![](https://image.zentralplus.ch/unsafe/1200x675/filters:quality(75):focal(1280x854:1281x855)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2024/07/AdobeStock_326133462-scaled.jpeg)
Der Japankäfer nagt sich momentan durch Basler und Zürcher Rasenplätze. In Luzern und Zug sind die Behörden auf der Hut.
Er ist klein, eingeschleppt und hat einen unstillbaren Appetit. Die Rede ist vom Japankäfer. Er hält Basler und Zürcher zurzeit ordentlich auf Trab. Die dortigen Behörden haben einschneidende Massnahmen getroffen, um die weitere Verbreitung des schimmernden Krabblers zu unterbinden. Zu Fürchten lernt der gefrässige Käfer dabei nicht nur Landwirte und Hobbygärtnerinnen, sondern auch Fussballer.
Mehrere Trainingsplätze des FC Basel sind gesperrt. Auch der FC Kloten kann momentan nicht trainieren, weil sich das Insekt auf dessen Rasenfeldern eingenistet hat. Kloterinnen und Baslern ist es bis auf Weiteres verboten, Kompost oder Bodenmaterial aus den betroffenen Gebieten hinauszutragen. Und in beiden Städten dürfen Rasenflächen nicht mehr bewässert werden.
Würde sich der Japankäfer in der Schweiz flächendeckend etablieren, rechnet der Bund in der Landwirtschaft mit Schadenskosten von mehreren Hundert Millionen Franken. Und wenn sich der Krabbler einmal in einem neuen Gebiet verbreitet hat, ist er kaum mehr loszuwerden. zentralplus hat in Luzern und Zug nachgefragt, ob der Käfer sich auch hier breitmache und ob bereits Alarmstufe Rot herrsche.
Kanton Luzern rechnet mit Befall
Die Antwort: alarmiert ja, aber noch nicht Alarmstufe Rot. Die Luzerner Behörden hätten im ganzen Kanton Fallen aufgestellt, um eine Einwanderung des Käfers so früh wie möglich zu bemerken, erklärt Mario Kurmann, Leiter des kantonalen Pflanzenschutzdienstes auf Anfrage. «Je früher der Käfer erkannt wird, desto grösser sind die Chancen für eine erfolgreiche Bekämpfung.»
Mario Kurmann, Leiter des kantonalen Luzerner Pflanzenschutzdienstes«Es ist sehr wahrscheinlich, dass früher oder später auch ein erster Japankäfer in einer Falle im Kanton Luzern zu finden ist.»
Bis jetzt hat der Pflanzenschutzdienst noch keinen Japankäfer in Luzern gefunden. Dass die Massnahmen von Basel und Kloten bei einer Käfersichtung auch in Luzern zum Tragen kämen, wäre möglich – aber ist nicht gesagt. Regionale Gegebenheiten könnten bedingen, dass andere Massnahmen eingeleitet würden, sagt Kurmann. Und die Massnahmen bestimme letzten Endes der Bund.
![](https://image.zentralplus.ch/unsafe/1200x0/filters:quality(75):focal(50x50:51x51)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2024/07/karte-japankaefer.jpg)
Kurmann ist in Hinsicht auf die weitere Verbreitung des geflügelten Vielfrasses wenig optimistisch. Sowohl der Klimawandel als auch die zunehmende Globalisierung begünstigen eine Ausbreitung des Insekts. Kurmann sagt: «Es ist sehr wahrscheinlich, dass früher oder später auch ein erster Japankäfer in einer Falle im Kanton Luzern zu finden ist.»
Zuger Pflanzenschutz agiert ähnlich
Wie der Pflanzenschutzdienst von Luzern würde dessen Zuger Pendant ebenso die Augen nach Japankäfern offen halten. Dies bestätigt Raphael Vogel, Leiter des kantonalen Zuger Pflanzenschutzdienstes. Aber auch in Zug habe es noch kein Käfer in eine der zahlreichen Lockfallen geschafft.
Vereinzelt seien dem Dienst Sichtungen gemeldet worden, bei diesen Käfern habe es sich aber um verwandte einheimische Arten gehandelt, sagt Vogel. Der Leiter des Zuger Pflanzenschutzdienstes sieht wie sein Luzerner Kollege ein «gewisses Risiko», dass sich das nimmersatte Tierchen nach Zug durchschlägt.
Um dem entgegenzuwirken, überwacht Zug die wahrscheinlichsten Einschlepprouten wie viel befahrene Strassen. Vogel hofft letztlich auf die Mithilfe aus der Bevölkerung. Wer einen Japankäfer sehe, solle dies dem Dienst melden, betont er. «In diesem Fall ist ein gut erkennbares Foto oder noch besser ein eingefangenes Exemplar nötig.»
Die Grashalme auf der Allmend stehen unter Beobachtung
Für die Rasenplätze auf der Luzerner Allmend ist Stadtgrün Luzern verantwortlich. Cornel Suter, Leiter von Stadtgrün, weiss um die Gefahr, die von Japankäfern ausgeht. «Seit einigen Monaten kontrollieren wir unsere Spielfelder intensiver», erklärt er. Bis heute hätten sie keinen Befall festgestellt.
Cornel Suter, Leiter Stadtgrün Luzern«Vorbeugend kann man leider nicht viel machen.»
Würde es der Japankäfer auf die Plätze des FCL schaffen, würden die Platzwärter die gleichen Massnahmen ergreifen wie andere betroffene Städte, führt Suter aus. Das heisst: Spielfeder umpflügen, abfräsen und mit Planen bedecken, sodass nicht nur der ausgewachsene Käfer, sondern auch seine Larven im Untergrund getilgt werden.
Überdies befinde sich Stadtgrün Luzern in regelmässigem Austausch mit anderen Städten und Gemeinden. Mehrere nationale Sportrasenspezialisten und Firmen seien im Telefon von Stadtgrün auf der Kurzwahl. «Vorbeugend kann man leider nicht viel machen», erklärt Suter.
Der FC Luzern will nicht spekulieren
In Kloten befiel der Japankäfer bereits vergangenes Jahr die Rasenplätze und verunmöglichte einen regulären Trainingsbetrieb. Statt auf sechs konnten die Teams des FC Kloten bis im Herbst nur auf einem Feld, dem Kunstrasen, trainieren und spielen. Dies hätte zu einem fatalen Loch in der Vereinskasse geführt, wie «20 Minuten» berichtete.
Was für Folgen es für den FC Luzern haben könnte, wenn dessen Trainings- und Spielfelder plötzlich merklich dezidiert wären, will der Verein nicht kommentieren. Markus Krienbühl, Mediensprecher des FCL, sagt: «Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass Flächen gesperrt werden müssen.»
Kriens ist gelassen
Beim SC Kriens sind die Sorgen wegen des Japankäfers ebenfalls klein – aber aus anderen Gründen. «Die Situation ist für den SC Kriens insofern nicht ganz so bedrohlich, weil im Stadion Kleinfeld drei Felder aus Kunstrasen bestehen», erklärt Thomas Tobler, Mediensprecher des SC Kriens.
Nur ein Feld des SC Kriens ist ein Naturrasen. Fände der Japankäfer seinen Weg dorthin, wäre es für den Sportclub vor allem eine organisatorische Herausforderung, führt Tobler aus, weil dann die Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt wären.
- Schriftlicher Austausch mit Mario Kurmann, Leiter des kantonalen Luzerner Pflanzenschutzdienstes
- Schriftlicher Austausch mit Raphael Vogel, Leiter des kantonalen Zuger Pflanzenschutzdienstes
- Schriftlicher Austausch mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
- Schriftlicher Austausch mit Thomas Tobler, Mediensprecher des SC Kriens
- Infoblatt des Bundes
- Artikel von «SRF»
- Artikel von «20 Minuten»