Autobahnüberdachung: Hünenberg will ebenfalls mehr Platz
Die AutobahnA14 trennt Hünenberg quasi in zwei Teile. Kantonsrätin Eva Maurenbrecher will nun einen Abschnitt überdachen. Altendorf SZ hat das bereits getan – und positive Erfahrungen gemacht.
Drei Monate ist es her, seit der Mitte-Politiker Thomas Meierhans im Zuger Kantonsrat einen Vorstoss einreichte, mit dem die Überdachung eines Abschnitts der AutobahnA14 bei Steinhausen und Baar geprüft werden soll (zentralplus berichtete). «Mit der Überdeckung der Autobahn wird Land gewonnen, das auf beiden Seiten an bereits gebautes Siedlungsgebiet angrenzt», argumentierte er.
Das Vorhaben hat die Aufmerksamkeit von Eva Maurenbrecher geweckt. Die FDP-Kantonsrätin aus Hünenberg findet, auch die Autobahn bei Hünenberg soll ein Dach erhalten.
Sie hat zusammen mit drei weiteren bürgerlichen Kantonsräten aus Hünenberg soeben ein entsprechendes Postulat im Zuger Parlament eingereicht. Damit möchte sie erreichen, dass der Regierungsrat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt. «Wir wollen, dass die Grundlagen erarbeitet werden, damit wir wissen, ob ein solcher Bau überhaupt realistisch ist, was der Zeithorizont wäre und wie hoch die Kosten anfallen würden», erklärt Maurenbrecher auf Anfrage.
Überdachung soll mehr Bauland bringen und Natur fördern
Die Freisinnige nimmt einen rund einen Kilometer langen Abschnitt von Schlatt bis zur Kreuzung der Autobahn mit der Ober-Ehretstrasse ins Visier, der überdacht werden soll. Sie führt vier Argumente für einen solchen Bau ins Feld:
Heute werde das Siedlungsgebiet der Gemeinde durch die AutobahnA14 durchschnitten, sagt Maurenbrecher. Zudem fordere die Hünenberger Bevölkerung seit Jahrzehnten eine Überdachung. «Und seither hat der Verkehr nochmals deutlich zugenommen», sagt die Kantonsrätin. Sie verweist auf den Hünenberger Gemeinderat, der dieses Ziel ebenfalls verfolgt. Im aktuellen Richtplan schreibt dieser, dass sich die Gemeinde beim Kanton für die Überdeckung einsetze.
Thomas Anderegg, Vorsteher Bau und Planung der Gemeinde Hünenberg, bestätigt, dass es ein langfristiges Ziel sei, die Autobahn zu überdecken. «Das Raumplanungsgesetz schreibt vor, innerhalb der bestehenden Bauzonen die Siedlungsfläche zu verdichten. Und die sinnvollsten Verdichtungsmöglichkeiten bieten sich sicher dort, wo bereits etwas überbaut ist. Da wäre die Autobahn natürlich ein perfekter Ort.» Es sei ihm aber bewusst, dass eine der grossen Fragen sein werde, ob eine solche Überdachung finanziell überhaupt tragbar ist und wer dafür aufkommen würde.
Sogar Adolf Ogi fand: «Hier muss etwas geschehen»
Schweizweit gibt es mittlerweile diverse Überdachungen von Autobahnen. Das erste solche Projekt war dasjenige in Altendorf SZ. 1988 war gar Bundesrat Adolf Ogi zu Besuch am oberen Zürichsee, um sich die Idee zeigen zu lassen. «Hier muss etwas geschehen», sagte der SVP-Magistrat damals gemäss einem Bericht der «NZZ». Denn die Autobahn durchtrennte das Dorf, ausserdem nahm die Lärmbelästigung mit dem stärker werdenden Verkehr stetig zu.
2000 ging es dann mit dem Bau los, der 2002 abgeschlossen wurde. «Für unsere Gemeinde war dies ein Jahrhundertprojekt», sagt Altendorfs Gemeindeschreiber Roger Spieser heute rückblickend. «Die Überdachung ist für uns durchs Band positiv. Der Schnitt, den die Autobahn früher durch unser Dorf machte, wurde dadurch rückgängig gemacht.»
Altendorfs Autobahnüberdachung ist knapp 600 Meter lang und kostete 45 Millionen Franken. Heute stehen auf dem Abschnitt Wohnungen, welche die Suva gebaut hat, und ein Sportplatz.
In Schwamendingen entsteht ein Park über der Autobahn
Andernorts werden auch dieser Tage Autobahnüberdachungen in Angriff genommen. Ein Beispiel ist Kriens, wo im Zuge des Bypasses ein Autobahnabschnitt überdacht werden soll. In Schwamendingen ZH entsteht in den nächsten Jahren eine «Einhausung» der Autobahn. Es ist ein begrünter und begehbarer Freiraum geplant, der Überlandpark. Dieser soll rund 445 Millionen Franken kosten, wobei der Bund den Grossteil übernimmt.
So futuristisch wie in der obigen Abbildung würde die Überdachung in Hünenberg wohl nicht aussehen, da unter der Autobahn kein Bahntrassee durchführt. Aber für die Hünenbergerin Eva Maurenbrecher ist klar: «Eine Überdeckung der AutobahnA14 ist zukunftsweisend und würde viele Vorteile für die dicht besiedelten Talgemeinden des Kantons mit sich bringen.»
Matthias Stadler ist Redaktionsleiter von zentralplus und seit über zehn Jahren Journalist. Die meiste Zeit davon in Luzern und in der Zentralschweiz, während zwei Jahren auch als Ozeanien-Korrespondent.