So klimaschädlich sind Gemeinden

Romooser stossen fünfmal so viel CO2 aus wie Horwer

Die Industrie ist nur eine von vielen Treibhausgasproduzenten. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Neue Daten zeigen, wie der Treibhausgasausstoss in den einzelnen Luzerner Gemeinden aussieht. Die Übersicht liefert überraschende Ergebnisse.

Wie sich der Kanton Luzern auf seinem Weg zu «Netto-Null-2050» (zentralplus berichtete) schlägt, lässt sich neu online nachverfolgen. Der Kanton hat ein Klima- und Energiedashboard mit den neusten Daten aufgeschaltet.

Insgesamt zeige sich ein positives Bild, schreibt der Kanton in der dazugehörigen Mitteilung. Die Bemühungen, den CO₂-Ausstoss zu reduzieren, seien auf Kurs.

Doch: Die Treibhausgasreduktion stockt. Die Emissionen sind zwischen 2018 und 2022 nur leicht gesunken. Zwar sei durch den Wechsel auf klimafreundlichere Heizsysteme im Gebäudesektor eine Reduktion zu sehen. Jedoch würden in den anderen Sektoren – Landwirtschaft, Verkehr und Abfallbewirtschaftung – die Emissionen stagnieren.

Besonders spannend ist aber eine andere Übersicht auf dem Dashboard. Eine Karte zeigt, wie hoch die Pro-Kopf-Emissionen in den Luzerner Gemeinden sind. Was überrascht: Die Werte gehen dabei massiv auseinander. Während in Adligenswil durchschnittlich 2,38 Tonnen CO₂ pro Jahr und Einwohner ausgestossen wird, liegt der Wert für Romoos bei 15,82 Tonnen. Spitzenreiterinnen sind ausserdem Luthern, Eich, Ufhusen und Flühli. Alle weisen Werte von über 12 Tonnen pro Kopf auf.

Am anderen Ende der Liste stehen neben Adligenswil, Wauwil (2,28), Gisikon, (2,44) und Meggen (2,46). Ebenfalls einen Wert von unter 3,5 Tonnen pro Kopf weisen die grossen Gemeinden Luzern, Horw, Kriens und Emmen auf.

Stadt-Land-Graben?

Vom Augenschein her zeigt sich ein Stadt-Land-Graben. Doch wie kann das sein? Leben die Menschen in den Gemeinden mit den höchsten Werten so umweltschädlich? Und die Wauwiler fliegen nicht und nehmen nur das Fahrrad? Nein, so einfach ist es nicht, erklärt Klimaspezialistin Ronja Bohnenblust, angestellt beim Kanton Luzern. Die Werte würden nicht den CO₂-Fussabdruck des Einzelnen zeigen, sondern die Emissionen, die auf dem Gemeindegebiet ausgestossen werden.

Das heisst: Die Werte errechnen sich aus den Emissionen der Gebäude, dem Verkehr, der Landwirtschaft, dem Abfall und der Industrie (ohne Grossverbraucher). Das gesamte CO₂, das auf der Gemeindefläche pro Jahr entsteht, wird dann auf die Anzahl der Einwohner hinuntergerechnet.

In Romoos entstammen beispielsweise rund 90 Prozent der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft. Im Jahr 2022 waren es über 9000 Tonnen. In Horw hingegen produzierte die Landwirtschaft im selben Jahr rund 2300 Tonnen CO₂. Gleichzeitig wird dieser Wert für Horw dann noch auf deutlich mehr Einwohner heruntergerechnet – im Vergleich zum einwohnerschwachen Romoos. Der hohe Wert der Romooser hat also nichts mit dem klimafreundlichen oder -unfreundlichen Verhalten der Einwohner selber zu tun, sagt Bohnenblust.

Wer lebt umweltfreundlicher?

Auch lassen die Werte keinen Rückschluss darauf zu, wie die Gemeinden die Klimastrategie umsetzen, ergänzt die Klimaspezialistin. Kleinere Gemeinden hätten tendenziell höhere Emissionen pro Kopf.

Laut Bohnenblust sei die Frage, ob die Menschen in der Stadt oder auf dem Land klimafreundlicher leben, nicht klar zu beantworten. Häufig lebten die Städter in kleineren Wohnungen und hätten seltener ein eigenes Auto. Gleichzeitig werde auf dem Land öfter mit erneuerbarer Energie geheizt.

Verwendete Quellen
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