Schräge Bewertungen: So kommen Haltestellen in Luzern an

Eine Enttäuschung im «Paradisli» und Krabbelalarm bei Gisikon-Root. Haltestellen im Kanton Luzern kommen bei ÖV-Nutzern ganz unterschiedlich an. Ein kleiner Querschnitt durch die spassigen Seiten von Google-Bewertungen.

Redaktion

Christian Bucher

Viele von uns benutzen ihn täglich, den ÖV. Sei es den Zug, den Bus oder das Postauto. Während wir viele Gedanken an die passende Verbindung und die Pünktlichkeit aufwenden, bleibt dabei eines meistens auf der Strecke: die Haltestellen selbst.

Dabei kommen diese in verschiedenen Formen und mit unterschiedlicher Ausstattung vor. Zugegeben, wirkliche Schmuckstücke gibt es im Kanton Luzern kaum – im Gegensatz zur schwerreichen Metropole Dubai, wo jede Haltestelle ihrer Monorail von einem Stararchitekten gestaltet wurde –, dafür werden unsere Haltestellen aber genutzt. Und jener Grad der Abnutzung und die Ausstattung geben zu reden. Besonders auf Google in der Bewertungskategorie.

Viele der Haltestellen im Kanton bleiben zwar unkommentiert – ein Rezensent schreibt über die Haltestelle Ebikon, Fildern zusammenfassend: «Na ja, es ist eine Haltestelle. Was will man da bewerten?» – Manche äussern ihre Meinung aber sehr spezifisch. Dabei gibt es so manch skurrile Rückmeldung zu lesen. Lob wie auch Kritik. Wir haben einige der besten Kommentare zu hiesigen ÖV-Haltestellen zusammengetragen.

Schwanenplatz, Stadt Luzern

Nicht nur halten hier zahlreiche Cars voller Touristen, auch Einheimische zieht es immer wieder an den Schwanenplatz. Das zeigt sich auch bei den Bushaltestellen. Mit einem Gesamtschnitt von 4,7 von 5 möglichen Sternen schneidet die Bushaltestelle Schwanenplatz sehr gut ab. So gut, dass Leute hier gar so viel Zeit verbringen, um alle anwesenden Schwäne zu zählen. «Der Schwanenplatz macht seinem Namen alle ‹Ehre›. Wir haben 56 Schwäne gezählt», meinte ein besonders emsiger Kommentarschreiber vor einigen Jahren.

Paulusplatz, Stadt Luzern

Das Prunkstück dieser Ecke in der Stadt Luzern ist definitiv die Pauluskirche. Klar also, dass hier auch viele Busse halten und der Paulusplatz eine der geschäftigeren Haltestellen in Luzern ist. Vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem Busunglück, das den ganzen Verkehr lahmlegt, wie das Mitte Juli der Fall war (zentralplus berichtete). Losgelöst davon kommt der Paulusplatz bei Pendlerinnen gut an. 4,5 Sterne bei 10 Bewertungen kann sich die Haltestelle aufs Abfahrtsschild kleben. Besonders Freude hat der Rezensent «Paul». Er schreibt: «Das ist mein Name, also 5 von 5» und gibt dem PAULusplatz 5 von 5 Sternen.

Bushaltestelle Kreuzstutz, Stadt Luzern

Direkt beim Kreisel, unter den wachsamen Augen der Skulptur «Heinz» von Christoph Fischer, halten viele hochfrequentierte Busse, wie etwa der 2er, der 5er und der 12er. Aber genau jener «Heinz» passt nicht allen, die hier ein- und aussteigen. «Schön ist es hier schon», schreibt ein Rezensent. «Aber der Mann im Kreisel – gibt Schöneres als das», fügt er an. Knapper fasst es ein anderer Rezensent zusammen: «Möglichst schnell weg.» Gesagt, getan, wir bewegen uns zum:

Bahnhof Kriens Mattenhof

Mit einer Gesamtbewertung von 3,8 Sternen (basierend auf 24 Rückmeldungen) schneidet die relativ junge Bahnhaltestelle Kriens Mattenhof einigermassen gut ab. Aber einem Besucher hat es hier aus einem ganz bestimmten Grund nicht gefallen: «Keinen gedeckten Raucherbereich», bemängelt er und gibt dem Ort 2 von 5 Sternen.

Ruswil, Moos

Mit Haltestellen auf dem Land ist es so eine Sache. Hier gäbe es genügend Grund, sich lauthals zu beklagen. Etwa über den Fahrplan oder die eher weiten Laufwege. Umso schöner, wenn sich Leute mit der Haltestelle identifizieren können. So etwa ein Mann, der zur Haltestelle Moos in Ruswil ein besonderes Verhältnis hat. Denn diese Haltestelle sei: «Ruhig und romantisch.» Auf einer Strassenseite hält der Bus unmittelbar vor einem alten Bauernhaus, auf der anderen Seite gibt es ein Holzhäuschen, das zum Sitzen einlädt. Und zum Kuscheln. Also, an alle Singles, die noch einen Ort für ein Date suchen: In den Bus 60 oder 61 einsteigen, losfahren und einen gemütlichen Abend zu zweit verbringen. An der Haltestelle Moos in Ruswil.

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Neudorf, Paradisli

Fast schon als Etikettenschwindel empfindet eine Leserreporterin die Haltestelle Paradisli in Neudorf bei Beromünster. Der Name schürt grosse Hoffnungen. Eine Haltestelle auf dem Luzerner Land, vielleicht eine lauschige Umgebung mit toller Aussicht auf die Natur, eine gemütliche Holzbank zum Verweilen. Ein kleines Paradies eben. Aber nein. Die Haltestelle bestehe «aus einer Abfahrts-Tafel und finito», findet die Leserreporterin. Keine Sitzbank, entlang einer schnurgeraden Strasse ausserhalb von Neudorf. Eine offizielle Bewertung gibt es zwar nicht, aber diese liefert die Leserin gleich selbst: «Klingt schön, ist sie aber nicht.»

Horw Bahnhof

Bahnhöfe haben immer ihre ganz eigene Atmosphäre. Und jener in Horw spaltet die Gemüter. Jemand empfindet ihn als «schönen und kleinen Bahnhof» für eine «schöne Stadt», während jemand anderes schreibt: «Komische Wesen treiben hier ihr Unwesen nachts.» Bleibt zu hoffen, dass die Anwohnerinnen von Vampiren, Werwölfen, Irrlichtern und anderen Wesen verschont bleiben. Mehrheitlich gefällt den Horwern ihr Bahnhof aber. Mit 4,3 Sternen bei 12 Bewertungen zählt er zu den beliebteren Haltestellen im Kanton.

Gisikon-Root, Bahnhof

Gar nicht gut kommt die Haltestelle beim Bahnhof Gisikon-Root an. Die Kritik richtet sich dabei an das Gelände ganz allgemein. Und in einem Fall an die unliebsamen Bewohnerinnen – in Form von Spinnen. «Die Spinnennetze sind überall», schreibt eine Rezensentin. Auf den Bänken, den Geländern und den Automaten. «Bei meiner Spinnen-Phobie nicht besonders toll.» Trotzdem vergibt die Frau noch 3 Sterne – und bewegt sich damit über dem Schnitt von 2,5 Sternen bei 4 Bewertungen. Ein Besucher bemängelt das Fehlen eines WCs, und ein anderer fühlt’s hier gar nicht und meint: «Gibt irgendwie einen schlechten Vibe ab.»