Fünf Tricks für die Stadt Luzern

Superampel, Busspur, Pförtner: Wie Busse Raketen werden

An dieser Kreuzung der Tribschenstrasse hat die Stadt eine «Superampel» installiert. (Bild: Rolf Leeb)

In der verkehrsgeplagten Stadt Luzern kommt jeder fünfte Bus zu spät. Dabei gibt es Lösungen. Die fünf besten Tricks für schnellere Busse im Überblick.

In Zukunft schauen Autofahrerinnen in der Tribschenstrasse auf rote Rücklichter und eine Quadratscheibe. Denn die Stadt Luzern plant, die Buslinien auf der Einfallsachse ins Zentrum zum «Pulkführer» zu machen. Autos können Busse dann nicht mehr überholen und müssen folgen – in einer neuen Tempo-30-Zone (zentralplus berichtete).

Was die Stadt plant, nennen Experten dynamische Strassenraumfreigabe. Diese «Busbeschleunigungsmassnahme» soll den ÖV in befahrenen Städten effizienter machen. In einer Studie fordert der Verkehrsverbund Luzern (VVL) eine ganze Reihe dieser Massnahmen (zentralplus berichtete). Die Stadt Luzern auch (zentralplus berichtete).

Denn: Die Busse in der Agglomeration Luzern kommen zu spät: jedes fünfte Mal (zentralplus berichtete). Zeit, sich anzuschauen, wie das Problem gelöst werden kann. Hier kommen die fünf besten Tricks für schnellere Busse in Luzern.

1. Dynamische Strassenraumfreigabe

Das Konzept ist simpel: Jedes Ein- und Ausfädeln an den Busbuchten kostet Zeit, genauso wie parkierende Autos und Abbieger vor dem Bus. «Dynamische Strassenraumfreigabe» bedeutet, dass nicht die Autos den Takt auf der Strasse vorgeben, sondern die Busse. Sie führen eine Kolonne an Fahrzeugen an – wie in der Hirschmattstrasse.

Auf der Hirschmattstrasse können Autos Busse nicht überholen. (Bild: ewi)

Damit der Trick klappt, reicht es nicht, Busbuchten abzuschaffen und den Autos das Überholen zu verbieten. Es braucht ein abgestimmtes System von Einstellungen bei Ampeln, Haltestellen und Kreuzungen, damit der Bus zum «Pulkführer» wird – und nicht selbst auf Rücklichter schauen muss.

2. Die Superampel und Dosierampeln

Durch das Steuern von grünen Ampeln Busse schneller machen: Das ist seit über 20 Jahren Standard in Schweizer Städten. Auf der Tribschenstrasse mit täglich 18’000 Fahrzeugen und über 700 Bussen hat die Stadt Luzern im Jahr 2019 mit der ETH ein Pilotprojekt gestartet: die Selbststeuerung einer Ampel.

Mit Detektoren wurde an zwei Kreuzungen sekündlich neu berechnet, welcher Verkehrsstrom Grün erhalten soll. Dadurch konnten die Wartezeiten für Autos, Busse und Fussgängerinnen drastisch reduziert werden. Die Stadt hat die «Superampel» zur Dauerlösung erklärt (zentralplus berichtete) – und später stadtweit Dosierampeln eingeführt (zentralplus berichtete).

3. Busspuren

Der Klassiker für schnelleren ÖV: Busspuren. Auf eigenen Linien können Busse separat vom Autoverkehr fahren, müssen sich den Platz maximal mit Taxis oder Velos teilen. Die bekannteste Spur in der Stadt befindet sich auf der Pilatusstrasse, eine Achse von Kriens bis ins Zentrum fordert die Stadt seit Jahren.

Der VVL geht in seiner Studie für schnellere Busse deutlich weiter. Er plant eine Trennung von Bussen und Autos auf den parallelen Achsen Löwenstrasse und Alpenstrasse in der Altstadt. Auf ersterer sollen in Zukunft ÖV und Velos unterwegs sein, auf zweiterer die Autos.

So stellt sich der VVL das neue Verkehrsregime zwischen Löwenplatz und See vor. (Bild: VVL)

Arsenalstrasse, Friedentalstrasse, Dreilindenstrasse und Seetalstrasse: Auch hier liebäugelt der VVL mit Busspuren. Langfristig soll auch die Zentralstrasse am Bahnhof Luzern zur Busstrasse werden, wegen des Durchgangsbahnhofs (zentralplus berichtete).

4. Ampeln an Busbuchten

Nummer vier ist nur ein kleiner Trick: Wo es keinen Sinn ergibt, Busse zum «Pulkführer» zu machen, können Ampeln an Busbuchten helfen. Sie garantieren, dass die Autos warten müssen, bis der Bus weiterfährt. Der VVL plant solche Ampeln an der neuen Haltestelle Gütsch, die vor dem Sentihof liegen soll.

5. Pförtner am Rand des Zentrums

Die letzte Massnahme für schnelle Busse in Luzern soll das Problem an der Wurzel anpacken. Wenn sich weniger Autos im Zentrum drängen, kommen Busse schneller durch den Verkehr, lautet die Idee. Wie? Pförtneranlagen an Einfallsachsen sollten den Autoverkehr dosieren – und Busse durchlassen, schlägt der VVL vor.

«Ohnehin entstehender Stau wird dorthin verlagert, wo die Betroffenheit geringer ist und es den ÖV nicht beeinträchtigt», findet der Verkehrsverbund. Dass die Umsetzung schwierig ist, zeigt ein Beispiel aus der Ostschweiz. Seit acht Jahren wollen St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden eine automatische Pförtneranlage am Stadtrand bauen. Ohne Erfolg.

Der Überblick zeigt: Von Strassenbauprojekten mit Busstrassen bis zur schlauen Ampelsteuerung gibt es einen bunten Strauss von Tricks, damit Busse in Luzern schneller werden. Kanton und Stadt haben in ihren Strategien und Entwicklungsplänen viele davon verankert. Für eine schnelle Umsetzung braucht es jetzt politischen Willen.

Verwendete Quellen
  • Website von Aramis zur Studie Beschleunigung Busverkehr
  • Artikel im «Baublatt» zur Pförtneranlage in St. Gallen
  • Website der Stadt Luzern mit einem Fachartikel zur Selbststeuerung einer Ampel
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Projekte der Stadt Luzern
  • Website der Stadt Luzern zur Pförtneranlage an der Haldenstrasse
0 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon