Neue Fussgängerzone in Luzern?

An der Reuss werden Kellner fast überfahren

In den Sommermonaten heiss begehrt: Aussenplätze beim Restaurant Reussfähre. (Bild: zvg)

Die Sentimattstrasse in Luzern könnte eine gemütliche Quartierstrasse sein, mit Bänken und einem beliebten Restaurant. Wären da nicht die E-Bike-Fahrer, die durch die Idylle donnern.

Wenn die Sonne untergeht, gehen Luca und seine Kollegen ein gefährliches Spiel ein. Jedes Mal, wenn die Kellner des Restaurants Reussfähre in Luzern die vollen Teller auf die Aussenterrasse an der Reuss bringen, müssen sie die Sentimattstrasse überqueren. Autos fahren dort nicht – aber Velos. Schnelle Velos. E-Bikes. Mit bis zu 45 Kilometern pro Stunde.

«Hier hat es schon mehrere Male fast gekracht», sagt Luca zu zentralplus. Er selbst hat erst diesen Sommer in der Reussfähre angefangen. Seine Kollegen hätten ihm aber erzählt, das Problem mit den E-Bikes gebe es schon lange. Zwischen 16 und 22 Uhr sei es besonders gefährlich.

Mit dem Velo von Emmen in die Altstadt Luzern

Die Sentimattstrasse ist Teil der Veloachse von Emmenbrücke in die Stadt Luzern. Ab dem Seetalplatz in Emmen fahren Velofahrer zuerst entlang des Xylophonwegs, wo es bereits Beschwerden wegen zu schneller E-Bikes gegeben hat (zentralplus berichtete).

Der Xylophonweg ist für Fussgänger und Velofahrerinnen. (Bild: Carlo Tschopp)

Dann fahren die Velos über die Reussinsel und nach der St.-Karli-Brücke auf die Sentimattstrasse. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es reichlich Kollisionsgefahr. Neben dem erwähnten Restaurant gibt es einen Spielplatz und Aussensitzplätze für Bewohner des Quartiers. Besonders im Sommer herrscht reges Treiben.

Im Quartier kennt man die gefährliche Sentimattstrasse

Die Gefahr ist auch Julia Rettenmund bewusst. Sie leitet die Geschäftsstelle des Vereins Quartierentwicklung Babel (Basel-/Bernstrasse). Am Telefon sagt sie: «Der Veloverkehr an der Sentimattstrasse ist schon recht stark.» Dabei gebe es eine Möglichkeit zur Umfahrung.

Velos könnten an der St.-Karli-Brücke auf die parallele Dammstrasse ausweichen, die entlang der Zuglinie führt. Wenige hundert Meter weiter würden sie dann auf die abgeknickte Sentimattstrasse stossen und weiter auf den Sentimattweg, der erst unter der Autobahn durchführt und dann in die Luzerner Altstadt.

Doch obwohl es diesen Umweg gibt, nutzt ihn kaum jemand. Einem Grossstadtrat ist daher nun wohl der Kragen geplatzt. In einem Postulat von Ende August fordert Jules Gut (GLP), die Sentimattstrasse zur Fussgängerzone zu machen.

Lokalpolitiker drängt auf Fussgängerzone

«Die Zeit der kombinierten Fuss- und Velowege ist vorbei», schreibt der erfahrene Lokalpolitiker. Ein Miteinander von Fussgängern und Velofahrern sei schlicht nicht mehr möglich. Seit es schnelle E-Bikes gebe – das S-Pedelec fährt bis zu 45 Kilometer pro Stunde – sei es «fast schon lebensgefährlich» zur Pendlerzeit auf der Sentimattstrasse zu laufen.

Die von zentralplus angefragten Personen im Quartier begrüssen den Vorstoss. Auch wenn die offiziellen Unfallstatistiken die Gefährlichkeit nicht belegen können. Auf dem Geoportal des Bundes publiziert das Bundesamt für Strassen (Astra) eine Unfallkarte. Sie zeigt: Seit 2011 gab es vor Ort nur einen Velounfall mit Personenschaden. Das war im Jahr 2019.

Jules Gut bittet die Stadt trotzdem, die Sentimattstrasse auf dem Abschnitt zwischen Einmündung Sentiweg und Querung St.-Karli-Brücke für den Veloverkehr «klar und deutlich» zu sperren. Auch baulich. Velos sollen künftig nur noch via Dammstrasse verkehren.

Sein Vorstoss wird nun vom Stadtrat beantwortet. Am Ende wird das Luzerner Stadtparlament über eine mögliche neue Fussgängerzone entscheiden. Luca und die anderen Kellner des Restaurants Reussfähre würden sich mit Sicherheit über ein Veloverbot freuen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Luca, Kellner im Restaurant Reussfähre
  • Telefonat mit Julia Rettenmund, Geschäftsführerin der Quartierentwicklung Babel
  • Vorstoss von Jules Gut, Grossstadtrat (GLP)
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