Kosten in Zug ÖV-Billette bald nur noch die Hälfte?
Geht es nach SP-Kantonsrat Drin Alaj, soll der öffentliche Verkehr in Zug künftig nur noch die Hälfte kosten. Diese Idee steht der aktuellen Preisentwicklung in der Schweiz diametral entgegen.
Der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) gelangte im Juni mit einer Hiobsbotschaft an die Bevölkerung. Diese geht davon aus, dass aufgrund des Bevölkerungswachstums insbesondere der regionale Personenverkehr sowie der Ortsverkehr zusätzliche ÖV-Angebote braucht. Dies wiederum habe weitreichende finanzpolitische Auswirkungen. «Eine wachsende Schweiz erfordert einen wachsenden ÖV, was zu Mehrkosten führt», sagte VöV-Direktor Ueli Stückelberger.
Der VöV rechnet bis 2035 für den regionalen Personenverkehr und den Ortsverkehr mit Mehrkosten von etwa 30 Prozent. Davon würden die Kundinnen einen grossen Teil tragen müssen.
Vor diesem Hintergrund ist die Idee, die der Zuger SP-Kantonsrat Drin Alaj kürzlich an den Regierungsrat trug, besonders verwegen. «Der Kanton Zug verfügt über ein dichtes Netz im öffentlichen Verkehr. Die Tarife sind allerdings hoch», schreibt Alaj in einer Motion.
«Zur Förderung des öffentlichen Verkehrs sollten sie daher gesenkt werden; und zwar für Personen, die den öffentlichen Verkehr häufig nutzen – insbesondere auch für Schülerinnen und Schüler.» Konkret fordert Alaj, dass die Preise aller Monats- und Jahresabonnemente des Tarifverbunds Zug halbiert werden.
Gemäss Alaj entstünden dadurch mehrere Vorteile, welche auch durch diverse Studien gestützt würden. «Niedrigere Fahrpreise führen zu einer gesteigerten Nutzung des öffentlichen Verkehrs und zu einem signifikanten Anstieg der Fahrgastzahlen, wie eine Untersuchung der American Public Transportation Association herausfand.» Die Konsequenz: weniger Autos und damit weniger Stau sowie eine Reduktion von CO₂-Emissionen.
ÖV ist häufiges Thema politischer Vorstösse
Es ist nicht der erste Vorstoss, der darauf abzielt, den öffentlichen Verkehr günstiger zu machen. Mehrmals wurden im Kanton Zug Vorstösse lanciert, die gar einen Gratis-ÖV forderten. Im vergangenen Sommer ersuchte die ALG-Fraktion des Grossen Gemeinderats den Zuger Stadtrat mittels Vorstoss, der Stadtbevölkerung ein Jahr Gratis-ÖV zu ermöglichen.
Die SVP konterte im vergangenen Winter mit dem Begehren, zumindest Schulklassen gratis auf Exkursionen im Kanton zu schicken (zentralplus berichtete). Ein weiterer Vorstoss der ALG fordert den Kanton auf, zusätzliche 100 Millionen Franken in ein ÖV-Impulsprogramm zu stecken (zentralplus berichtete).
Treue Kundinnen sollen belohnt werden
Auf Anfrage sagt der SP-Kantonsrat zum aktuellen Vorstoss: «Die vorgeschlagene Preisreduktion im öffentlichen Verkehr bietet vielfältige Vorteile für die Gesellschaft. Sie belohnt nicht nur treue Kunden mit Monats- oder Jahresabonnements, sondern schafft auch Anreize für Neukunden, solche Abos zu erwerben.»
Was die gewünschte Halbierung für die Bevölkerung konkret bedeuten würde? Statt 81 Franken würde ein 2.-Klasse-Monatsabo für Erwachsene für alle Zonen künftig 40.50 Franken kosten. Ein Jahresabo schlüge statt mit 729 Franken noch mit 364.50 Franken zu Buche.
Alaj weiter: «Diese Massnahme kommt allen Bevölkerungsgruppen zugute: Pendlerinnen und Pendler können Geld sparen, Familien werden finanziell entlastet und Schülerinnen und Schüler profitieren von günstigeren Fahrtkosten.» Somit fördere diese Initiative die soziale Gerechtigkeit und mache den öffentlichen Verkehr für alle attraktiver und zugänglicher. Der SP-Politiker ist überzeugt: «Günstigere ÖV-Tickets sind ein Gewinn für alle.»
Kosten für den Kanton wohl im einstelligen Millionenbereich
Doch was würde es bedeuten, wenn der Kanton Zug für die Hälfte der Abonnemente aufkommen müsste? Alaj beruft sich auf die Zahlen aus den Jahren 2022 und 2023. Damals seien rund 20 Millionen Franken respektive 21,6 Millionen Franken aus Billetten für den konzessionierten Linienbetrieb eingenommen worden.
«Bei einer 50-prozentigen Verbilligung aller Billette würde sich ein Finanzbedarf für den Kanton von 10 bis 11 Millionen Franken pro Jahr ergeben», so Alaj. Sogleich fügt er an: «Da die Preise von Einzel- und Mehrfahrtenkarten nicht vergünstigt werden sollen, ist der Finanzbedarf entsprechend niedriger.»
Tarifverbund Zug will Preise aktuell nicht erhöhen
Zurück zu den mahnenden Worten des Verbands öffentlicher Verkehr zur voraussichtlichen Verteuerung der Ticketpreise. Der Tarifverbund Zug hob die Preise letzten Dezember um durchschnittlich knapp vier Prozent an. Es handelte sich um die erste Preiserhöhung seit Dezember 2016 (zentralplus berichtete).
Wie sieht es diesbezüglich in naher Zukunft aus? Dazu äussert sich Karin Fröhlich, die Mediensprecherin des Tarifverbundes Zug, wie folgt: «Für den Tarifverbund Zug sind Preiserhöhungen zurzeit kein Thema. Mit dem kommenden Fahrplanwechsel werden die Preise nicht erhöht.»
Journalistin und langjährige Autorin bei zentralplus. Schreibt über politische Querelen, aufregende Bauprojekte und gesellschaftlich Bewegendes. Am liebsten jedoch schreibt sie über Menschen. Und natürlich Hunde.