Luzerner Naturfotograf

Roman Willi zeigt die Tierwelt, wie du sie noch nie gesehen hast

Roman Willi und seine «Gang»: Der 30-Jährige liebt die Tierwelt – hier im Bild eine Kamerfallen-Collage aus Costa-Rica. (Bild: Roman Willi)

Roman Willi aus Emmenbrücke fotografiert Tiere mit seiner Kamera mit Makroobjektiv, die kaum jemand so vor die Linse kriegt. Wie es zu diesen Aufnahmen kam und was sein Antrieb ist, zeigt der 30-Jährige ab Ende September in seiner Ausstellung in Emmenbrücke.

Schauplatz Luzerner Allmend, es ist 30 Grad heiss: Roman Willi hat seinen Rucksack gefüllt mit Stativen, Kameras und Objektiven. Keine fünf Minuten später steht er im Moor. Er ist auf der Suche nach einem geeigneten Insekt, das er vor die Linse bringen möchte. Und findet es in einer Zwergzikade, ein Schilf umschlingend, wieder. Mit blossem Auge ist das Tier nur schwer erkennbar. Man merkt sofort, wie geschult das Auge des 30-Jährigen sein muss.

Angefangen hat diese Leidenschaft bereits früh in seiner Kindheit. Immer wieder durfte er mit der Fotokamera seines Vaters auf Ausflügen Bilder machen. Bis er sich schliesslich im Jahr 2016 dazu entschloss, diese Leidenschaft im Bachelorstudiengang Multimedia Production weiter zu professionalisieren. Willi versucht stets, besser zu werden. Er selbst sagt dazu, dass er einen Hang zum Perfektionismus habe. Was man auch an der Entwicklung seiner Bilder erkennt.

Die Schönheit jener Tiere, die oft übersehen werden

Seine Welt ist bis heute die Welt der Tiere. Amphibien, Insekten, Spinnen, Säugetiere, Reptilien. Willi versucht, sie in allen Regionen der Welt vor die Kamera zu kriegen. Vor sieben Jahren hat er sich auf die Wildtierfotografie spezialisiert. Heisst: Er versucht die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung bildlich festzuhalten.

Unzählige Stunden hat er in der Natur verbracht. «Von majestätischen Raubtieren bis hin zu winzigen Insekten und Spinnen – für mich hat jedes Lebewesen seine eigene Geschichte zu erzählen», so Willi.

Sein Ziel ist es, mit Hilfe von Teleobjektiven, Ultramakroobjektiven oder Kamerafallen beispielsweise eine Spinne derart detailliert wie möglich zu fotografieren, dass der Mensch eine Spinne beim nächsten Mal, anstatt sie zu töten, in ihren natürlichen Lebensraum zurückbringt. Er möchte die Faszination und die Schönheit der oftmals übersehenen kleinen Tiere den Menschen näherbringen.

Fotografien von Roman Willi:

Speispinnen bei der Paarung festgehalten

Seit 2021 dreht Willi auch Dokumentarfilme, weil es schwierig ist, mit Fotos alleine als Schweizer Naturfotograf Geld zu verdienen. Derzeit ist er an einem Dokumentarfilm über Schornsteinwespen.

Beginnt man als Wildtierfotograf neu, muss man sich – wie in anderen Branchen ebenfalls üblich – zuerst einen Namen machen. Das macht man am besten, indem man sich ein Netzwerk aufbaut. «Vor allem am Anfang ist es wichtig, möglichst viel Zeit, aber auch Eigenkapital einzusetzen und an möglichst vielen Wettbewerben und Filmfestivals teilzunehmen», sagt Willi.

Mit zwei Speispinnen, deren Paarung er mit seiner Kamera festhalten konnte, gelang ihm dies im Jahr 2022. Aus fast 39’000 Fotos aus über 93 Ländern wurde sein Bild zu einem der 100 besten ausgezeichnet. Für Willi war es bereits das zweite Mal, dass eines seiner Bilder als «highly commended» bei «Wildlife Photographer Of The Year» prämiert wurde.

+++ NICHT MEHR VERWENDEN +++
Speispinnen bei der Paarung (Schweiz). (Bild: Roman Willi)

Solche Bilder wie jenes der Speispinnen in den Kasten zu bekommen, ist nicht immer einfach. Das zeigen auch die Erfahrungen zu Willis Dreharbeiten zum kürzlich fertiggestellten Dokumentarfilm «KALU – Growing Up Wild», der momentan an Filmfestivals auf der ganzen Welt gezeigt wird und bereits einige Preise gewonnen hat. In Zusammenarbeit mit der BioSur Foundation Costa Rica dokumentiert Willi darin die Welt der Klammeraffen. Dafür ist Willi über drei Monate in den tropischen Regenwald von Costa Rica gereist. Eine seiner Lieblingsdestinationen, wenn es um Wildtierfotografie geht. Und zwar aus mehreren Gründen.

Foto-Ausstellung in Emmenbrücke

Ab dem 30. September bis am 29. Oktober zeigt Roman Willi in Emmenbrücke in einer Ausstellung im AKKU zahlreiche Naturbilder. Auch Schulklassen können an Führungen teilnehmen. Ziel ist es, den Menschen eine andere Sichtweise auf die Tiere zu zeigen, die sie bisher so noch nie gesehen haben.

Costa Rica als Wildtierfotografie-Mekka

Auf der Insel in Borneo fotografiert sein grosses Vorbild Chien C. Lee. Er verfolgt eine ähnliche Strategie, wenn es um Naturfotografien geht. In seinen Expeditionen geht er in abgelegene Gebiete im Regenwald und versucht, dort die Tiere von einer Seite zu zeigen, die bisher unbekannt ist. Das hat sich auch Willi zum Ziel gesetzt. Durch die Fotografie und das Filmen möchte er In Zusammenarbeit mit NGOs den Menschen die Biodiversität zeigen, die in diesen Gebieten vorkommt und gleichzeitig einen Beitrag zum Naturschutz leisten.

Gleichzeitig ist Costa Rica für Willi auch ein Ort der Artenvielfalt. «An keinem anderen Ort der Welt kriegst du als Fotograf mehr Möglichkeiten, die Tiere zu fotografieren.» Dafür setzt der Luzerner auch Kamerafallen ein. Über mehrere Wochen bis Monate werden diese an einem spezifischen Ort versteckt, in der Hoffnung, ein Foto zu schiessen, dass ein seltenes Tier oder eine spezielle Lebenssituation zeigt. Viele Tiere sind nachtaktiv. Kamerafallen sind deswegen eine gute Methode, diese abzulichten. Das Ganze benötigt aber viel Fingerspitzengefühl, eine gute Intuition und Fachwissen.

«Ich muss nicht nur die Tierart kennen, sondern auch die Aktivität und das Verhalten.»

«Ich muss nicht nur die Tierart kennen, sondern auch die Aktivität und das Verhalten.» Kamerafallen werden nicht einfach willkürlich aufgestellt. Vorher werden geeignete Orte mit Wildkameras auf Aktivitäten überprüft. Ob es auch schon vorgekommen sein, dass Willi kein einziges Foto aus diesen Kamera Fallen erhalten haben? «Zecken, Mückenstiche, Schweiss und Dreck gehören zum Geschäft dazu.» Wesentlich schwieriger sei es dann aber, mit der Enttäuschung, über Monate kein gutes Bild geschossen zu haben, umzugehen. Aber das gehöre bei der Kamerafallenfotografie dazu.

Das sind Willis Zukunftsträume

Aber es gibt immer wieder Momente des Glücks. Willi erzählt, wie er in der Schweiz einen Fuchs auf einem Ziegelhaufen mithilfe einer Kamerafalle fotografieren konnte. «Das war ein ganz besonderer Moment, weil ich meiner Intuition vertraut und die Kamera dort hingestellt habe, wo ich dachte, dass der Fuchs vermutlich durchlaufen würde.» Entstanden ist eines seiner Lieblingsbilder:

+++ NICHT MEHR VERWENDEN +++
Rotfuchs (Schweiz). (Bild: Roman Willi)

Und was möchte er künftig gerne vor die Linse kriegen? «Das Zusammenleben von Tieren und Menschen in urbanen Zonen und wie sich die Tiere an dieses Zusammenleben angepasst haben, möchte ich gerne in einem Fotoprojekt über längere Zeit festhalten», sagt Willi. Bis es aber so weit ist, macht er nochmals einen Abstecher nach Costa Rica, um einen weiteren Kurzfilm für eine NGO zu drehen.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Roman Willi
  • Website von Roman Willi
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