Busspur kommt 2034

Riskiert Kanton Luzern ein Jahrzehnt verspätete Busse?

Die Linie 1 kommt ständig zu spät: Ruth Aregger vom VVL sagt, es brauche sofort Massnahmen. (Bild: zvg)

Zum ersten Mal kündigt der Kanton eine durchgehende Busspur quer durch die Stadt Luzern an. Doch der Bau dauert noch zehn Jahre. Was das bedeuten kann.

Der Vorhang ist gefallen. Noch Anfang Juli schwieg Fabian Peter (FDP), Baudirektor des Kantons Luzern, wann die durchgehende Busspur Kriens–Ebikon gebaut wird. Er sagte einzig: Es sei «entschlossen» worden, dass die Spur komme (zentralplus berichtete).

Nun hat der Kanton Klarheit geschaffen: Ab 2034 kann die Bevölkerung mit der Busspur rechnen, steht im Agglomerationsprogramm der fünften Generation, wie die «Luzerner Zeitung» als Erste berichtete. Das Papier wurde Anfang Monat in die Vernehmlassung geschickt (zentralplus berichtete).

Nach langem Drängen kommt die Busspur

Die Nachricht ist für viele ÖV-Benutzer ein Grund zur Freude. Denn der Verkehrsverbund Luzern (VVL) hat bereits in einer Studie die beschleunigende Wirkung von durchgehenden Busspuren für Busse nachgewiesen (zentralplus berichtete). Diverse Vorstösse und die Stadt drängten zudem, die Spur zu bauen (zentralplus berichtete).

In der Ideenskizze der VVL sind noch weitere potenzielle Busstrassen eingezeichnet. (Bild: zvg)

Konkret sollen die Teile der Busspur, die es bereits gibt – zum Beispiel auf der Obergrund- oder Pilatusstrasse –, verbunden werden. Dann fährt zum Beispiel die Linie 1 auf einer eigenen Spur von Kriens via Seebrücke, Schweizerhof, Löwenstrasse und Zürichstrasse nach Ebikon. Deutlich schneller, so der Plan.

Busspur in Luzern als nicht dringlich eingeschätzt

Aber es gibt für die Passagiere auch Grund zur Ernüchterung: Der Ausbau der Busspur befindet sich im C-Horizont der Gesamtverkehrskonzepte. Also in jenem Gefäss mit geringer Dringlichkeit. Vor 2034 ist an die Spur nicht zu denken, mit allfälligen Einsprachen könnten zwölf oder mehr Jahre ins Land ziehen, bis die Busse separat fahren. 

Das könnte zum Problem werden. Um das Luzerner Bussystem steht es bereits heute schlecht. Wegen des Staus in der Stadt kommt jeder fünfte Bus zu spät. Und gemäss Trend wird die Pünktlichkeit schlechter (zentralplus berichtete).

Zudem sollen ab 2027 vier neue Durchmesserlinien fahren. Auf diesen langen Buslinien, die am Bahnhof nur halten und nicht enden, könnten sich Verspätungen addieren, warnen Experten – wenn Busspuren und Busbevorzugung nicht vorhanden sind (zentralplus berichtete).

VVL freut sich – und ist enttäuscht zugleich

Ruth Aregger, Präsidentin des VVL-Verbundsrats, reagiert daher zwiegespalten: «Wir freuen uns natürlich, dass der Kanton die durchgehende Busspur Kriens–Ebikon offiziell in sein Programm aufgenommen hat. Aus Sicht des VVL wäre diese Massnahme aber deutlich dringender.»

Ruth Aregger ist die neue Präsidentin des Verbundrates der VVL.
Ruth Aregger ist Präsidentin des Verbundrats der VVL. (Bild: zvg)

Bereits Anfang Juli, als Fabian Peter noch zur Busspur schwieg, mahnte sie: «Wir brauchen eigentlich schon heute die Massnahmen.» Nun sagt Aregger am Telefon: Wenn Busse weitere zehn Jahre im Stau feststecken, werde die flächendeckende Umstellung auf ÖV – wie sie Kanton und Stadt planen – nicht gelingen.

Kanton Luzern: Wegen Busspuren können weniger Autos fahren

Warum also hat der Kanton die Busspur nicht in den A-Horizont gepackt, in dem ein Baustart 2028 möglich gewesen wäre (zentralplus berichtete)? André Rösch ist Leiter der Abteilung Mobilität beim Kanton und erklärt den Entscheid wie folgt:

Mit Studien, Vorprojekt, Bauprojekt und Genehmigung durch den Kantonsrat sei ein Realisierungshorizont von zehn Jahren realistisch. Doch das sei nicht alles.

Der Einfluss der Busspur auf das gesamte Verkehrssystem bezeichnet der Planer als «enorm»: Um Busspuren zu bauen, müssen örtliche Autospuren weichen. Zum Beispiel in der Obergrundstrasse oder auf der Seebrücke. Da die Bevölkerung und der Wirtschaftsstandort Luzern aber wachsen, wird auch der Autoverkehr zunehmen. Weniger Autospuren sind aktuell schlicht nicht denkbar.

Bypass soll den Autoverkehr um die Stadt lenken

Damit in Zukunft Busspuren funktionieren würden, brauche es komplexe Begleitmassnahmen, erläutert Rösch. Zum Beispiel Verkehrsmanagement, leistungsfähigere Knoten am Bahnhof und Pilatusplatz und den Bypass. Die neue Autobahn, die der Bund plant, soll den Durchgangsverkehr um die Stadt führen.

Bypass Luzern
Der Bypass (rot) soll die Stadt Luzern umfahren. (Bild: Astra)

Allerdings ist der Baustart des Bypass aktuell wegen Einsprachen verzögert. Er hat zudem eine geschätzte Bauzeit von zwölf Jahren (zentralplus berichtete). Wird die Stadt Luzern ihre durchgehende Busspur erst danach erhalten?

Rösch sagt: «Einzelne Massnahmen treffen wir vielleicht schon davor.» Dies werde der Kanton prüfen. Ausserdem werde schon heute bei «jedem neuen Strassenbauprojekt» auf Busbeschleunigung geachtet. Mehr könne der Kanton zum jetzigen Zeitpunkt nicht tun.

Bei der Planung der Fahrpläne wird Stau einberechnet

Dürfen sich die Luzernerinnen also auf zehn Jahre verspätete Busse gefasst machen? Ruth Aregger vom VVL-Verbundsrat gibt leichte Entwarnung: «Die Fahrzeiten sind bereits heute dem Stautempo angepasst und Verspätungen im Fahrplan ersichtlich.» Das bedeutet: Busse kommen wohl weiter zu spät – aber mit Ankündigung.

«Wir rechnen damit, dass die Übergangsperrons pünktlich fertig werden.»

Ruth Aregger

Auch zum Bau der vorübergehenden Perrons in der Pilatusstrasse – wo die neuen Durchmesserlinien halten sollen – hat Aregger gute Neuigkeiten. «Wir rechnen damit, dass die Übergangsperrons pünktlich fertig werden.» Ende 2026 ist die Eröffnung der Haltestelle in Richtung Globus geplant (zentralplus berichtete).

Später sollen neue Perrons bei der Hauptpost und der heutigen Kante B gebaut werden – als Teil eines völlig neuen Bahnhofquartiers rund um den Durchgangsbahnhof Luzern (DBL). Drei Bushubs, ein autofreier Bahnhofsplatz und eine Zentralstrasse für Velos und Busse sind Teil der Planung. Hier gibt es alles, was du wissen musst:

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Ruth Aregger, Präsidentin des VVL-Verbundsrats
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Agglomerationsprogramm Luzern der fünften Generation
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Telefonat André Rösch, Leiter der Abteilung Mobilität Kanton Luzern
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