Auch in Luzern ein Problem

«Scheissmoment»: SAC will Kot am Berg verhindern

Die Suche nach einem stillen Örtchen ist beim Wandern manchmal schwierig. (Bild: hch)

Der Schweizer Alpen-Club hat zusammen mit dem Verband Schweizer Wanderwege eine Kampagne lanciert. Mit dieser soll auf die Gefahren hingewiesen werden, wenn Wanderer den Weg als WC brauchen.

Appetitlich ist das Thema nicht gerade – und trotzdem muss darüber gesprochen werden. Denn offensichtlich scheint es ein gröberes Problem zu sein: Menschliche Ausscheidungen, die ihren Platz nicht in der WC-Schüssel finden, sondern auf und neben Wanderwegen.

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) hat zusammen mit dem Verband Schweizer Wanderwege nun eine Kampagne lanciert, welche erklärt, wie Wanderinnen dem Ruf der Natur richtig antworten. Die Aufklärungsoffensive heisst «Scheissmoment». Mit drei Videos machen die beiden Organisationen auf ihr Anliegen aufmerksam.

Denn: Schmutzige Nastücher am Wegrand schmälern nicht nur das Wandervergnügen. Unsachgemäss hinterlassene «Spuren» können auch der Natur schaden. zentralplus hat bei der SAC-Sektion Pilatus und beim Verband Luzerner Wanderwege nachgefragt, wie drückend das Problem ist.

Nicht nur das Abwischmaterial ist das Problem

Laut Kampagne brauchen herkömmliche Taschentücher in der freien Natur bis zu fünf Jahre, bis sie zersetzt sind. Und Schadstoffe oder Rückstände von Arzneimitteln in den Ausscheidungen könnten Böden und auch Gewässer verunreinigen.

«Jede Spur ist eine zu viel.»

Andreas von Deschwanden, Leiter der Geschäftsstelle der SAC-Sektion Pilatus

Entsprechend sagt Andreas von Deschwanden, Leiter der Geschäftsstelle des SAC Pilatus: «Vielen ist nicht bewusst, dass die Natur ein hochsensibles Ökosystem ist. Jede Spur ist eine zu viel.» Er hält aber auch fest, dass die lokale Luzerner Sektion in ihrer Region wenige solche Hinterlassenschaften sehe.

Luzerner Organisationen sehen den Handlungsbedarf

Von der Sinnhaftigkeit der Kampagne ist von Deschwanden trotzdem überzeugt. «Die Sensibilität für die Natur geht vermehrt verloren. Dies betrifft auch die Notdurft», sagt er. Andreas Lehmann, Geschäftsleiter des Verbands Luzerner Wanderwege, glaubt ebenfalls, dass die Kampagne ein wichtiges Thema aufgreift.

Wie Lehmann ausführt, gebe es an sogenannten Hotspots wie Aussichtspunkten oder Picknickplätzen durchaus einige Spuren, die nicht dort hingehörten. Er berichtet im Übrigen von Meldungen aus der Landwirtschaft, dass abgelegene Ställe oder Hütten oft als stilles Örtchen missbraucht würden. «Das kann eine schlechte Stimmung erzeugen und ist zu vermeiden», sagt Lehmann.

«Der weitaus grösste Teil der Wandernden verhält sich korrekt und hält sich an die Benimmregeln.»

Andreas Lehmann, Geschäftsleiter des Verbands Luzerner Wanderwege

Während von Deschwanden einen allgemeinen Rückgang an Respekt gegenüber der Natur quitiert, nimmt Lehmann die Situation dennoch anders wahr. «Der weitaus grösste Teil der Wandernden verhält sich korrekt und hält sich an die Benimmregeln», sagt Lehmann.

Weitere Tipps und Tricks von Pro Natura

Die Naturschutzorganisation Pro Natura hat auf ihrer Website ebenfalls eine Anleitung, wie Wanderer ihre Notdurft sachgerecht entsorgen können. Pro Natura gibt darin noch Zusatztipps für jene, die ganz auf Taschentücher oder Toilettenpapier verzichten wollen.

Erste Möglichkeit: grosse weiche Blätter. Zweite Möglichkeit: Ein mobiles Bidet. Gemäss Pro Natura kann eine Pet-Flasche mit einem kleinen Loch im Deckel dazu zweckentfremdet werden. Und die dritte Möglichkeit für das kleine Geschäft: ein sogenannter Peerag – ein Stofftuch. Zur ganzen Anleitung geht es hier.

Das korrekte Defäkieren während des Wanderns

Doch wie sieht nun das richtige Entleeren des Darms während des Wanderns aus? Zunächst, erklären die beiden Organisationen in einer Medienmitteilung zur Kampagne, ist ein geeigneter Platz abseits des Wegs zu suchen. Der Wanderer solle sich dabei aber vor Steilhängen und anderen Gefahren, die abseits der Pfade lauern, in Acht nehmen.

Ist ein passendes Örtchen gefunden, gelte es, mit einem Stein ein Loch zu graben. Dort hinein kommt, was raus muss. Nach getaner Erleichterung sei das Loch zu verschütten und allfälliges Abwischmaterial wieder mitzunehmen. SAC und Wanderweg-Verband warnen davor, gebrauchte Nastücher zu verbrennen – Waldbrandgefahr.

Im Übrigen, so die Kampagne, liessen es kluge Wanderer gar nicht erst zur Notsituation kommen. Am besten gingen Wanderinnen vor dem Abmarsch nochmals aufs WC oder benützten die Sanitäranlagen bei Seilbahnen, Berghütten, oder Restaurants. Damit es eben nicht zu einem «Scheissmoment» kommt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas von Deschwanden, Leiter der Geschäftsstelle der SAC-Sektion Pilatus
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Lehmann, Geschäftsleiter des Verbands Luzerner Wanderwege
  • Kampagne und Medienmitteilung von SAC und dem Verband Schweizer Wanderwege
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