Umweltschützer kritisieren Zuger Firma

Deshalb setzt Glencore weiter auf Kohle

Die Kohlemine Goedgevonden von Glencore in Südafrika. (Bild: Glencore)

Glencore ist nicht dafür bekannt, klimafreundliche Geschäfte zu betreiben – und seine Aktionäre wollen, dass das so bleibt. Umweltschützer üben harsche Kritik am Zuger Rohstoffriesen.

Mit Kohle Kohle machen, soll bei Glencore auch in Zukunft das Motto bleiben. Die Aktionäre des Unternehmens haben sich in einer Abstimmung kürzlich dafür ausgesprochen, dass der Baarer Rohstoffriese weiterhin mit dem fossilen Brennstoff handle. Das hat Glencore am Mittwoch per Medienmitteilung publik gemacht.

Die Spitze des Unternehmens hätte eigentlich vorgehabt, den Handel mit Kohle abzustossen und das Kerngeschäft auf das Wirtschaften mit Metallen zu konzentrieren, welche für die Energiewende wichtig sind. Warum die Anteilseigner das nicht wollen? Das schwarze Gestein lässt die Kasse klingeln.

Greenpeace und der Verein Klimaschutz Schweiz finden die Neuigkeiten aus dem Hause Glencore, gelinde gesagt, unerfreulich. Für sie ist klar, dass das Kohlegeschäft keine Zukunft haben darf – egal in welcher Form. Aus Sicht der Umweltschützer missachten die Aktionäre ihre Verantwortung.

Zukunftspläne vereitelt

Im vergangenen November liessen Neuigkeiten aus Baar aufhorchen. Glencore wolle das Geschäft mit Kohle ausbauen – um es loszuwerden. Das Unternehmen gab seine Absicht bekannt, die kanadische Bergbaufirma Elk Valley Resources zu übernehmen, um sodann seine eigenen Kohlegeschäfte mit denen von Elk Valley Resources zu fusionieren und als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen (zentralplus berichtete).

Damit wäre Glencore klimafreundlicher dagestanden und für Investoren attraktiver geworden, welche sich aufgrund der Kohle bis jetzt nicht am Unternehmen beteiligen wollten. Das Geschäft mit dem schwarzen Gestein macht den Rohstoffkonzern gemäss der Datenbank Carbon Majors zu einem der weltweit gewichtigsten Verantwortlichen für CO₂-Emissionen (zentralplus berichtete).

Nach der Bekanntmachung dieser Pläne im November habe Glencore jedoch mehr und mehr Rückmeldungen seiner Aktionäre erhalten, dass dieses Vorgehen nicht erwünscht sei, wie es in der Medienmitteilung des Unternehmens heisst.

Geld war der Grund

Nach Abschluss der Übernahme von Elk Valley Resources Anfang vergangenen Monats hat der Konzern deshalb den Austausch mit seinen Anteilseignern gesucht. Zwei Drittel der Aktionäre hat er befragt – sie sagten zu den Plänen «nein danke». Und der Verwaltungsrat will dem Wunsch nachkommen.

Gemäss Glencore haben die Aktionäre ihre Entscheidung primär damit begründet, dass das Kohlegeschäft lukrativ sei. Die Liquidität, die dies verschaffe, helfe, das Geschäft mit sogenannten Übergangsmetallen wie Kupfer ausbauen zu können. Als Übergangsmetalle gelten jene, welche wichtig sind für die Erreichung der Energiewende. Zudem fördere das Kohlegeschäft die Rückzahlung überschüssiger Mittel an die Aktionäre – es sichere eine gute Rendite.

Greenpeace wirft Aktionären Kurzsichtigkeit vor

Niki Vischer, Expertin für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz, sagt auf Anfrage von zentralplus, dass bei Konzernen wie Glencore in den meisten Fällen institutionelle Grossaktionäre wie Pensionskassen und Versicherungen den Ton angäben.

«Der Entscheid der Aktionäre zeigt einmal mehr, dass sie bereit sind, kurzfristige Profite über die langfristige Stabilität unseres Klimas und damit über den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu stellen.»

Niki Vischer, Expertin für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz

Die Expertin von Greenpeace kritisiert entsprechend: «Der Entscheid der Aktionäre zeigt einmal mehr, dass sie bereit sind, kurzfristige Profite über die langfristige Stabilität unseres Klimas und damit über den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu stellen.»

Schadet Glencore sich selbst?

Die jetzt verworfene Strategie der Glencore-Spitze zur Aufspaltung des Unternehmens hätte sie gleichfalls nicht gutgeheissen. «Das Problem hätte sich dadurch nicht gelöst, sondern lediglich verlagert», sagt die Expertin für nachhaltige Finanzwirtschaft.

Bild aus einer der neu übernommenen Kohleminen von Glencore in Kanada. (Bild: Glencore)

Ihr Verdikt, was die Bemühungen des Rohstoffkonzerns anbelangt, klimafreundlichere Wege einzuschlagen: «Das – nun gescheiterte – Vorhaben zeigt, dass Glencore weiterhin keinen ernsthaften Willen hat, seinen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten.»

Klimaschutz Schweiz ist ernüchtert

Oliver Daepp, Geschäftsleiter des Vereins Klimaschutz Schweiz, sieht die Sache ähnlich wie Vischer. «Die Ankündigung von Glencore zum Kohleausstieg war von Anfang an irreführend», sagt Daepp. Glencores Plan, sich von Kohle zu distanzieren, bezeichnet er als Greenwashing.

Den Entscheid der Aktionäre findet Daepp ernüchternd. «Offenbar scheint man um des Profits willen nicht mal zu versuchen, den Konzern in Richtung Energiewende zu lenken.» Und dies, obwohl seit über zwölf Monaten globale Rekordtemperaturen herrschen würden, sagt der Geschäftsführer von Klimaschutz Schweiz.

Glencore verweist auf Anfrage von zentralplus auf den Konsultationsprozess mit seinen Aktionären, wie es diesen in seiner Medienmitteilung schildert und oben ausgeführt ist. Auf die konkreten Vorwürfe der Umweltschützer geht das Unternehmen nicht ein.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Niki Vischer, Expertin für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz
  • Schriftlicher Austausch mit Oliver Daepp, Geschäftsleiter des Vereins Klimaschutz Schweiz
  • Schriftlicher Austausch mit Sarah Antenore, Mediensprecherin Glencore Schweiz
  • Medienmitteilung von Glencore
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