanton solle diese Anregungen berücksichtigen.

Ausserdem drückt der Verband seine Sorge aus, dass der Plan des Kantons zu ambitioniert sei. Anstatt eines perfekten «Endausbaus» mit Trottoirverbreiterungen und baulichen Massnahmen schlägt der VCS Schritt-für-Schritt-Lösungen vor, wie neue Markierungen. Davon könnten Velofahrer schneller profitieren.

«Falls sich der Kanton auf bauliche Massnahmen zum See hin als einzige Möglichkeit für die Aufwertung der Veloverbindung versteift, könnte es sein, dass in Zug wieder einmal nicht umgesetzt, sondern nur vor Gericht gestritten wird», schreibt der VCS. Zum Beispiel über die Trottoirverbreiterungen, die im Konflikt mit den Anforderungen des Inventars der historischen Verkehrswege stehen könnten.

Luzian Franzini, Co-Präsident und Kantonsrat ALG, schlägt die gleiche Stossrichtung ein. Seine Partei unterstütze die Forderungen von VCS und Pro Velo Zug. Sie werde in der Kommission ausserdem «wirkliche Alternativen für einen guten durchgängigen Veloweg» einbringen, schreibt er auf Anfrage.

Verwendete Quellen
  • Konzept Radführung Artherstrasse
  • Schriftlicher Austausch mit der Baudirektion des Kantons Zug
  • Telefonat mit Daniel Brunner, Gründer von Doku-Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Luzian Franzini, Co-Präsident und Kantonsrat ALG
  • Vernehmlassungsantwort des VCS
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Schriftlicher Austausch mit Victor Zoller, Co-Präsident Pro Velo Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Philipp Kissling, im Namen des VCS
  • Weitere Anfragen bei Akteuren im Bereich Mobilität im Kanton Zug
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