zentralplus testet

Praktisch oder Quatsch – was taugen diese Zuger Veloständer?

Die zweistöckigen Veloständer bei der Zuger Verwaltung. (Bild: kok)

Als «Schildbürgerstreich» bezeichnete ALG-Kantonsrat Luzian Franzini die neuen Veloständer vor dem Zuger Verwaltungsgebäude. Die Regierung winkt ab. zentralplus war vor Ort und hat sich das Ganze genauer angeschaut.

Die Liste der Kritikpunkte von ALG-Kantonsrat Luzian Franzini an den neuen Veloständern ist lang. Die Anlage beim Zuger Verwaltungsgebäude an der Aa scheint ihn regelrecht zu empören (zentralplus berichtete). Franzini will daraufhin vom Regierungsrat wissen, ob bei der Bewilligung der neuen Parkplätze überhaupt eine Person dabei gewesen sei, die selbst Velo fahre.

Die beiden oberen Stockwerke der Anlage seien gar nicht nutzbar, da die Ständerelemente zu nahe aneinander stehen würden. Auch Velofahrerinnen, die einen der unteren Stellplätze nutzen wollen, haben es laut Franzini nicht besser. Beim Parkieren müsse man jedes Mal aufpassen, dass man den Kopf nicht anschlage. Darüber hinaus seien die Fahrräder Regen und Schnee ausgesetzt, da das Dach nicht richtig konstruiert sei. Aufgrund des Kiesbodens sei die Anlage im Winter ungeeignet, weil sie nur mit grosser Mühe vom Schnee befreit werden könne, so Franzini.

Vorgaben des Herstellers seien eingehalten worden

Nun kontert der Regierungsrat. Er sei von der neuen Anschaffung weiterhin überzeugt. Es liege kein Planungs- oder Konstruktionsfehler vor. Beim Abstand zwischen den zwei Ständerelementen sei das zulässige Minimum des Herstellers berücksichtigt worden. Laut dem Regierungsrat stehen die zwei Anlagen so nahe beieinander, da so die Fläche bestmöglich ausgenutzt werden konnte.

Anschliessend erklärt der Regierungsrat in seiner Antwort sogar, wie das Velo auf der oberen Etage abgestellt werden kann. Das Velo soll von der Seite in die Parkschiene gehoben werden. Das Hinausschieben der Schiene werde hydraulisch unterstützt und sei daher mit einem geringen Kraftaufwand möglich.

Auch bezüglich Witterungsschutz und dem Kiesbelag äussert sich die Regierung. Der Schutz gegen Regen und Schnee werde noch verbessert. Der sickerfähige Kiesbelag sei «ökologisch sinnvoll und funktional ausreichend».

Doch wer hat nun recht? Ist das Abstellen des Velos auf der oberen Etage trotz des geringen Abstands der Veloständer möglich? zentralplus hat den Test gemacht. Wie im Video zu sehen ist, lässt sich das Velo in die Schiebe «reinlüpfen». Der Schiebemechanismus ist etwas schwerfällig, fällt zentralplus auf. Wer ein Velo fahren kann, sollte das aber schaffen. Zudem ist die Anlage durchgehend überdacht.

Mitarbeiter findet die Veloständer in Ordnung

zentralplus hört sich auch vor dem Verwaltungsgebäude um. Ein Mitarbeiter findet die Anlage in Ordnung. Er habe noch keine Kritik im Haus gehört. Die oberen Stellplätze seien aber tatsächlich etwas schwer zu erreichen, meint der Mann.

Der Augenschein vor Ort zeigt, dass sich vor dem Verwaltungsgebäude noch weitere Veloständer befinden. Diese geniessen eine grössere Beliebtheit. Während die «herkömmlichen» Veloständer prall gefüllt sind, ist die neue Anlage praktisch leer. Es scheint also angenehmer zu sein, unter dem Vordach der Verwaltung zu parkieren. Oder ist das nur Gewohnheit?

«Die neuen Veloparkplätze stehen erst seit kurzer Zeit bereit. Die Hauptsaison für die Velos hat noch nicht begonnen», meint der Regierungsrat in seiner Antwort. Für ein Resümee zur Nutzung sei es noch zu früh.

Weiter ungeklärt bleibt Franzinis Frage, ob denn nun eine Velofahrerin bei der Planung dabei gewesen sei. Der Regierungsrat gibt nüchtern zu: «Wer bei der Bewilligung der Anlage durch die Stadt beigezogen wurde, wissen wir nicht.»

Verwendete Quellen
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