Das sagt der Gemeinderat

Nach Hangrutschen in Vitznau: «Gefahr im Dorf ist latent»

Gemeinderat Erich Waldis über den Stand der Dinge in Vitznau. (Bild: Hintergrund: Stützpunkt Feuerwehr Küssnacht; Kreis: Gemeinde Vitznau)

Die Sicherheitsarbeiten am Hang oberhalb von Vitznau entfalten langsam ihre Wirkung. Normalität ist in die Gemeinde in der Gefahrenzone aber noch nicht eingekehrt.

Die Nachrichten aus Vitznau haben in den letzten Monaten mehrmals aufhorchen lassen. Im Juni ereigneten sich in der Luzerner Gemeinde am Vierwaldstättersee mehrere Hangrutsche. Grosse Niederschläge liessen das Erdreich in Bewegung geraten – das Dorf war in akuter Gefahr, Familien mussten ihre Bauernhöfe verlassen (zentralplus berichtete). Und auf die ersten Murgänge folgte letzten Monat ein weiterer (zentralplus berichtete).

zentralplus hat bei Erich Waldis, Gemeinderat von Vitznau, nachgefragt, wie die Stimmung im Dorf ist, wann die Arbeiten im Rutschhang voraussichtlich zu Ende gehen und wie es um die Familie steht, die noch nicht auf ihren Hof zurückkehren darf. Es zeigt sich: Die Bevölkerung ist guter Dinge, der Gemeinderat sitzt aber weiterhin auf Nadeln.

Neue Dämme und Gräben schaffen erste Abhilfe

«Die Entwässerungsgräben im Rutschhang sind fast fertig», erzählt Waldis. «Wir rechnen damit, dass wir die Arbeiten dort Ende September beenden können.» Die Abweisdämme oberhalb der Liegenschaften Oberberg und Eselberg seien zudem bereits fertig. Zwei Familien konnten Ende Juli zurück in ihre Häuser (zentralplus berichtete).

Das Dorf hat derweil noch keine neuen baulichen Sicherheitsmassnahmen erhalten. Der Kanton sei diesbezüglich in Abklärungen mit Geologen und Ingenieuren, sagt Waldis. Nächsten Frühling sollen die Bauarbeiten für einen zweiten Geschiebesammler beginnen.

Alle Gefahr ist nicht gebannt

Diesen Schutzbau wird es wohl auch brauchen. «Die Gefahr im Dorf ist latent», sagt Waldis. Und: «Gerade jetzt in den Sommermonaten sitzen wir wegen möglichen Gewittern wie in Brienz konstant auf Nadeln.»

«Der Hang ist noch stark durchnässt und es kann schnell wieder etwas geschehen.»

Erich Waldis, Gemeinderat von Vitznau

Die Stimmung in der Bevölkerung sei derweil gut, führt der Gemeinderat aus. Viele könnten aber nicht nachvollziehen, dass nach wie vor viele Wege, Grill- und Spielplätze entlang des Altdorfbachs gesperrt seien. «Für uns als Gemeinde geht hier der Personenschutz vor. Der Hang ist noch stark durchnässt und es kann schnell wieder etwas geschehen», erklärt Waldis.

Wie die Gemeinde letzte Woche auf ihrer Website bekannt gemacht hat, haben die jüngsten Gewitter zu keiner zusätzlichen Bewegung im Rutschgebiet geführt. Die angelegten Entwässerungsgräben tragen damit erste Früchte. Das sommerliche Wetter habe es überdies zur Folge gehabt, dass die Landmasse zumindest oberflächlich etwas trocknen konnte.

Gute Nachrichten für Wanderer

Die Murgänge bedingten, dass diverse Wanderwege im betroffenen Gebiet gesperrt werden mussten. Diesbezüglich gibt es jedoch eine erfreuliche Meldung: Dank eines Provisoriums ist es wieder möglich, von den Hinterbergen in Richtung Rigi Scheidegg zu wandern.

Der Ersatzwanderweg hinauf zur Alp Glättli über die Matt ist wichtig, erklärt Waldis. «Leute, die den Seewanderweg entlang gehen, gelangen dank des Provisoriums wieder hinab zum Bergrestaurant Hinterbergen.» Dieses konnte vor wenigen Tagen seine Türen öffnen.

Der Rutschhang steht unter strikter Beobachtung

Kein freies Durchkommen bleibt bei der Wanderwegquerung Eselberg. Nur in Begleitung durch die Wachen vor Ort und ausserhalb der Arbeitszeiten ist es Ausflüglern gestattet, die dortige Passage zu bestreiten. Dies vor allem, weil im Hang noch schwere Maschinen am Werk seien, erklärt Waldis. Wenn die Arbeiten im September voraussichtlich fertig sind, werde die Querung freigegeben.

Vitznau: Ein Dorf zwischen Vierwaldstättersee und steilen Hängen

Wachen und automatische Messstellen kontrollieren das instabile Erdreich oberhalb von Vitznau. Die Beobachtung ist engmaschig: Rund um die Uhr messen sie die Bewegung im Hang und die Niederschlagsmengen. Sie bleiben bestehen, bis das Dorf durch bauliche Massnahmen langfristig geschützt ist.

Ein Hof harrt seinem Schicksal

Die Zukunft des Bauernhofs «Bärgli» ist im Übrigen noch nicht geklärt. Die Familie, die von dort evakuiert wurde, kann noch nicht in ihr Zuhause zurückziehen. Es liefen intensive Abklärungen wischen dem Kanton, den Experten und der Gemeinde, sagt Waldis.

«Was den Hof ‹Bärgli› angeht, gibt es noch viele offene Fragen.»

Erich Waldis, Gemeinderat von Vitznau

Am Tag könne die Familie ins Haus und die Stallarbeiten verrichten, erzählt Gemeinderat. Das Übernachten auf der Liegenschaft bleibe aber auf unbestimmte Zeit verboten. «Was den Hof ‹Bärgli› angeht, gibt es noch viele offene Fragen», sagt Waldis. Zum Stand der Abklärungen will er sich aus Rücksicht vor der betreffenden Familie nicht äussern.

Alle zwei Wochen informiert die Gemeinde

Am Donnerstag gibt die Gemeinde auf ihrer Website die nächste Mitteilung heraus, um über die neusten Entwicklungen rund um den Hang im Gebiet Hinterbergen und Gassrübi zu informieren. Alle zwei Wochen gibt sie dort die Fortschritte der Arbeiten bekannt.

Die Ausführungen des Gemeinderats zeigen: In Vitznau ist noch lange nicht alles so wie gewohnt. Ziehen sich die Wolken über dem Vierwaldstättersee zusammen, treten im Dorf unterhalb des Hangrutsches die Sorgenfalten hervor.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Erich Waldis, Gemeinderat von Vitznau
  • Website der Gemeinde Vitznau
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