Nach Stand-up-Paddling

Diese neue Trendsportart besorgt Tierschützer noch mehr

Zur Rücksichtsnahme aufgerufen: Stand-up-Paddler und andere Seebenützer. (Bild: RealKina / Unsplash)

Nun, wo es wärmer wird, warnen die Zentralschweizer Polizeien vor den Gefahren des Stand-Up-Paddlens für die Sportlerinnen selbst sowie für die Flora und Fauna. Tierschützern macht aber noch eine andere, neue Trendsportart Sorgen.

«Etliche Benutzende kennen die geltenden Vorschriften nicht und sind sich der damit einhergehenden Gefahren auf dem See sowie auf den Fliessgewässern nicht bewusst»: So schreiben es die Zentralschweizer Polizeikorps in einer gemeinsamen Mitteilung.

Gemeint sind die Benutzer von Stand-Up-Paddles. Seit einigen Jahren sind sie nicht mehr von den Seen wegzudenken, wie sie mit langsamen Schlägen über das Wasser gleiten.

So friedlich das aussehen mag, birgt der Trendsport doch auch Gefahren, wie die Polizeien schreiben. Sie haben daher eine Präventionskampagne gestartet.

Polizei verteilt Etiketten

In Zusammenarbeit mit den Gemeinden sowie mit Camping- und Badi-Betreibern werde die Polizei während den Sommermonaten mittels Hinweisplakaten entlang der Gewässer auf die geltenden Vorschriften hinweisen. Punktuell würden die Polizisten die Stand-Up-Paddler im direkten Gespräch sensibilisieren und Giveaways wie Beschriftungsetiketten abgeben, heisst es in der Mitteilung.

Solche Beschriftungsetiketten will die Polizei abgeben. (Bild: zvg)

Mit der Kampagne ruft die Polizei etwa dazu auf, sein Paddle-Board zu beschriften, keinen Alkohol vor einer Tour zu trinken oder die geltenden Abstände zum Ufer und zu Schutzzonen einzuhalten.

Gerade Letzteres ist für Naturschützer besonders wichtig. Stand-Up-Paddles können die Flora und Fauna nämlich massiv stören (zentralplus berichtete), besonders Wasservögel. Immer wieder rufen verschiedene Naturschutzverbände daher dazu auf, beim Stand-Up-Paddlen auf die Tiere Rücksicht zu nehmen.

Diese Sportart macht den Naturverbänden noch mehr Sorgen

Mittlerweile ist allerdings eine neue Wassersportart auf dem Vormarsch, die den Verbänden noch mehr Sorgen macht: Pump-Foils.

Wer sich vorstellt, wie ein Stand-Up-Paddle aussieht, welches täglich zwei Protein-Shakes herunterwürgt, in der Mittagspause 10 Kilometer rennen geht und mit Vorliebe Anglizismen wie «rumspeeden» verwendet, erblickt vor seinem inneren Auge in etwa das, was unter einem Pump-Foil bekannt ist.

Mit einem solchen Foil lässt es sich bei hoher Geschwindigkeit kreuz und quer über die Seen brausen. Wie Stand-Up-Paddles sind sie im Grunde genommen überall da einsetzbar, wo sich genügend Wasser findet. Gerade jetzt, wo die Temperaturen steigen, erfreut sich das neuartige Sportgerät wachsender Beliebtheit – auch in der Zentralschweiz.

Auf dem Sempachersee stellte ein Luzerner Pump-Foil-Sportler kürzlich sogar einen Weltrekord auf (zentralplus berichtete).

Bei Birdlife Luzern betrachtete man den Vormarsch der Sportart allerdings mit Sorge. Sie sollen noch schlimmer sein für die Wasservögel als die Stand-Up-Paddles, heisst es auf Anfrage.

Im schlimmsten Fall: Artensterben

Gemäss Yvonne Keiser, Co-Präsidentin von Birdlife Luzern, können Wasservögel solche Foils nämlich bereits aus weiter Entfernung als Bedrohung wahrnehmen. Das könne zu Fluchtreaktionen und Stress führen. Was die Effekte auf Wasservögel angeht, schätzt sie Pump-Foils und Stand-Up-Paddles in etwa gleich ein. Aber sie kann sich gar vorstellen, dass die Foils bei den Vögeln noch heftigere Reaktionen hervorrufen, weil sie schneller sind.

«Für die Tiere ist es problematisch, wenn wir die Natur einfach als einen Fun-Park betrachten.»

Yvonne Keiser, Co-Präsidentin Birdlife Luzern

«Bei grossem Stress ist nicht gegeben, dass sich ein Vogel erfolgreich fortpflanzt», sagt Keiser. Insbesondere, wenn ein Vogel regelmässig fliehen muss, könne sich dies negativ auf den Bruterfolg auswirken. «Im Extremfall kann das zu einer Abnahme oder zum Verschwinden einer Art führen», so Keiser.

Die Natur achten

«Ich blicke mit Sorge in die Zukunft», sagt Keiser über die steigende Anzahl von Menschen, die sich auf den Seen sportlich betätigen. «Ich hoffe, Pump-Foils werden sich nicht auch noch derart verbreiten wie Stand-Up-Paddles.»

Am Ende, so Keiser, sei es die schiere Masse an Menschen auf den Seen, welche die Sache heikel mache. «Für die Tiere ist es problematisch, wenn wir die Natur einfach als einen Fun-Park betrachten.» Deshalb habe sie gemischte Gefühle.

Das ist ein Pump-Foil

Ein Pump-Foil ist eine Art Surfboard, an dessen Unterseite ein quer zum Board verlaufendes «Foil» befestigt ist. Das Board wird per Muskelkraft auf und ab bewegt. Das Brett hebt sich beim Fahren aus dem Wasser und nur das Foil verbleibt im Nassen.

Durch das Wasser, das unter und über dem Foil durchfliesst, entsteht ein Unterdruck. Dieser Druck gibt dem Fahrer Auftrieb, dieser kann so über das Wasser gleiten. Die Sportart ist gemäss Wikipedia noch sehr jung. Surfer entwickelten das Gerät um die Jahrtausendwende.

Probleme bei der Aufklärung

Letztlich braucht es aus Sicht von Keiser intensive Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung. Zum Thema Stand-Up-Paddles sensibilisiere die Kampagne «Aufs Wasser mit Rücksicht» des Vereins «Natur&Freizeit». Und auch die Vogelwarte Sempach habe zusammen mit Partnern diesbezügliche Empfehlungen herausgegeben, erzählt Keiser.

«Die Herausforderung besteht allerdings darin, mit solchen Kampagnen die richtigen Menschen zu erreichen», führt Keiser aus. Oftmals seien solche Wassersportler Individualisten. Gerade in neuen Sportarten seien die Leute noch kaum in Vereinen organisiert. Sie gezielt anzusprechen, sei deshalb schwieriger.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Yvonne Keiser, Co-Präsidentin von Birdlife Luzern
  • Medienmitteilung des Zentralschweizer Polizeikonkordates
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