Erste Zwischenbilanz

So steht es um Spartageskarten in den Luzerner Gemeinden

Die Stadt Kriens zieht eine erste Bilanz zu der anfangs Jahr eingeführten «Spartageskarte Gemeinde». (Bild: zvg)

Das neue Angebot der SBB – die «Spartageskarte Gemeinde» – hatte vor der Einführung einen schweren Stand. Erste Erfahrungsberichte aus Luzerner Gemeinden zeichnen jedoch ein positives Bild.

Zum Jahresbeginn 2024 wurde die Gemeindetageskarte, mit der man für rund 45 Franken einen Tag lang den ÖV benutzen konnte, schweizweit eingestellt und mit dem Angebot «Spartageskarte Gemeinde» ein Nachfolgemodell präsentiert. Der Nachfolger hatte bei den Luzerner und Zuger Gemeinden jedoch zunächst einen schweren Stand. Im Fokus der Kritik standen vor allem der für die Gemeinden entstehende Mehraufwand sowie längere Wartezeiten im Gemeindehaus (zentralplus berichtete).

Doch diese Kritik scheint nun zu verpuffen. In einer Mitteilung zieht die Stadt Kriens ein Resümee zu ihrer bisherigen Erfahrung mit dem neuen Modell. Diese sind entgegen der im Vorfeld geäusserten Kritik der Gemeinden durchwegs positiv: «Trotz erfreulich hohen Verkaufszahlen hält sich der erwartete Arbeitsaufwand in Grenzen. Für Kundinnen und Kunden entsteht damit ein klarer Mehrwert», heisst es in einer Mitteilung.

In den ersten zweieinhalb Monaten erkundigten sich 219 Personen über das neue Angebot im Stadtbüro Kriens. Laut der Mitteilung führten rund Dreiviertel der Anfragen zu einem erfolgreichen Verkauf der Spartageskarte. Das heisst, dass durchschnittlich etwa zwei Spartageskarten pro Tag verkauft wurden. Das Angebot würde vor allem durch Einheimische genutzt: «Nur gerade 6 Prozent der verkauften Tickets gingen an Stadtbürobesucher, die nicht in Kriens wohnten.»

Auch Stadt Luzern schlägt positive Töne an

Die Erfahrungen der Krienser Verwaltung legen nahe, dass eine Einführung der Spartageskarte für die Gemeinden ohne grosse Umstände realisierbar wäre. Welche Erfahrungen haben andere Gemeinden gemacht? Bewegen die Krienser Erfahrungen andere Gemeinden zu einer allfälligen Einführung der Spartageskarten? Was hindert die Gemeinden an der Einführung? zentralplus hat nachgefragt.

Die Stadt Luzern hat den Vertrieb der Spartageskarten an die «Luzern Tourismus AG» ausgelagert. Diese sei durch den Verkauf anderer ÖV-Tickets bereits mit den SBB-Systemen vertraut, teilt die Stadt mit. Stefanie Christen, Leiterin der «Tourist Information», untermauert den Krienser Bericht: «Das Angebot erfreut sich grosser Beliebtheit. Bis anhin machten wir sehr gute Erfahrungen mit dem Verkauf der Spartageskarte Gemeinde. Das System funktioniert gut und die Gäste schätzen unsere zentrale Lage und die ausgedehnten Öffnungszeiten.»

Pro Tag gingen durchschnittlich 20 Spartageskarten über die Theken am Verkaufsstandort beim Luzerner Bahnhof, so Christen. Vorwiegend Personen, die älter als 40 Jahre alt sind, würden das Angebot nutzen. Da einige grössere Gemeinden in der Agglomeration die Spartageskarten nicht anbieten, stamme die Kundschaft teilweise auch von ausserhalb der Stadt: «Oft werden die Spartageskarten gegen 17 Uhr, als Zwischenstopp auf dem Nachhauseweg, bezogen.» Der Grossteil der Kundschaft bestehe trotzdem aus Stadtluzernerinnen, erklärt Christen.

Beispielsweise die Gemeinde Meggen verweist in ihrer Beantwortung der zentralplus-Fragen zum Thema darauf, dass die Megger Bevölkerung das Angebot am Luzerner Bahnhof nutzen könne.

Widerspruch zum Legislaturprogramm

Aus der Gemeinde Emmen weht den Spartageskarten noch immer Gegenwind ins Gesicht – trotz der positiven Erfahrungen in Luzern und Kriens. Die Spartageskarten seien aktuell kein Thema, liess die Gemeinde durchblicken.

Folgender Nachteil stört die Emmer Verwaltung besonders: «Der Verkauf der Tickets erfolgt ausschliesslich am Schalter der Gemeinde und kann nicht mehr wie zuvor online oder telefonisch getätigt werden. Das ist nicht nur aufwendiger, sondern zielt auch und vor allem an den Kundenbedürfnissen vorbei.» Die Vorgängerbillette hätten die Emmer mehrheitlich online gebucht.

Zudem sei die Spartageskarte durch die zwingende Personalisierung weniger attraktiv für die Kundschaft, erklärt die Gemeinde. Sie möchte ihre Informationen vermehrt orts- und zeitunabhängig anbieten. Die Spartageskarten stünden demnach im Widerspruch zum Emmer Legislaturprogramm.

Auch in Adligenswil wird die Spartageskarte zurzeit nicht angeboten. Die Gemeinde zeigt sich jedoch offen für eine spätere Einführung des SBB-Angebots, wie es auf Anfrage heisst: «Vonseiten der Einwohnerinnen und Einwohner gab es seit Anfang des Jahres nur vereinzelt Rückmeldungen und Anfragen zur Spartageskarte. Anfang 2025 wird die Gemeinde Adligenswil ein erstes Fazit ziehen und entscheiden, wie es mit den Spartageskarten weitergeht.»

Die Gemeinde Sempach entschied sich auch gegen die Einführung der Spartageskarten (zentralplus berichtete). Wie in Adligenswil ist die Einführung des Angebots noch offen. Die Erfahrungen aus Kriens haben für die Sempacher Verwaltung keinen direkten Einfluss auf den Einführungs-Entscheid, so die Gemeinde gegenüber zentralplus. Trotzdem sind die Erfahrungswerte nützlich, wie es auf Anfrage heisst: «Im Rahmen unserer Beurteilung werden wir solche Erfahrungen, insbesondere unserer Nachbargemeinden, nutzen um unseren Entscheid abzustützen».

Hinweis: Der Artikel wurde um die Einschätzungen der Gemeinden Meggen und Sempach ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Adligenswil
  • Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Emmen
  • Shcriftlicher Austausch mit der Gemeinde Meggen
  • Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Sempach
  • Mitteilung der Stadt Kriens
  • Schriftlicher Austausch mit der Stadt Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit der «Luzern Tourismus AG»
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