Verein ist wenig begeistert

Tennisclub Zug soll künftig auf einem Dach spielen

In Realität ist kein Wolkenkratzer geplant. Doch kommt die Idee der Stadt Zug zustande, dürften sich Zuger Tennisspieler beim Ausführen ihres Hobbys bald in luftiger Höhe wiederfinden. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock, KI-generiert; zvg)

Die Stadt Zug sieht aufgrund eines Neubauprojekts keine Zukunft für ebenerdige Tennisplätze im Göbli. Der dort beheimatete Tennisclub Zug soll künftig auf der Dachfläche des Neubaus spielen – sehr zu dessen Unmut.

Über dem Tennisclub Zug hängt seit Jahren ein Damoklesschwert. Bereits im Frühjahr 2018 kam es im Zuger Parlament zu Diskussionen über die Zukunft des Tennisclubs (zentralplus berichtete). Im Fokus stand hierbei der Standort der Tennisplätze im Zuger Göbli. Die Stadt plant auf dem Areal ein Neubauprojekt mit Räumlichkeiten für die Feuerwehr und einen Werkhof. Ob und in welcher Form hierbei der Tennisclub Zug Platz hat, ist umstritten.

Was vor sechs Jahren in weiter Ferne schien, ist heute Realität. In einer Medienmitteilung schreibt der Tennisclub Zug, dass er seinen Standort im Göbli gefährdet sehe. Auslöser dafür war die Kündigung des Pachtvertrags per 31. Dezember 2025 seitens der Stadt.

Tennisclub befürchtet Aus

Wo übernächstes Wochenende Tennisprofis anlässlich des ATP Challenger Turniers «Zug Open» auflaufen, könnte also bald gar kein Tennis mehr gespielt werden. Der Zuger Traditionsverein bangt aufgrund des Bauprojekts der Stadt um sein Fortbestehen.

«Die Suche nach einer möglichen Interimslösung gestaltet sich unklar. Ohne Übergangslösung während der mindestens dreijährigen Bauphase würde der Tennisclub vor dem Aus stehen. Die Jobs der Mitarbeitenden wie Trainer, Platzwart usw. könnten nicht gesichert werden. Die Junioren müssten ihr Training aufgeben, und der Tennisclub Zug würde vor finanziellen Schwierigkeiten stehen, zumal er keine Mitgliederbeiträge mehr erhalten würde», heisst es in der Medienmitteilung. Der Tennisclub gibt weiter zu bedenken, dass die Stadt Zug mit dem Verlust der Tennisplätze im Göbli auch an Freizeitwert verlieren und somit ein grosses Stück Lebensqualität einbüssen würde.

Stadt Zug will den Tennisclub nicht zur Auflösung zwingen

Dieser Meinung ist auch der Zuger Stadtrat. So schreibt Stadtpräsident André Wicki (SVP): «Der Tennisclub Zug und Tennis als Sportart sind für das Freizeitangebot in der Stadt Zug sehr wichtig.»

Weiter erklärt er: «Eine Clubauflösung wird es nicht geben. Der Club mit seinen 800 Mitgliedern und seiner grossen Jugendabteilung wird auch in Zukunft seinen hohen Stellenwert für das Vereinsleben und das Freizeitangebot der Stadt Zug behalten können.» Um dies gewährleisten zu können, stehe die Stadt in kontinuierlichem Austausch mit dem Tennisclub.

Tennisspielen in luftiger Höhe?

Ein Lösungsansatz steht bereits im Raum. Die Stadt hat dem Tennisclub Zug angeboten, neue Tennisplätze auf den Dächern der geplanten Feuerwehrgebäude zu errichten. Im ersten Moment erscheint diese Idee etwas kurios. Doch Wicki sieht bei der Umsetzung keine Probleme und beruft sich auf eine durchgeführte Machbarkeitsstudie.

Der Stadtrat habe bereits 2020 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um eine Zusammenführung der benötigten Flächen des Werkhofs, der Feuerwehr und des Tennisclubs in einem Neubauprojekt zu überprüfen. Die Studie bestätige, dass ein solches Neubauprojekt möglich wäre, wenn die benötigten Flächen des Tennisclubs als Dachnutzung geplant würden, so Wicki. Für den Zuger Stapi ist der Fall klar: «Die Stadt ist überzeugt, dass die Machbarkeitsstudie aufgezeigt hat, dass der Tennisclub Zug seinen Betrieb am bisherigen Standort aufrechterhalten kann.»

Für Club schwer vorstellbar

Der Tennisclub sträubt sich aber gegen das Tennisspiel in luftiger Höhe. Monika Wegmann, die Kommunikationsbeauftragte des Tennisclubs Zug, schreibt auf Anfrage: «Grundsätzlich würden die meisten am liebsten im Göbli bleiben, und zwar auf dem Boden. Da sich niemand das Spiel auf dem Dach vorstellen kann, herrscht eine gewisse Unsicherheit.»

Gegen die Dach-Idee sprechen laut dem Tennisclub gute Gründe, etwa der Platz. Die Präsidentin des Tennisclubs äussert sich in der Medienmitteilung: «Noch ist es schwer vorstellbar, neun Plätze und die nötige Infrastruktur auf einer knapp begrenzten Fläche in circa neun Metern Höhe realisieren zu können.»

Insbesondere sei für sie fraglich, ob auf den Dächern Allwettersandplätze gebaut werden könnten. Zudem sorgt sich die Präsidentin um die Clubatmosphäre und um negative Veränderungen für die Zuschauer. Auch logistische Herausforderungen, wie beispielsweise die Lenkung der Besucherströme, würden ihr Sorgen bereiten. Und die Spielqualität könnte wegen stärkerer Winde in der Höhe beeinträchtigt werden, gibt Wegmann zusätzlich zu bedenken.

Alternative Lösungen

Der Tennisclub hofft auf eine Alternativlösung, die ebenerdiges Tennisspielen ermöglichen würde. Während den Diskussionen 2018 stand die Idee einer Fusion mit dem Tennisclub Allmend im Raum. Der Tennisclub Zug lehnt diese heute jedoch entschieden ab. Der Tennisclub Allmend habe zu wenige Plätze und räumlich keine Möglichkeit für einen Ausbau, so Wegmann.

In der Medienmitteilung erklärt der Tennisclub Zug, dass er auch einen Umzug in Kauf nehmen würde, um weiterhin auf dem Boden zu bleiben. Er könnte es sich beispielsweise vorstellen, künftig an der Sportmeile im Hertiquartier die Schläger zu schwingen.

Im Hertiquartier können Zugerinnen allerlei Sport betreiben. (Bild: Andreas Busslinger)

Für die Stadt Zug jedoch keine Option, so Wicki: «Die umfangreichen Abklärungen der Stadt Zug haben ergeben, dass es für einen anderen ebenerdigen Standort auf stadteigenem Land keine alternativen Flächen gibt.» Noch ist die Idee eines Umzugs aber nicht gestorben: «Die Stadt Zug ist jedoch mit der Korporation Zug, der grössten Landeigentümerin in der Stadt, im Gespräch, um gemeinsam eine Lösung zu finden.» Der Tennisclub Zug darf also weiterhin hoffen.

Übergangszeit als Knackpunkt für den Tennisclub

Zumindest für einen temporären Umzug muss jedoch schnell eine Lösung her. Wie bereits erwähnt, fürchtet der Tennisclub um sein Fortbestehen, wenn seine Mitglieder während der dreijährigen Bauphase nicht anderswo spielen können. Stünden konkrete Übergangspläne, könne sich der Tennisclub gar das Spielen auf dem Dach vorstellen, so Wegmann. Auch für Alternativen sei der Tennisclub offen, heisst es weiter.

Vorerst kann der Tennisclub noch bis zum Jahresende 2025 im Göbli bleiben. Die Stadt habe zudem eine temporäre Nutzung des Geländes bis 2028 in Aussicht gestellt, erklärt Wegmann. In dieser Zeit plane die Stadt das Neubauprojekt.

Die Stadt Zug erwarte jedoch vom Tennisclub eine Entscheidung bezüglich der Dach-Idee bis im Dezember 2024, heisst es in der Medienmitteilung. Ob und wo die Spielerinnen des Tennisclubs Zug künftig spielen werden, sollte sich also bis zum Jahresende zeigen.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Tennisclubs Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Monika Wegmann, Kommunikationsverantwortliche des Tennisclubs Zug
  • Schriftlicher Austausch mit André Wicki, Zuger Stadtpräsident
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