Hightech im Einsatz

So will Luzern den Touristenstau in den Griff kriegen

Langfristig möchte die Stadt Luzern Touristenströme besser lenken und Besucherandränge verhindern, sagt Silvia Muff, Projektleiterin Tourismus bei der Stadt Luzern. (Bild: Emanuel Ammon/zvg)

Die Stadt Luzern misst seit über einem Jahr, wie viele Touristen sich an Hotspots aufhalten. Nun lässt sie sich in die Karten blicken, was mit den Messdaten geplant ist.

Wo gehen sie denn alle hin? Diese Frage stellen sich wohl einige Luzernerinnen, wenn sie sich die Touristenmassen anschauen, die Jahr für Jahr – und nach den Pandemiejahren wieder so emsig wie zuvor – ins Zentrum von Luzern pilgern.

Im Rahmen eines Pilotprojektes versuchte die Stadt 2023 im Verbund mit Luzern Tourismus zu eruieren, welche Orte in der Stadt besonders beliebt sind und wie viele Personen sich hier jeweils ansammeln. Die Idee dahinter sieht vor, Besucherströme künftig besser lenken zu können. So wie in vielen Vergnügungspärken Apps Gäste darauf hinweisen, bei welcher Attraktion gerade besonders viele Leute in der Warteschlange stehen, sollen sich Besucher in Luzern besser auf beliebte und belebte Orte in Luzern verteilen.

Ein Konzept, das die Stadt künftig weiter ausbauen will. Das schreibt sie im aktuellen Aufgaben- und Finanzplan für die Jahre 2025 bis 2028. «Eine Weiterentwicklung aufgrund der erfolgreichen Pilotierung ist derzeit in Arbeit und soll für 2025 für weitere Anwendungsfälle verwendet werden.»

So misst die Stadt ihre Besucher

Während der Pilotphase 2023 montierte die Stadt Luzern an fünf hochfrequentierten Orten Messstationen. Je eine bei der Kapellbrücke, Hertensteinstrasse, beim Rathausquai, Löwendenkmal und Schwanenplatz. Die Station beim Schwanenplatz misst zugleich die Menschenmassen in den angrenzenden Gassen Grendelstrasse, Ledergasse und Wagenbachgasse.

Die Stationen zählten mittels Wi-Fi-Tracker die Anzahl WLAN-fähiger Geräte wie Smartphones, Tablets oder Smartwatches (zentralplus berichtete). Nicht überall mit Erfolg. «Während der Pilotphase wurde festgestellt, dass die in Outdoorboxen eingebauten Wi-Fi-Tracker Verbindungsprobleme aufwiesen, die zu temporären Messausfällen führten», schreibt Silvia Muff, Projektleiterin Tourismus bei der Stadt Luzern, auf Anfrage.

Die Stadt Luzern entschied daher, diese Tracker durch andere Sensortechnologien zu ersetzen. So wurde am Schwanenplatz ein neues Zählsystem angebracht, das gleichzeitig Personen- wie auch Reisebusfrequenzen misst. Auf der Kapellbrücke wurde ebenfalls ein neuer Sensor angebracht, der mittels Lidar-Technologie die effektive Anzahl an Personen misst.

Stadt Luzern zeigt sich bisher zufrieden

Mit dem bisherigen Verlauf zeigt sich die Stadt grundsätzlich zufrieden. Die Ziele des Projektes seien grösstenteils erreicht worden, und die Ergebnisse würden eine «gute Grundlage» für die weitere systematische Messung der Besucherfrequenzen und die künftige Optimierung des Besuchermanagements in Luzern darstellen.

Der im Aufgaben- und Finanzplan angesprochene Ausbau soll gemäss Muff nicht zwingend über die Menge an Messstationen vorangetrieben werden. Zwar steht die Idee im Raum, weitere Standorte wie den Kasernenplatz und den Löwenplatz ebenfalls in das Projekt einzubinden. Aber: «Wir bleiben, Stand heute, grob bei den fünf oben erwähnten Standorten und werden diese optimieren», schreibt sie. Die Standorte Hertensteinstrasse und Rathausquai will die Stadt neu beurteilen, um eine bessere Messabdeckung zu erreichen.

Ein digitaler Reiseführer für Besucher

Die ermittelten Daten sollen in bereits bestehende Kanäle von Luzern Tourismus integriert werden. Wie etwa eine Website, die täglich über die Besucherzahlen der einzelnen Standorte informiert. «Darüber hinaus ist die Realisierung eines digitalen Reiseführers geplant», schreibt Muff. Das langfristige Ziel der Stadt sei es, diese Daten den Gästen zur Verfügung zu stellen, damit eine indirekte Lenkungswirkung erzielt werden könne und sich gewisse Ströme besser verteilen würden.

Bis es so weit ist, dauert es aber noch eine Weile. Denn um die im Projekt «Vision Tourismus Luzern 2030» definierte «kluge Lenkung der Gäste» in die Praxis umsetzen zu können, brauche es erst eine verlässliche Datengrundlage, erklärt Muff.

An diesen Luzerner Orten ist besonders viel los

Wirft man einen Blick auf die aktuellen Zahlen, zeigt sich, dass in der vergangenen Woche vor allem beim Rathausquai Hochbetrieb herrschte. Spitzenreiter war der Samstag, 7. September. Dann tummelten sich hier über 29’800 Personen. Auf Platz zwei liegt die Wagenbachgasse, das Verbindungsstück, das vom Schwanenplatz am Shamrock Pub und der Pizzeria Einhorn vorbei zur Hertensteinstrasse führt. Hier haben die Sensoren 9983 Leute gemessen.

Am wenigsten der insgesamt fünf Messstationen – die Station am Schwanenplatz misst auch einzeln die Grendelstrasse, Ledergasse und Wagenbachgasse – war die Ledergasse besucht. 1986 Leute durchwanderten am vergangenen Samstag die Gasse, die vom Schwanenplatz zum Sternenplatz mit dem Stadtkeller und dem Restaurant Fritschi führt.

Verwendete Quellen
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