Schleichend Leistungen abgebaut?

Drei von fünf Schaltern zu: Kritik am Zuger Strassenverkehrsamt

Über zehn Garagisten hätten sich bei SVP-Kantonsrat Gregor Bruhin beschwert, sagt er. (Bild: Google Street View / zvg)

Ein Gang zum Strassenverkehrsamt kann schon einmal länger dauern – das ist bekannt. Nun aber kritisieren drei Zuger SVP-Kantonsräte einen mutmasslichen Abbau von Leistungen trotz hoher Nachfrage.

Die Google-Rezensionen des Zuger Strassenverkehrsamts lesen sich wie ein Hufeisen. Auf dem Bildschirm erscheinen fünf liegende Balken, der oberste für Fünfsternebewertungen, der unterste für Einsternvergaben. Während die beiden Extrembalken ausschlagen, bewertet kaum einer das Amt am Einkaufscenter Zugerland mit zwei, drei oder vier Sternen. Die Meinungen der 300 Google-Nutzer scheinen tief gespalten.

«Ich für meinen Teil wurde immer freundlich und kompetent bedient», ist da zu lesen. Ein anderer schreibt: «Wenn ich doch nur -fünf Sterne geben könnte ... Mit Abstand das schlimmste Strassenverkehrsamt weit und breit!» Weiter lobt ein Nutzer die «kunden- und dienstleistungsorientierte» Arbeit. Ein anderer spricht von «Steinzeitprozessen» und einem ineffizienten «Staatsbetrieb».

Per Telefon 75 Minuten weniger Erreichbarkeit pro Tag

Nun hat das Thema Strassenverkehrsamt auch die Politik auf den Plan gerufen. Die drei Zuger SVP-Kantonsräte Gregor Bruhin, Adrian Risi und Philip Brunner reichten diese Woche eine Interpellation ein. Es geht um einen mutmasslichen Dienstleistungsabbau im Strassenverkehrsamt. Grund dafür seien Rückmeldungen aus der Bevölkerung, sagt Gregor Bruhin auf Anfrage.

«Über zehn Garagisten haben sich bei mir gemeldet und sich über das Strassenverkehrsamt beschwert», erzählt der Kantonsrat und Präsident der SVP Stadt Zug. Sie hätten ihm gesagt, dass in den vergangenen Jahren schleichend Leistungen abgebaut worden seien. Ein Exportschild erhalte man beispielsweise nur noch vormittags. Zudem gebe es Beschwerden über unfreundliche Mitarbeiter.

Am 4. August sei dann ein Schreiben des Amtsleiters versendet worden. «Die E-Mail hat das Fass zum Überlaufen gebracht», sagt Bruhin. In der Mail habe der Leiter erklärt, dass sich das Amt pro Tag nun 75 Minuten weniger telefonisch erreichen liesse. Denn an den Schaltern habe das Arbeitsvolumen zugenommen. Grund dafür sei, dass sich der Fahrzeugmarkt nach Corona und dem Beginn des Ukraine-Kriegs «fast» wieder normalisiert habe. Nun habe das Amt «personelle Engpässe».

SVP-Kantonsrat fordert ein Umdenken

Die Erklärungen des Leiters können Gregor Bruhin nicht überzeugen. «Wenn sich der Markt jetzt normalisiert, haben die Mitarbeiter des Amts während der Krisenzeiten wohl Minusstunden gemacht. In jedem normalen Geschäft wäre nun die Zeit, das mit Überstunden auszugleichen», sagt Gregor Bruhin. Stattdessen entscheide sich das Amt aber für einen Dienstleistungsabbau.

«Beim Strassenverkehrsamt arbeiten sicher nicht zu wenige Menschen.»

Gregor Bruhin, Zuger SVP-Kantonsrat

Auch persönlich hat der Kantonsrat laut eigenen Angaben schlechte Erfahrungen mit dem Amt gemacht. «Von den fünf Schaltern sind meistens nur zwei geöffnet, obwohl 20 Leute in der Schlange warten.» Dass die Warterei an personellen Engpässen liege, bezweifelt Bruhin. Das Strassenverkehrsamt habe letztes Jahr ein Plus von 2,8 Millionen Franken gemacht, bei einem Aufwand von 7,9 Millionen und Einnahmen von 10,7 Millionen. «Dort arbeiten sicher nicht zu wenige Menschen.»

Vielmehr müsse das Amt lernen, eine positive Dienstleistungskultur zu entwickeln. Beispielsweise könnten Mitarbeitende bei Engpässen aus dem Backoffice an den Schalter geschickt werden, so Bruhin.

Strassenverkehrsamt bezieht nächste Woche Stellung

Um einen Stein ins Rollen zu bringen, fordern die Unterzeichner der Interpellation von der Zuger Regierung jetzt Antworten. Sie wollen wissen, wie sich die Auslastung des Amts in den vergangenen Jahren verändert hat. Welche Dienstleistungen abgebaut wurden. Und wie der Kanton Kundenzufriedenheit auf dem Amt sicherstellt.

zentralplus wollte das Strassenverkehrsamt mit den Einzelvorwürfen konfrontieren und seine Sicht der Dinge in Erfahrung bringen. Das Strassenverkehrsamt ist der kantonalen Sicherheitsdirektion unterstellt. Deren Kommunikationsabteilung teilt auf Anfrage mit, die Fragen «persönlich und fundiert» vom Leiter des Strassenverkehrsamts beantworten zu lassen. Dieser sei aber derzeit nicht im Büro. Seine Antworten erhält zentralplus nächste Woche.

Anm. d. Red.: Die Aussage über das Budget des Strassenverkehrsamts wurde nachträglich mit den Einnahmen und dem Aufwand ergänzt. Entgegen der Ankündigung, hat zentralplus zudem keine Antworten vom Strassenverkehrsamt erhalten. Am Montag, 14. August, schreibt die Sicherheitsdirektion: «Wir bitten Sie um Verständnis dafür, dass wir vor der Veröffentlichung dieser Interpellationsantwort keine Fragen beantworten können, welche die Interpellation betreffen.» Den Vorstoss beantworten wird der Regierungsrat.

Verwendete Quellen
  • Interpellation der Zuger Kantonsräte Gregor R. Bruhin, Adrian Risi und Philip C. Brunner
  • Telefonat mit Gregor R. Bruhin
  • Schriftlicher Austausch mit der Kommunikationsabteilung der Zuger Sicherheitsdirektion
  • Geschäftsbericht 2022 des Kantons Zug
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