Luzerner Regierung warnt

Handys am Steuer werden nicht mehr toleriert

Mit dem Smartphone am Steuer kann es schnell zu gefährlichen Situationen kommen. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Die Luzerner Regierung sagt, Handys am Steuer würden «bagatellisiert». Die Zentralschweizer Polizeikorps reagieren. Und Bundesbern lässt Handy-Detektoren erforschen.

Dem Smartphone wird viel Schlechtes nachgesagt. Sucht, Social Media und psychische Erkrankungen sind nur drei der negativen Aspekte. Für die Polizei und Rettungsdienste sind die Geräte noch mehr. Nämlich Unfallverursacher.

Dies geht aus einer aktuellen Antwort der Luzerner Regierung hervor. Nachgefragt hatte Mitte-Kantonsrat Daniel Rüttimann. In seinem Vorstoss schrieb er: «Es ist offensichtlich, dass die Benutzung des Handys während des Fahrens durch Lenker ein wesentlicher Grund für die hohe Unfallzahl darstellt» (zentralplus berichtete).

Smartphones am Steuer sind eine Gefahr – doch wie sehr?

Die Regierung pflichtet ihm bei. Obwohl seit Beginn der Statistik im Jahr 1992 die Anzahl Unfälle und die Anzahl Todesopfer im Strassenverkehr gesunken sei, nehme die Anzahl verletzter und schwer verletzter Personen seit einigen Jahren zu. «Viele dieser Unfälle sind auf Unaufmerksamkeit und Ablenkung zurückzuführen.»

Die Regierung belegt ihre Aussagen mit der neuesten Unfallstatistik des Bundesamts für Strassen (Astra) und Auswertungen der Statistikstelle Lustat. Ablenkung rangiert darin auf Platz zwei der Unfallverursacher, vor Alkohol und nach fehlerhaftem Fahren.

Wie viel Ablenkung durch Handys geschieht, ist umstritten. Eine Studie der Versicherung Axa deutet darauf hin, dass der Anteil hoch ist. Jeder Dritte Befragte gab an, eine heikle Situation erlebt zu haben, weil er oder andere durch das Smartphone am Steuer abgelenkt waren.

Zentralschweizer Polizeikorps lancieren eigene Kampagne

Die hiesige Polizei hat daher die Reissleine gezogen. «Aufgrund der anhaltend vielen Übertretungen und der Bagatellisierung des Themas in der Gesellschaft haben die Zentralschweizer Polizeikorps entschieden, eine eigene Kampagne zum Thema Ablenkung zu lancieren», informiert die Regierung in der Antwort.

Ab 9. September wird flächendeckend plakatiert und auf Social Media sensibilisiert. Zudem müssen Fahrer mit Verkehrskontrollen rechnen. Wen die Polizei mit Handy am Steuer erwischt, zahlt mindestens 100 Franken Busse. 2017 habe sich Luzern in Bern dafür eingesetzt, die Strafe zu erhöhen, schreibt die Regierung. Allerdings vergeblich.

Nationalrätin will Handy-Blitzer einführen

Das Astra hat dagegen ein Projekt gestartet, um Smartphone-Sünder am Steuer leichter zu finden. Das teilte der Bundesrat im Mai mit, als er eine Motion der SP-Nationalrätin Gabriela Suter beantwortete. Die Aargauerin ist bekannt als Verfechterin des Lärmblitzers gegen Autoposer (zentralplus berichtete).

Gabriela Suter (SP) ist bekannt als Verfechterin für Lärmschutz. (Bild: gabrielasuter.ch)

In ihrem Vorstoss vom März forderte die Nationalrätin auch Handy-Blitzer. Der Bund solle mit «interessierten Kantonen» Pilotprojekte dazu durchführen. «Erste Kantonspolizeien haben bereits Interesse signalisiert. Denn heute müssen die Fehlbaren in flagranti erwischt werden, um gebüsst werden zu können», schrieb Suter.

Australien setzt Handy-Blitzer bereits ein. Laut der zuständigen Behörde machen die Blitzer zwei Fotos: eines vom Kontrollschild und eines durch die Frontscheibe. Eine «künstliche Intelligenz» errechnet anschliessend, ob die Fahrerin ein Handy in der Hand hielt.

Bundesrat: Es gibt mehr Ablenkungen am Steuer als Handys

Dem Bundesrat war Suters Vorstoss zu eng gefasst. «Auch andere Ablenkungen, wie beispielsweise die Nutzung des bordinternen Infotainmentsystems, können verkehrsgefährdend sein», schrieb die Regierung. Statt der Pilotprojekte mit Handy-Blitzern kündigte der Bundesrat das Forschungsprojekt «Nachweismittel für ablenkende Nebentätigkeiten» beim Autofahren an.

Das Projekt hat Mitte Juli begonnen und läuft noch bis Ende August 2026. Die Forscher sollen Möglichkeiten finden, Unaufmerksamkeit und Ablenkung am Steuer zu detektieren, steht im Projektbeschrieb. Budget: 200’000 Franken.

Verwendete Quellen
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