Massiv weniger asiatische Touristen

Schweizer Hotels feiern Rekordsommer – aber nicht in Luzern

Asiaten sind seit den Pandemieeinschränkungen wieder vermehrt in Luzern anzutreffen – lange aber nicht mehr so viele wie davor. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Touristinnen sind zurück: Schweizweit verzeichneten die Hotels in diesem Sommer einen neuen Höchstwert der Logiernächte. In Luzern gibt es jedoch kein Rekordhoch, auch wenn die Zahlen seit den Einschränkungen von Corona steigen.

Noch nie nächtigten so viele Menschen in den Schweizer Hotels wie in diesem Sommer. Die Hotels verzeichnen schweizweit mit 23,9 Millionen Logiernächten von Mai bis Oktober einen neuen Höchstwert. Das entspricht einem Plus von 6,3 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Das teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) kürzlich mit. Bei den Zahlen handelt es sich um provisorische Ergebnisse.

23,9 Millionen Logiernächte – das sprengt den bisherigen Rekordwert aus der Sommersaison 2019 um 1,3 Millionen. Die Sommersaison war schon immer die stärkere Saison als der Winter. Gesamtschweizerisch werden knapp zwei Drittel aller Übernachtungen im Sommerhalbjahr verzeichnet, ein Drittel im Winterhalbjahr.

Anders sieht es in Luzern aus. Zwar sind auch hier die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – in der Stadt allein um elf Prozent, in der Gesamtregion um zehn Prozent. Ein Rekordhoch sei das jedoch nicht, da in den Sommern 2018 und 2019 etwas mehr Logiernächte gezählt worden seien (zentralplus berichtete). Das sagt Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Luzern Tourismus, auf Anfrage.

Weniger Schweizer, mehr ausländische Touristinnen

Gemäss Zahlen des BFS verzeichneten die Hotels im Kanton Luzern diesen Sommer 1,45 Millionen Logiernächte. Im Vorjahr waren es während derselben Periode von Mai bis Oktober 1,32 Millionen Logiernächte.

«Schweizerinnen und Schweizer sind nach wie vor unsere wichtigsten Gäste.»

Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation Luzern Tourismus

Interessant: Das Plus ist den ausländischen Touristinnen zu verdanken – in Luzern wie auch schweizweit. Die Schweizer übernachteten weniger in Luzerner Hotels, ihr Anteil ist in diesem Sommer um 9,4 Prozent gesunken auf rund 517’000 Logiernächte. Bei den ausländischen Touristinnen waren es 928’000 Logiernächte, das sind 23,8 Prozent mehr als im Vorjahressommer.

Das Ende des Hypes um Ferien in der Schweiz?

Ist der Trend, das eigene Land zu bereisen, nach den Einschränkungen der Coronapandemie derart abgeflaut? Wollen Schweizerinnen wieder ans Meer? «Schweizerinnen und Schweizer sind nach wie vor unsere wichtigsten Gäste», kontert Gerardi. «Wir haben festgestellt: Durch Covid haben eher mehr und neue Schweizer Gäste Gründe gefunden für Ferien in unserer Region, und sie sind auch nach der Pandemie wieder zurückgekehrt.» In der Tat sind die Touristinnen nach dem Coronatief schneller nach Luzern zurückgekehrt als erwartet (zentralplus berichtete).

Das untermauert Gerardi mit ein paar Zahlen. Per Ende Oktober verzeichnete die Stadt Luzern aus dem Heimmarkt zwar ein Minus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In der Region habe es einen geringen Rückgang von drei Prozent gegeben. Mittelfristig betrachtet seien die Zahlen aber gestiegen: um 10,5 Prozent in der Stadt und 18 Prozent in der Region, im Vergleich zu 2019, einem Jahr vor Corona.

Nach wie vor viel weniger Asiatinnen als vor Corona

Vor allem Amerikaner und Asiatinnen reisen vermehrt in die Schweiz, hier gab es den grössten Anstieg. In Luzern gab es bei amerikanischen Touristen ein Plus von 34 Prozent, bei den asiatischen ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

«Überseegäste sind wichtig für den Schweizer Tourismus, gerade auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit.»

Markus Berger, Mediensprecher Schweiz Tourismus

Das klingt nach viel – es finden aber massiv weniger asiatische Touristinnen den Weg nach Luzern als früher. Nämlich 35 Prozent weniger als in der Zeit vor Corona. Bei den Touristen aus den Staaten ist es ein Plus von 14 Prozent. «Der Markt USA hatte sich schnell erholt, nachdem das Reisen wieder möglich war», sagt Gerardi dazu.

«Nachhaltiger» Tourismus: Wie das aufgehen soll

Doch: Wie ist dieser Trend mit einem nachhaltigen Tourismus vereinbar? Markus Berger, Mediensprecher von Schweiz Tourismus, betont, dass 45 Prozent der Gäste aus der Schweiz, 35 Prozent aus Europa kämen und 20 Prozent Überseegäste seien.

Berger betont, dass es ohne diese nicht ginge. «Letztere sind wichtig für den Schweizer Tourismus, gerade auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit.» Diese dürfe man nicht nur auf die Ökologie und nur auf die Flugreise begrenzen. «Nachhaltigkeit bedeutet auch, ausserhalb der Hauptsaison zu reisen und damit einen touristischen Ganzjahresbetrieb mit attraktiven Ganzjahresstellen zu ermöglichen. Diese sind wichtig, um die Abwanderung aus den Berggebieten zu bremsen», so Berger.

Nachhaltig sei auch, länger zu bleiben. Das treffe vor allem auf Gäste aus Übersee zu. Schweizer Gäste würden oft nur für einen Wochenendausflug anreisen. Auch bedeute ein zukunftsfähiger Tourismus, verteilt zu reisen, also ebenfalls bei schlechtem Wetter und während der Woche, auch wenn keine Schulferien sind. «Dann sind keine Schweizer Gäste unterwegs, die ausländischen Gäste sichern somit den durchgehenden Betrieb und die Existenz der Tourismusbetriebe.»

Überseegäste geben mehr Geld aus

Auch Luzern Tourismus betont diese mehrschichtigen Dimensionen. Es gehe auch darum, wie viel die Touristinnen an Geld hier ausgeben. So würden asiatische und amerikanische Gäste «markant mehr Wertschöpfung» für Unternehmen generieren, da diese pro Tag mehr Geld ausgäben und mehr Leistungen in Anspruch nähmen, so Gerardi. Auch Berger greift diesen Punkt auf. Die rund 20 Prozent der Gäste in der Schweiz, die aus Übersee anreisen, seien «deutlich ausgabefreudiger» als Schweizer Gäste.

Gerardi weiter: «Es ist auch unser Ziel, dass Gäste länger bleiben und innerhalb der Destination auch noch eher unbekanntere Regionen besuchen.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Bundesamts für Statistik (BFS)
  • Zahlen des BFS zu Logiernächten in Luzern und in der Zentralschweiz
  • Schriftlicher Austausch mit Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation und Mediensprecherin Luzern Tourismus
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Berger, Mediensprecher Schweiz Tourismus
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 19.12.2023, 07:18 Uhr

    Überseegäste sind ernstzunehmende CO2-Schleudern. Passt dies zum Leitbild der Nachhaltigkeit der Stadt Luzern? Wenn es primär um Einnahmen, Arbeitsplätze und das steuerliche Befüllen der Stadtkasse geht, empfiehlt sich dringend die Suche nach weniger umweltbelastenden, langfristig nachhaltigen und vor allem krisensichereren Wirtschaftszweigen mit echter Wertschöpfung.

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  • Profilfoto von Regula
    Regula, 18.12.2023, 12:04 Uhr

    Die Argumentationen zur Nachhaltigkeit im Tourismus werden von Jahr zu Jahr abenteuerlicher… 🙂

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  • Profilfoto von Luzerner
    Luzerner, 18.12.2023, 11:35 Uhr

    Und es ist Wunderbar. Endlich mal zügig durch die Stadt laufen ohne ständig ausgebremst zu werden.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 18.12.2023, 12:56 Uhr

      Gratuliere. Fehlen die Touristen langfristig, so werden Sie dann halt durch die Löcher im Bodenbelag ausgebremst.

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      • Profilfoto von Baldo
        Baldo, 18.12.2023, 17:32 Uhr

        Quatsch, wir zahlen alle Steuern, da muss die Stadt aufhören Geld für 0815 Projekte und sonstigen Schwachsinn zu verschwenden.

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