Wegen Sanierung

Luzerner Dreilindenstrasse: Kommts zum grossen Verkehrschaos?

Heute präsentiert sich die Dreilindenstrasse als Flickwerk. Ab Februar wird sie durch die Stadt aufgehübscht. (Bild: mik)

Ab Februar 2024 saniert die Stadt Luzern die Dreilindenstrasse. Dazu beschliesst sie eine Reihe von Fahrverboten. Ein FDP-Grossstadtrat befürchtet, die rechte Seeseite versinke deshalb künftig im Stau.

Feierabendlicher Stau ist auf gewissen Stadtluzerner Strassen so sicher wie das Amen in der Kirche. So beispielsweise auf der Hauptstrasse zwischen Littau und Emmenbrücke oder auf der Haldenstrasse. FDP-Grossstadtrat Rieska Dommann befürchtet in seinem neuesten Vorstoss, dass letztere bald noch viel mehr im Stau versinken wird.

Auslöser der Sorgen ist eine geplante Sanierung. Ab Februar 2024 lässt die Stadt Luzern die Dreilindenstrasse im Abschnitt zwischen der Bushaltestelle Kapuzinerweg bis zur Gundoldingenstrasse flicken. Dabei bessert die Stadt die Strasse aus, ersetzt einige Werkleitungen und gestaltet die beiden Bushaltestellen Kapuzinerweg und Gärtnerstrasse gemäss Behindertengleichstellungsgesetz um (zentralplus berichtete). Dauern sollen die Arbeiten ungefähr ein Jahr.

In diesem Abschnitt saniert die Stadt Luzern die Dreilindenstrasse. (Bild: Stadt Luzern)

Der Weg ins Zentrum wird schwieriger

So weit, so gut. Anlass für Diskussionen geben jedoch die flankierenden Verkehrsmassnahmen, die die Stadt während der Bauarbeiten vorsieht. Noch sind diese nicht auf der Projektwebsite aufgeführt, doch die Stadt hat die umliegenden Gemeinden und betroffenen Quartiervereine mittels Infoschreiben, das zentralplus vorliegt, am 10. November informiert.

Laut dem entsprechenden Projektleiter der Stadt Luzern, Manuel Roos, versieht die Stadt die Dreilindenstrasse auf Höhe Gundoldingenstrasse mit einem Fahrverbot für Autos und Töffs in Richtung Stadt. Konkret dürfen nur noch Busse, Zubringerdienste und Anwohner stadteinwärts fahren, abhängig von der jeweiligen Bauetappe.

Um Schleichverkehr in umliegende Quartierstrassen zu verhindern, gilt auch für die Adligenswilerstrasse, die Wesemlinstrasse und die Wesemlin-Terrasse stadteinwärts ein Fahrverbot. Nur Anwohnerinnen dürfen jederzeit zufahren. Hinzu komme, dass die Wesemlinstrasse auf Höhe der Hausnummern 31 bis 37 wegen einer privaten Baustelle gesperrt sein werde, wie Roos auf Anfrage ausführt.

Auf der Karte siehst du die Strecken, die du ab Februar nicht mehr stadteinwärts befahren darfst:

Von Meggen und der rechten Seeseite kommen Luzernerinnen also nur noch über die Haldenstrasse ins Stadtzentrum. Von Adligenswil, Udligenswil und Ebikon entweder über die Luzernerstrasse oder die Hünenbergstrasse.

Quartier befürchtet, abgehängt zu werden

Die geplanten Verkehrsmassnahmen sorgen beim Quartierverein Seeburg-Würzenbach-Büttenen für Stirnrunzeln. «Wir befürchten, dass die Sperrung der Dreilindenstrasse zu Mehrverkehr auf der Haldenstrasse führen wird. Da diese zu Stosszeiten heute schon an ihre Kapazitätsgrenzen stösst, befürchten wir insbesondere, dass – falls sich der Rückstau dann bis zum Kreisel Brüel ausdehnen wird – die Busspur nicht mehr zugänglich sein wird», sagt Präsident Philipp Rügländer. Damit wäre das Stadtzentrum für Luzernerinnen vom rechten Seeufer per ÖV und per Auto sehr viel schlechter erreichbar.

Stau auf der Haldenstrasse – kein seltener Anblick. Philipp Rügländer vermutet, dass dieser sich künftig verschärfen könne. (Bild: mik)

Der Quartierverein kann nachvollziehen, dass die Dreilindenstrasse während der Bauarbeiten nur in einer Richtung befahrbar sein soll. «Wir würden es jedoch begrüssen, dass dies stadteinwärts geschehen könnte, da stadtauswärts in der Regel keine Kapazitätsprobleme vorliegen.» Weiter sollten die Ampeln beim Dietschiberg und am Luzernerhof so reguliert werden, dass der Zusatzverkehr besser abfliessen könne, so Rügländer. Der Quartierverein werde nun versuchen, den Kontakt mit der Stadt weiterhin zu pflegen und sich konstruktiv einzubringen.

FDP-Grossstadtrat wird aktiv

Auch die Politik hat das Thema aufgenommen. In einer dringlichen Interpellation stellt FDP-Grossstadtrat Rieska Dommann der Stadt einige Fragen zu den Auswirkungen des geplanten Verkehrsregimes. Weiter fragt er, wie der Stadtrat verhindern wolle, dass das Würzenbach-Quartier wegen Staus das Zentrum auch per ÖV nicht mehr erreichen könne. Erst mal wolle er nur Fragen stellen, wie Dommann auf Anfrage sagt. «In erster Linie geht es darum, die Auswirkungen der Strassensperren herauszufinden. Ich bin schliesslich nicht Verkehrsplaner.»

Er befürchtet ob den Verkehrsmassnahmen «massive negative Auswirkungen» für die rund 8000 Luzerner im Würzenbach. Stauen sich künftig Autos regelmässig bis zum Verkehrshaus-Kreisel oder dem Kreisel Brüel, könnte der Bus nicht mehr flüssig ins Stadtzentrum fahren. Die Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen hätten Mühe, ins Quartier zu kommen. Auch Unternehmen wären potenziell betroffen: «Vielleicht käme die Bäckerei Kreyenbühl mit ihren frischen Gipfeli gar nicht mehr in die Stadt.»

Die Sanierung der Dreilindenstrasse nimmt die Stadt zum Anlass, die Bushaltestelle Gärtnerstrasse behindertengerecht umzugestalten. (Bild: mik)

Doch nicht nur das Würzenbach-Quartier, auch umliegende Gemeinden wie Meggen, Adligenswil und Udligenswil könnten betroffen sein, wenn die Buslinien 24 und 73 regelmässig im Stau feststecken würden. Und das während eines ganzen Jahres, gibt Dommann zu bedenken.

Warum nicht stadtauswärts sperren?

«Ich fahre fast jeden Tag bei der Haldenstrasse durch. Stadtauswärts steht man auch zu Feierabend nie im Stau», so Dommann. Probleme gebe es nur beim Verkehr in die Stadt hinein. Er und der Quartierverein haben sich darum gefragt, ob die Stadt die Strassen statt stadteinwärts nicht stadtauswärts sperren könnte.

Für weitere Alternativen möchte er sich nicht auf die Äste wagen: «Verkehrsplanung ist äusserst komplex. Als Laie kann man all die Auswirkungen von Massnahmen kaum einschätzen.» Er wartet darum erst einmal die Antworten der Stadt und die öffentliche Diskussion dazu ab. Je nach Antwort möchte er sich vorbehalten, wieder aktiv zu werden.

Der FDP-Politiker betont: Sein Vorstoss sei kein Widerstand gegen die geplante Sanierung. Diese sei wichtig und richtig. Jedoch sei die Interpellation ein Ausdruck der Sorge im Quartier. «Falls in drei Monaten der Verkehr zusammenbricht, will ich mir keine Vorwürfe machen müssen, ich hätte nichts versucht.»

Verwendete Quellen
  • Interpellation von Rieska Dommann
  • Telefonat mit Rieska Dommann, FDP-Grossstadtrat
  • Schriftlicher Austausch mit Philipp Rügländer, Präsident Quartierverein Seeburg-Würzenbach-Büttenen
  • Informationsschreiben der Stadt Luzern an die Quartiervereine
  • Schriftlicher Austausch mit Manuel Roos, Projektleiter Dreilindenstrasse bei der Stadt Luzern
  • Projektwebsite Dreilindenstrasse
  • Medienmitteilung zur Sanierung Dreilindenstrasse

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