Luzerner Busse 20 Minuten zu spät

Bruchquartier lahmgelegt: Stau-Hotspot sorgt für neuen Ärger

Mit laufendem Motor stehen Fahrzeuge zehn Minuten an Ort und Stelle im Wohnquartier. (Bild: kok)

Auf der Klosterstrasse im Bruchquartier herrscht Stauchaos. Busse bleiben stecken. Und eine Baustelle Kilometer weit weg von hier macht die Sache noch schlimmer.

Tief hinein ins Wohnquartier stauen sich am Samstag die Fahrzeuge auf der Klosterstrasse. Einige SUVs, ein blauer Touristenzug mit Rädern, weiter hinten ein Bus der Linie 10. Es geht nicht schleichend voran, sondern gar nicht. Erst nach zehn Minuten setzen sich die vordersten Fahrzeuge in Bewegung. Doch weiter hinten drängen bereits die nächsten in die freien Lücken und füttern den Stau im Bruchquartier.

Tobias König ist Co-Präsident vom Quartierverein Säli Bruch Obergütsch und beobachtet das gleiche Verkehrschaos. Das Quartier leide seit Langem unter Schleichverkehr, da Autofahrer die Bruchstrasse als Ausweichstrecke für den Hirschengraben nutzen. Seit Kurzem habe sich die Situation verschärft.

Baustellen und Schleichverkehr verursachen das Verkehrschaos

Ein Grund: Von März 2024 bis Ende 2025 sperrt der Kanton das Ränggloch in Kriens wegen Bauarbeiten (zentralplus berichtete). Autofahrer müssen nun von Kriens nach Littau über die Stadt Luzern fahren. Einige nutzen das Wohnquartier als Schleichweg.

Messungen des Kantons hätten gezeigt, dass dadurch 20 Prozent mehr Verkehr in der Bruchstrasse landet, sagt Tobias König, der für den Quartierverein im Frühsommer bei der Stadt nachgefragt hat.

Zweitens finden seit April auf der Bruchstrasse Kanalarbeiten der EWL statt. Die Baustelle dauert noch bis Ende Jahr und ist zeitweise für den Verkehr geöffnet. Für Autofahrerinnen sei aber unklar wann, meint König. Viele lenken daher von der Bruchstrasse rechts in die Klosterstrasse, um auf den Hirschengraben zu gelangen.

In der Klosterstrasse staut es sich vor der Kreuzung zum Hirschengraben. (Bild: kok)

Dort kommt es in der Folge zu langen Staus. Denn die meisten Autofahrerinnen auf der Kantonsstrasse lassen keine Lücke, damit sich die Autofahrer aus der Klosterstrasse einfädeln können. Oft verlassen pro Grünlicht an der Ampel nur zwei oder drei Fahrzeuge die Seitenstrasse – während der Stau hinter ihnen wächst.

Jeder zweite Bus kommt über 15 Minuten zu spät

Besonders für Anwohnerinnen, die auf den Bus angewiesen sind, ist die Situation fatal. Denn auch der ÖV Richtung Obergütsch und in die Stadt ist nicht mehr zuverlässig. Busse der Linie 10 bleiben bei der Klosterstrasse im Stau stecken und kommen bis zu 20 Minuten zu spät, beobachtet der Quartierverein.

Die Verkehrsbetriebe Luzern bestätigen: «Unter der Woche verzeichnen wir auf der Linie 10 zwischen 16 und 19 Uhr in beide Richtungen auf beinahe der Hälfte aller Fahrten Verspätungen, teilweise liegen die Werte über 15 Minuten», so ein Sprecher. Auch der City-Train für Touristen – der durchs Bruchquartier fährt – rechnet vor Ort mit Wartezeiten, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt.

Stadt und Kanton sanieren gefährliche Kreuzung am Hirschengraben

Die Kreuzung Klosterstrasse/Hirschengraben ist nicht nur Stauverursacher – sondern auch «Unfallschwerpunkt». Nach einer Reihe von Verletzten haben sich Stadt und Kanton daher entschieden, die Kreuzung zu sanieren. Die Arbeiten sollen im Frühling 2025 beginnen (zentralplus berichtete).

Dann wird der Fussgängerstreifen verschoben, der Veloweg verbessert, die Klosterstrasse zur Einbahnstrasse und für Abbieger in Richtung Hirschengraben eine Ampel aufgestellt. Das Stauproblem wird sich dadurch voraussichtlich verbessern. Tobias König vom Quartierverein fürchtet allerdings bereits einen Folgeeffekt: «Man wird auf die Kasimir-Pfyffer-Strasse ausweichen, um auf die Bruchstrasse zu fahren.»

Im Bruchquartier kennt man solche Ausweicheffekte: Vor zehn Jahren hat die Stadt nach Gesprächen am runden Tisch Massnahmen gegen den Schleichverkehr ergriffen. Die Taubenhausstrasse wurde für den Durchgangsverkehr gesperrt und zwischen Kloster- und Kasimir-Pfyffer-Strasse die Bruchstrasse zur Einbahnstrasse gemacht.

Doch der Nutzen ist begrenzt: Das kurze Stück Einbahnstrasse lässt sich via Zähringerstrasse umfahren – und werde zu Stosszeiten missachtet, beobachtet der Quartierverein. Per Motion vom April fordert die städtische SP-Fraktion daher eine längere Einbahnstrasse oder andere Massnahmen gegen das Verkehrschaos (zentralplus berichtete).

Die Jungen Grünen wollen mehr. Sie fordern per Initiative, den Autoverkehr komplett aus dem Quartier zu verbannen, ebenso wie aus drei anderen Innenstadtquartieren. Noch bis April 2025 hat der Stadtrat Zeit, zu antworten (zentralplus berichtete). Und der Quartierverein? Wartet ab. «Derzeit wollen wir keine Ad-hoc-Massnahmen fordern. Die Situation ändert sich ständig», so König.

Verwendete Quellen
  • Motion der SP-Fraktion
  • Telefonat mit Tobias König vom Quartierverein
  • Mitteilung der Stadt zur Sanierung an der Kreuzung Klosterstrasse/Hirschengraben
  • Schriftlicher Austausch mit dem Unternehmen City Train Luzern AG
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Schriftlicher Austausch mit Marc Schwegler, Sprecher der VBL
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